Back in Bielefeld – Bpt-Intensiv punktet mit dem Thema „Geriatrie“

Fotos: © Sigrun Grombacher

Vom 29. Februar bis 03. März 2024 fand die diesjährige bpt-Intensiv Kleintierfortbildung in Bielefeld statt. Das Motto „Geriatrie“ lockte um die 1200 Tierärzte, 235 Tiermedizinische Fachangestellte und 80 Ausstellerfirmen in die westfälische Metropole.

Praxisinhaber stellten mit 43 Prozent das Gros der Teilnehmer dar, die angestellten Tierärzten machten 31 Prozent der Teilnehmer aus. Vierbeiner waren eine ganze Menge vor Ort und belebten – jung wie alt – die Szenerie.

Bella ist mit 12 Jahren noch topfit. Foto: © SG

Ob es uns behagt oder nicht, ob wir uns mit Händen und Füßen wehren oder gelassen mit dem natürlichsten aller Prozesse umgehen: Wir alle altern. Und mit fortscheitendem Alter treten mannigfaltige Veränderungen auf, die mit dem Verlust von Organfunktionen einhergehen. Doch bis wir eines Tages schlussendlich das Zeitliche segnen, gehen zumeist zahlreiche Tage resp. Jahre ins Land. Nicht anders verhält sich das bei unseren tierischen Begleitern. Da Tiere jedoch ihren Zustand nicht in Worten beschreiben können, ist es manchmal schwierig zu erkennen, ab wann der animalische Companion Unterstützung benötigt und welcher Art genau diese sein sollte. Um die Tierärzte für die speziellen Probleme geriatrischer Patienten zu sensibilisieren, wurde in Bielefeld ein breites Spektrum an mit dem Altern assoziierten Aspekten abgedeckt, von den besonderen Anforderungen an die Anästhesie bis zu den sehr häufig auftretenden Zahnerkrankungen.

Die Lebenserwartung von Haustieren steigt stetig

Der Vortragszyklus wurde am Freitagmorgen von Prof. Barbara Kohn, Leiterin der Kleintierklinik der FU Berlin, eröffnet. Gleich zu Beginn betonte Kohn, dass die Geriatrie für sie eine Art Königsdisziplin darstelle, für die viele verschiedene Disziplinen zusammenarbeiten müssten, um die bestmögliche Versorgung des Tieres im Alter zu gewährleisten. Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung der Haustiere steige die Zahl betagter Patienten stetig an, so Kohn. Dies stehe u. a. mit gesünderer Ernährung, stärkerem Bewusstsein der Besitzer, höheren Ansprüchen und besserer tiermedizinischer Versorgung in Zusammenhang.

Mumpitz Foto: © SG

Ab wann ein Hund als alt zu betrachten ist, hänge vor allem mit der Größe zusammen. So gelten große Rassen bereits im Alter von acht Jahren als Senioren, während dies bei Katzen ab einem Alter von elf bis 14 Jahren eintritt. Ab 14 handelt es sich dann um geriatrische Individuen im engeren Sinne, was sich in der Literatur auch in der Bezeichnung „Super Senior“ widerspiegelt. Kohn führte in Anlehnung an die Humanmedizin die Pathomechanismen des Alterns auf, wie etwa die Verkürzung der Telomere, die eine Aussage über das biologische Alter zulasse. In einer Studie an Katzen wurde gezeigt, dass bei an chronischer Nierenerkrankung leidenden Tieren im Vergleich zu gesunden Katzen verkürzte Telomere vorlagen (Quimby et al., 2013). Ebenfalls in Anlehnung an die Humanmedizin erörterte Kohn das Emerging-Frailty-Konzept, bei dem es sich per definitionem um ein biologisches Syndrom handele, „das durch einen Verlust von individuellen Reserven und einer erhöhten Vulnerabilität gegenüber internen und externen belastenden Einflussfaktoren charakterisiert ist.“ Das Altersphänomen, das auch bei Tieren durch Studien belegt sei, gehe mit einer verminderten Leistungs- und Kompensationsfähigkeit einher, sowie mit einer erhöhten Anfälligkeit für Erkrankungen. Die Zuhörerschaft ü 50 hatte vermutlich eine etwaige Vorstellung davon, was gemeint ist. Auch ist Frailty mit einer erhöhten Mortalität verbunden.

Stichwort Multimorbidität

Kohn, die an der LMU München studiert hat, zeigte Studien von Prof. Wilfried Kraft (LMU) auf, der  bereits in den 80-er Jahren Dissertationen mit dem Thema Altern bei Hunden und Katzen vergeben hat. In diesen Studien konnten bis zu fünf verschiedene Erkrankungen parallel bei alten Tierpatienten nachgewiesen werden.

Auch wies Kohn daraufhin, dass den Parodontopathien aufgrund des häufigen Vorkommens eine herausragende Rolle zukomme, was von Dr. Martina von Suntum, Germersheim, in ihrem Vortrag zu Maulhöhlenveränderungen im Alter im Verlauf des Tages nachhaltig bestätigt wurde.

Marie Foto: © SG

Kohn riet an, bei multimorbiden Tieren gegebenenfalls ein Ranking vorzunehmen, welche Erkrankung die größte Relevanz für die Lebensqualität des Patienten habe und diese primär zu therapieren. Auch in puncto Medikamentenverabreichung sei eine restriktive Vorgehensweise gerade bei der Katze anzustreben. Mittlerweile gebe es Bemühungen, Serviceangebote zur Überprüfung von potenziellen Medikamentenwechselwirkungen auch für Tierpatienten zur Verfügung zu stellen, wie beim Menschen bereits online verfügbar. Außerdem rät Kohn, dem Tierbesitzer eine Priorisierung an die Hand zu geben, welche Medikamente unbedingt täglich eingegeben werden müssen, welche von geringerer Wichtigkeit sind oder bei welchen eine nicht ganz so regelmäßige Eingabe eher verschmerzbar ist, wie etwa Vitaminpräparate. Was Tierärzte sich bewusst machen sollten, ist, dass die Besitzercompliance eng mit dem Vertrauensverhältnis zwischen Tierarzt und Besitzer verbunden ist. So konnte in einer Fragebogenstudie der LMU München zum Impfen von Hunden gezeigt werden, dass die tierärztliche Beratung eine starke Wirkung auf die Überzeugungen und Handlungen des Tierbesitzers hat (Eschle et al., 2020). Die vom Tierarzt abgegebenen Impfempfehlungen standen in engem Zusammenhang mit dem Impfstatus und sollten zur Erhöhung der Impfraten bei Hunden genutzt werden, so das Fazit der Wissenschaftler. Kohn machte deutlich, dass der Rat des Tierarztes ausschlaggebend ist, wie der Tierbesitzer agiert.

Für Katzen können Tierarztbesuche mit Stress verbunden sein. Wie Studien belegen, kann stark gestressten Katzen vor einem Tierarztbesuch der Wirkstoff Gabapentin verabreicht und so der Stresslevel reduziert werden, so die Klinikleiterin. (Anmerk. d. Red.: In einem Review von Di Cesare F et al., 2023 werden mehrere dieser Studien aufgeführt.) Bei großen Hunderassen sind im Zuge der Routineuntersuchungen im Seniorenalter zusätzlich Ultraschalluntersuchungen des Abdomens (Milz) und der Prostata vorzunehmen. Auch dem Body und dem Muscle Condition Score muss regelmäßig Beachtung geschenkt werden. Eine Gewichtsabnahme von 5-10 Prozent gilt als relevant, d. h. bei einer Katze mit 5 kg Körpergewicht (KG) wäre ein Verlust von 300 g, entsprechend 6 Prozent KG, ein relevanter Gewichtsverlust und eine Ursachensuche diesbezüglich ist einzuleiten, sofern die Gewichtsabnahme nicht vom Besitzer initiiert wurde. Kohn zeigte dies am Beispiel einer Studie zum Gewichtsverlust bei Katzen mit chronischer Nierenerkrankung auf (Freemann LM et al., 2016). Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Gewichtsverlust bereits vor der Diagnose einer chronischen Nierenerkrankung bei Katzen festgestellt werden kann, dieser beschleunige sich nach der Diagnose und sei mit einer kürzeren Überlebenszeit verbunden. Die regelmäßige Überprüfung des Körpergewichts kann Tierärzten bei einer frühzeitigen Diagnose einer chronischen Nierenerkrankung helfen, so das Resümee der Studie.

Angus und (Amazing) Octavia Foto: © SG

Sarkopenie, die progressive generalisierte altersabhängige Abnahme der Skelettmuskulatur, die unabhängig von Erkrankungen im Laufe des Lebens eintritt und von der Kachexie abzugrenzen ist, beginnt bei der Katze zwischen dem 7.-10. Lebensjahr und geht mit verminderter Lebensqualität und erhöhter Mortalität einher. Beim Menschen verlieren die meisten Erwachsenen im Zeitraum vom 30. bis zum 80. Lebensjahr um die 30 Prozent (und mehr!) ihrer Muskelmasse. Dem sollte mit entsprechendem Training entgegengewirkt werden. Ob resp. inwieweit es bei Tieren ebenfalls zum sogenannten Inflammaging wie beim Menschen kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Abschließend bezog Kohn noch kurz Stellung, wie mit dem Impfen bei alten Tieren zu verfahren sei im Hinblick auf die vorliegende Immunoseneszenz. Es sei genauso zu impfen wie bei normalalten Tieren, stellte sie klar, eventuell auch mal eine Antikörpererhebung vorzunehmen und für den Fall, dass keine Impftiter mehr vorhanden seien, müsse eine erneute Grundimmunisierung, d.h. eine zweimalige Impfung im Abstand von vier Wochen durchgeführt werden.

Im Anschluss sprach Nadine Paßlack, noch JLU Gießen, über die Adipositas bei alten Patienten: Symptom und Risikofaktor zugleich, und erläuterte Unterschiede zwischen Hund und Katze.

Hunde und Katzen sind keine kleinen Menschen

Adele, 8 Monate Foto: © SG

Über Besonderheiten in der Pharmakotherapie beim geriatrischen Patienten referierte Prof. Melanie Hamann von der JLU Gießen, in einem im Vorfeld eingesprochenen Videobeitrag, da sie aufgrund eines Begräbnisses in der Familie, nicht anwesend sein konnte. Sie führte neben den altersbedingten Problemen auch das Problem der Selbstmedikation durch den Tierhalter auf, das gerade derzeit an Bedeutung gewinnen dürfte. So konnte durch eine Studie in den USA nachgewiesen werden, dass die Paracetamolvergiftung die vierthäufigste bei der Katze ist. Grundsätzlich wisse man aber auch aus Studien aus Deutschland, dass bei Hunden die Intoxikation mit Schädlingsbekämpfungsmitteln noch immer an erster Stelle rangiere, aber schon an Platz zwei stünde die Intoxikation mit Humanarzneimitteln. Auch in Bezug auf Phytotherapeutika gäbe es bei Tieren Bedenken hinsichtlich Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen, so z. B. habe Ginseng antikoagulante und hypoglykämische Effekte. Zur Vermeidung von Arzneimittel-Interaktionen riet sie dazu dem Schema „MASTER of drug-use“ zu folgen, d. h. ein Minimum an Arzneimitteln zu verwenden, die Medikamenteneingabe durch den Tierhalter sowie eine potenzielle Selbstmedikation zu hinterfragen, mit niedrigen Dosierungen zu starten und diese nur langsam zu steigern bei Multimedikation (start low – go slow), ein therapeutisches Monitoring durchzuführen, d. h. die Dosis stets nach der Wirkung zu verabreichen, dem Tierhalter Nutzen und Risiko der Therapie zu erklären und last but not least zu einem regelmäßigen kritischen hinterfragen der gewählten Pharmakotherapie. Außerdem stellte sie die sogenannte „Priscus-Liste“ aus der Humanmedizin vor, die für ältere Menschen potenziell inadäquate Wirkstoffe/gruppen (PIM) enthält, sowie geeignete Alternativen zum Einsatz bei dieser Zielgruppe aufführt und über Maßnahmen informiert, falls der Einsatz der PIM unvermeidbar ist.

Wanda Foto: © SG

Vor der Mittagspause sprach Dr. Christiane Weingart von der FU Berlin über Hauterkrankungen bei geriatrischen Patienten. Sie wies darauf hin, dass eine Futtermittelallergie bei Hund und Katze in jedem Alter auftreten könne, so sind beim Hund bis zum 13. und bei der Katze bis zum 14. Lebensjahr Belege für den Erstnachweis einer Futtermittelallergie zu finden. Das häufigste Allergen bei Hund (34 Prozent) und Katze (18 Prozent) stelle Rindfleisch dar. Nahezu ebenso häufig seien Katzen gegen Fisch allergisch. Als andere häufig zu beobachtende Auslöser für Hautveränderungen beim alten Tier nannte sie Hyperadrenokortizismus und Hyperöstrogenismus. Als pathognomonisch für einen caninen Hyperöstrogenismus sei das lineare Erythem zu betrachten. Zur Diagnostik biete sich die Messung des Anti-Müller-Hormones an. Abschließend sprach Weingart das epitheliotrope T-Zell-Lymphom an, das mit hoher Schmerzhaftigkeit einhergehe, eine Schmerzmedikation sei daher in jedem Falle anzuraten. In Bezug auf die Behandlung verwies sie neben der bekannten Chemotherapie mit Lomustin und dem positiven Einfluss einer Fütterung von Fettsäuren, auf eine neue Studie hin, in der 12 Patienten über einen recht langen Zeitraum mit Isotretinoin, einem Vitamin A Analogon, behandelt wurden. In der Studie lösten sich alle Läsionen bei vier von 12 (33 %) behandelten Hunden auf. Bei weiteren drei Hunden besserten sich die Läsionen sichtbar, was einer Ansprechrate von 58 % entspricht. Bei zwei Hunden blieben die Läsionen unverändert und bei drei kam es trotz Therapie zum Fortschreiten der Erkrankung. Bei drei Hunden (25 %) traten unerwünschte Wirkungen auf, die alle rasch abklangen oder die Lebensqualität nicht beeinträchtigten (Chichorro Ramos S et al., 2022). Bei Patienten mit rein fokalem Auftreten ist eine Bestrahlungstherapie oder ein chirurgisches Vorgehen durchführbar.

Im Gespräch Foto: © SG

Entwarnung wurde unterdes in Bezug auf die GOT vermeldet. So informierte bpt-Geschäftsführer Heiko Färber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Freitagmittag in der berufspolitischen Kurzinformation, dass die Petitionen von FN und VDTH nicht die erwartete Unterstützung hatten. Das BMEL habe zwischenzeitlich auch wissen lassen, dass es keine vorgezogene Evaluierung geben werde. „Allerdings,“ so Färber „gibt es auch eine klare Erwartungshaltung des BMEL an die Tierärzteschaft.“ Vor allem erwarte man sich, dass sich die Gehälter für Angestellte in der Tiermedizin verbessern und der Erhalt der Versorgung mit tierärztlichen Leistungen v.a. im Notdienst gesichert ist.

Bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder zeigte sich sehr zufrieden über die gelungene Veranstaltung: „Ich freue mich, dass sich trotz Online-Angebot so viele Kolleginnen und Kollegen auf den Weg zu uns nach Bielefeld gemacht und so zum Gelingen dieser besonderen Fortbildung mit ihrem praxisnahen Konzept beigetragen haben.“

Marta, 2 1/2 Jahre Foto: © SG

Praxisnah waren die Tage in Bielefeld in jedem Fall, das sahen viele Kolleginnen und Kollegen auf Nachfrage so. Auch Eltje Degenaar, Tierärztin in eigener Praxis in Hilter am Teutoburger Wald, hatte mit Hündin Marta (2 ½ Jahre) viel Spaß auf der diesjährigen bpt-Intensiv-Fortbildung. Sie besucht die Veranstaltung seit vielen Jahren und kommt immer wieder gerne. Besonders gut gefallen hat ihr dieses Mal Privatdozent Dr. Florian Zeugswetter, der am Freitagmorgen einen Vortrag über PU/PD beim alten Patienten hielt und am frühen Samstagmorgen den Fall einer Prager-Rattler-Hündin mit Diabetes mellitus vorstellte, bei der zusätzlich ein Cushing vorlag.

Auch bei seinem weiteren Vortrag am Samstag sorgte er mit Wiener Schmäh und rasantem Tempo für gehaltvolle Unterhaltung. Dabei befasste er sich mit der Fallgeschichte eines Katzenpatienten mit einer recht imposanten Problemliste, anhand derer er die wechselseitigen Beziehungen einzelner Erkrankungen und Therapien darlegte. „Florence“ zeigte zahlreiche klinische Symptome, neben stumpfem trockenem Fell und krustösen Veränderungen im Augen-Nasen-Bereich, langen brüchigen Krallen, ggr. verminderter Hautelastizität, auch Tachykardie und Tachypnoe. Anamnestisch litt der Patient an einer Kardiopathie, an Epilepsie und an einer atopischen Dermatitis, die mit Prednisolon therapiert worden war – worauf er einen Diabetes mellitus entwickelt hatte. Zeugswetter erläuterte, welch hohes Risiko für die Entstehung eines Diabetes unter Kortisontherapie besteht anhand einer Studie (Nerhagen S et al., 2021), deren Ziel darin gelegen hatte, die Häufigkeit und mögliche prädisponierende Risikofaktoren für die Entwicklung von Prednisolon-induziertem Diabetes mellitus bei Katzen zu untersuchen. In die retrospektive Studie aus Norwegen wurden 143 Katzen eingeschlossen, die Prednisolon in einer Anfangsdosis von ⩾1,9 mg/kg/Tag über mehr als 3 Wochen erhalten hatten. Von den 143 Tieren wurde bei 14 Katzen (9,7 %) ein Prednisolon-induzierter Diabetes mellitus diagnostiziert. Zwölf von 14 Katzen (85,7 %) entwickelten innerhalb von 3 Monaten nach Beginn der Therapie einen persistierenden Diabetes. Die Wissenschaftler kamen zu der Schlussfolgerung, dass Katzen, die eine hochdosierte Prednisolon-Therapie benötigen, in den ersten drei Monaten der Therapie engmaschig auf die Entwicklung eines Prednisolon-induzierten Diabetes mellitus überwacht werden sollten. Dieses Fazit untermauerte Zeugswetter eindringlich. Er stellte den Katzenpatienten wegen der diabetogenen Wirkung von Prednisolon und der Supprimierung von Schilddrüsenhormonen auf Ciclosporin um, da bei dem Tier in der Blutchemie ein normalhohes T4 aufgefallen war, das an sich unter Prednisolon-Therapie tiefer hätte ausfallen müssen. Nachdem die Supprimierung durch das Prednisolon aufgehoben war und der Diabetes behandelt wurde, der Körper sich also „erholen“ konnte, stieg das T4 deutlich an und es zeigte sich, dass Florence zusätzlich an einer Hyperthyreose litt. Neben der Behandlung des Diabetes mellitus musste nun ebenfalls eine Therapie der Schilddrüse erfolgen. Dies geschah in Form einer Radiojodtherapie.

Radiojodtherapie zur Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion bei der Katze: Messung der radioaktiven Strahlung, die in den Tagen nach der Behandlung von der Katze ausgeht. Foto: © SG (resp. Vetmeduni Wien)

Während die Strahlenbelastung für die Katze hierbei nicht größer als bei einer Computertomographie ist, sollten in Bezug auf den Tierbesitzer Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Da von der Katze vorübergehend „radioaktive“ Strahlung ausgeht, verbleibt das Tier bis zum Unterschreiten des Grenzwertes stationär. In den Tagen nach der Entlassung sollte der Kontakt zur Katze weiterhin auf ein Minimum reduziert werden. Da auch von den Ausscheidungen des Tieres „radioaktive“ Strahlung ausgeht, müssen beim Reinigen der Katzentoilette Einmalhandschuhe getragen werden. Die Katzenstreu sollte über die Toilette entsorgt werden (mit 2-maligem Nachspülen). Daher erscheint es zweckdienlich, die Katze bereits vor der Therapie auf eine entsprechende Einstreu umzustellen (Quelle zur Radiojodtherapie: Homepage der Veterinärmedizinischen Universität Wien, unter Nuklearmedizin Kleintiere). Zeugswetter stellte den insgesamt sehr komplexen Fall mit so viel Enthusiasmus vor, dass man den Eindruck hatte, den Herzschlag des Endokrinologen bis auf die Empore hoch schlagen zu hören.

Neben den geschilderten Vorträgen gab es natürlich viele weitere spannende. Insbesondere in den Falldarstellungen wurde das Thema Multimorbidität bei betagten Patienten sehr deutlich.

Auch in der Messehalle herrschte ein gutes Betriebsklima. Die Aussteller zeigten sich sehr zufrieden mit der Stimmungslage in Bielefeld in diesem Jahr. So berichteten die Mitarbeitenden an den Ständen von MSD, CP-Pharma und Dechra, wo man einen sehr leckeren Kaffee bekam, über durchweg positive Gespräche. Die WDT hatte die schönste Kaffeetasse im Aufgebot.

Die nächste bpt-Intensiv-Kleintierfortbildung wird unter dem Motto „Der schweratmige Patient“ vom 20. bis 23. Februar 2025 in Bielefeld stattfinden. (sg)