Bad Hindelang wird Real-Labor der Uni Augsburg

Foto: Bad Hindelang Tourismus / Wolfgang B. Kleiner

Der „Für Allergiker qualitätsgeprüfter Kurort“ und der Lehrstuhl für Umweltmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg kooperieren beim Forschungsprojekt „Umwelt und Allergie: Ein digitaler Umwelt-, Gesundheits- und Informationsdienst in Bad Hindelang“.

Bad Hindelang in den Allgäuer Alpen ist Heilklimatischer Kurort und soll künftig durch eine Kooperation mit der Universität Augsburg, dem Lehrstuhl für Umweltmedizin, wissenschaftlich begleitet und gestärkt werden. Den Förderbescheid für ein erstes Forschungsprojekt übergab am Montag, 2. Mai 2022, der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek im Bad Hindelanger Kurhaus an Prof. Claudia Traidl-Hoffmann, Professorin für Umweltmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg und Bürgermeisterin Dr. Sabine Rödel. Im „Real-Labor Bad Hindelang“ sollen die positiven volksgesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen einer gesunden Umwelt auf den menschlichen Organismus untersucht werden.

 Übergabe des symbolischen Schecks (v.l.): Markus Koch, Chefarzt an der Hochgebirgsklinik „Alpenklinik Santa Maria“, Sabine Rödel, Klaus Holetschek, Claudia Traidl-Hoffmann, Caroline Böck. Foto: Martin Kluger

Der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek überreichte im Kurhaus symbolisch einen Scheck in Höhe von 200.000 Euro aus dem „Förderprogramm für hochprädikatisierte Kurorte und Heilbäder“ an Traidl-Hoffmann und Bürgermeisterin Rödel. Mit dem Forschungsprojekt „Umwelt und Allergie: Ein digitaler Umwelt-, Gesundheits- und Informationsdienst in Bad Hindelang“, das ab Mai 2022 auf drei Jahre angelegt ist, soll künftig eine für Bad Hindelang konzipierte „Allergie- und Umwelt-App“ Allergikern bei der Prävention helfen und einer effektiven Strategie im Umgang mit der Krankheit dienen.

Der „digitale Gesundheitslotse“ für Bad Hindelang wird in drei Projektphasen realisiert. Einwohner und Gäste sind eingeladen, ein Online-Symptomtagebuch zu führen, um festzustellen, wie die Symptome im Zusammenhang mit der örtlichen Belastung an luftgetragenen Allergenen stehen. „Dieses innovative Projekt bringt in bislang einzigartiger Weise modernste Forschungserkenntnisse direkt in die Lebenswelt von Bewohnern und Besuchern. Die Ergebnisse können eine Blaupause für weitere Städte sein“, so Traidl-Hoffmann. PD Dr. Stefanie Gilles, Fachbereichsleiterin Umwelt-Immunologie am Lehrstuhl für Umweltmedizin der Universität Augsburg, die unter anderem die Doktorarbeit, die im Rahmen des Förderprojektes von Caroline Böck durchgeführt wird, wissenschaftlich betreut, ergänzt: „Allergien beeinträchtigen die Lebensqualität. Doch sind Betroffene den Symptomen nicht hilflos ausgeliefert. Die Aufklärung der Patienten über ihre Allergien, über die Einnahme von Medikamenten und die Möglichkeit, Symptome zu vermeiden haben einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und Lebensqualität“.

Bayerns Gesundheitsminister Holetschek betonte: „Gesundheit und Klimawandel hängen eng miteinander zusammen. Durch den Klimawandel nimmt die Bedeutung des Pollenflugs für die menschliche Gesundheit zu. So leiden zunehmend mehr Menschen an Allergien, davon in Bayern rund 12 Prozent der Erwachsenen an Heuschnupfen. Mit Fördergeldern unterstützt der Freistaat Projekte, die den Betroffenen die Heuschnupfensaison erleichtern sollen. Klar ist: Gesundheit muss künftig in vieler Hinsicht digital gedacht werden. Ich freue mich, dass gerade in Bad Hindelang nun Forschung und Praxis auch digital verknüpft werden. Bad Hindelang hat als Kurort schon früh den Fokus auf das Thema Allergien gelegt: Die Fördergelder kommen der Etablierung eines Kompetenzzentrums und der Entwicklung einer App für Allergiker im Kurort zu Gute. Langfristig werden von dem Projekt auch Menschen außerhalb Bad Hindelangs davon profitieren.“

Traidl-Hoffmann erläuterte, wie die Forschenden des Lehrstuhls für Umweltmedizin der Universität Augsburg Antworten zur stetigen Verbesserung der präventiven und therapeutischen Maßnahmen in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung erarbeiten. Die wissenschaftliche Arbeit sei in enger Verzahnung mit den Betroffenen vor Ort geplant: „Unsere Städte sind krank – und sie machen Menschen krank. Wir müssen Naturräume wie Bad Hindelang mit einer intakten Umwelt und bester Luft zur Gesundung, zur Prävention und zur Stärkung des körperlichen und seelischen Immunsystems nutzen. Entscheidend ist aber die wissenschaftliche Evidenz. Deswegen müssen wir wissenschaftliche Studien durchführen.“