Autoimmunerkrankungen: Unterschiedliche Risiken für den Verlauf der Schwangerschaft

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Eine US-Studie zeigte, dass jede Art von Autoimmunerkrankung anders ist, jede Person hat ihre eigene Krankengeschichte hat, und die damit verbundenen Risiken sich im Laufe der Schwangerschaft ändern können.

Für viele werdende Mütter mit Autoimmunerkrankungen kann eine Schwangerschaft entmutigend und voller Unbekannter sein. In einigen Fällen haben sich Personen, die an bestimmten Autoimmunerkrankungen leiden, aufgrund von Bedenken über die Behandlung ihrer Krankheit und negative Schwangerschaftsergebnisse dafür entschieden, ganz auf eine Schwangerschaft zu verzichten. In einer in der Fachzeitschrift „Lancet eClinical Health“ veröffentlichten Studie haben Forscher des Institute for Systems Biology (ISB), USA, und von Providence (einem der größten gemeinnützigen Gesundheitssysteme in den Vereinigten Staaten) gezeigt, dass Schwangere mit Autoimmunerkrankungen unterschiedliche Schwangerschaftsergebnisse erzielen. Die Ergebnisse unterstreichen, dass es keinen einheitlichen Ansatz gibt, der für alle passt.

„Die Forschung macht rasche Fortschritte. Wenn Sie mit einer Autoimmunerkrankung leben und derzeit schwanger sind oder darüber nachdenken, ein Kind zu bekommen, empfehle ich Ihnen dringend, mit Ihrem Spezialisten für Autoimmunerkrankungen über die Schwangerschaft und die vielen Faktoren zu sprechen, die Sie bei Ihrer Behandlung und anderen wichtigen Entscheidungen berücksichtigen müssen“, betont Dr. Philip Mease, ein Rheumatologie-Experte von Providence und Mitglied des Studienteams.

Das Forschungsteam untersuchte die elektronischen Krankenakten von mehr als 365.000 schwangeren Personen über einen Zeitraum von 10 Jahren, darunter mehr als 5700 Patienten, die mindestens eine von 12 Autoimmunkrankheiten hatten: Psoriasis, entzündliche Darmerkrankungen, rheumatoide Arthritis, Spondyloarthritis, multiple Sklerose, systemischer Lupus erythematodes, psoriatische Arthritis, Antiphospholipid-Syndrom, Sjögren-Syndrom, Vaskulitiden, Sarkoidose und systemische Sklerose. Die Forscher berücksichtigten eine Vielzahl von Schwangerschafts- und Mutterschaftsmerkmalen, die mit Frühgeburten in Verbindung gebracht werden, sowie viele andere medizinische Bedingungen, wie Bluthochdruck und Diabetes.

Ihre Ergebnisse zeigen einen komplexen Zusammenhang zwischen Autoimmunerkrankungen und Schwangerschaftsergebnissen. Insbesondere für Schwangerschaften nach 20 Wochen Schwangerschaftsalter galt:

  • Bei Patientinnen mit einer Autoimmunerkrankung ist das Vorhandensein anderer Erkrankungen ein wichtiger Risikofaktor für Frühgeburtlichkeit, geringes Gestationsalter und niedriges Geburtsgewicht.
  • Die Bereinigung um andere Erkrankungen bestätigte, dass Patientinnen mit Lupus ein höheres Risiko für ungünstige Schwangerschaftsergebnisse haben.
  • Unerwarteterweise wiesen Patienten mit rheumatoider Arthritis oder entzündlichen Darmerkrankungen nach Anpassung an die Begleiterkrankungen kein signifikant höheres Risiko für ungünstige Schwangerschaftsergebnisse auf.

„Eine pauschale Aussage, dass eine Autoimmunerkrankung ein hohes Risiko für eine Schwangerschaft darstellt, ist nicht ausreichend. Jede Art von Autoimmunerkrankung ist anders, jede Person hat ihre eigene Krankengeschichte, und das Risiko kann sich im Laufe der Schwangerschaft ändern. Diese Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, Begleiterkrankungen zu berücksichtigen“, erklärt die ISB-Assistenzprofessorin Jennifer Hadlock, die die Studie leitete. „Es war unerwartet zu sehen, dass rheumatoide Arthritis und entzündliche Darmerkrankungen in der Schwangerschaft nach 20 Wochen Schwangerschaftsalter nicht unbedingt mit einem erhöhten Risiko für eine Frühgeburt verbunden sind. Dies wirft neue Fragen über die Zusammenhänge zwischen Komorbiditäten und Autoimmunerkrankungen auf“, fügt sie hinzu.

Es besteht ein erheblicher Bedarf an prospektiven Studien, die die gesamte Dauer der Schwangerschaft betrachten und mehr Details über den Schweregrad und die Behandlung sowohl der Autoimmunerkrankung als auch anderer begleitender medizinischer Erkrankungen enthalten. „Diese Ergebnisse können dazu beitragen, die Diskussion über Autoimmunerkrankungen und Schwangerschaft neu zu gestalten, und sie eröffnen neue Perspektiven für einen traditionell wenig untersuchten Bereich der Forschung“, sagt Hadlock abschließend.