Autoimmune Nierenkrankheiten: Pathogene Zellinteraktionen aufgedeckt

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Forscher des Hamburg Center for Translational Immunology (HCTI) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben krankheitsfördernde Zellinteraktionen bei Patienten mit autoimmunen Nierenerkrankungen aufgedeckt.

Die schnell fortschreitende Glomerulonephritis (RPGN) ist die aggressivste Gruppe der Autoimmunnierenerkrankungen und ist durch die Bildung glomerulärer Halbmonde mit Proliferation parietaler Epithelzellen (PECs) gekennzeichnet. Die zugrunde liegenden Mechanismen der glomerulären Halbmondbildung sind jedoch noch nicht vollständig verstanden, erklären die Autoren.

In ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Immunology“ veröffentlicht wurde, stellen die Wissenschaftler nun einen hochauflösenden räumlichen Nierenzellatlas mit 57 Proben von Patienten mit RPGN (ANCA-assoziierte GN, Lupusnephritis und antiglomeruläre Basalmembran-GN) zur Verfügung, um die zellulären Signalwege bei der Entwicklung der glomerulären Halbmonde zu charakterisieren.

Hochauflösender Nierenzellatlas

Eine frühe Signalisierung des aus Blutplättchen gewonnenen Wachstumsfaktors (PDGF) durch Epithel- und Mesangialzellen verursachte eine PEC-Aktivierung und -Proliferation in glomerulären Halbmonden, während eine spätere Signalisierung des transformierenden Wachstumsfaktors (TGF)-β durch Makrophagen, T-Zellen sowie Epithel- und Mesangialzellen die Expression von Komponenten der extrazellulären Matrix in PECs auslöste, die mit Glomerulosklerose und Krankheitsprogression assoziiert sind, beobachteten die UKE-Forscher.

Die Ergebnisse waren bei den verschiedenen GNs ähnlich. Die Forscher validierten diese Resultate anschließend funktionell in experimentellen GNs durch eine Blockade von PDGF und TGFβ.

Hinweis auf neue Behandlungsmöglichkeiten

Diese Ergebnisse unterstreichen ein räumlich und zeitlich konserviertes Progressionsprogramm in glomeruläre Halbmonde und Sklerose und weisen auf neue Behandlungsmöglichkeiten für autoimmune Nierenerkrankungen hin, so die Autoren. „Da wir nun den schrittweisen Erkrankungsablauf kennen, lassen sich Therapien entwickeln, die genau zum jeweiligen Krankheitsstadium passen und so unnötige Nebenwirkungen vermeiden“, kommentiert Studienleiter Prof. Christian Krebs.