Ballondilatation der Nasennebenhöhlen – Komplikationen und Nebenwirkungen

Foto:© M.Doerr & M.Frommherz GbR/Adobe Stock

Mit dem vor wenigen Jahren entwickelten Verfahren der Ballondilatation der Nasennebenhöhlen (Balloon Sinuplasty) ist es zu einem Paradigmenwechsel in der Therapie der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung gekommen.

So ist es durch diese Therapieoption möglich, mit einer nicht operativen Technik die dauerhafte Regeneration chronische entzündeter Nasennebenhöhlenschleimhaut zu erreichen. Die Anwendung der Ballondilatation der Nasennebenhöhlen hat seit ihrer Einführung signifikant zugenommen. Nichtsdestotrotz gibt es keine gesicherten Erkenntnisse über die am häufigsten auftretenden Komplikationen, die mit dieser Therapieform einhergehen (können).

Ziel einer aktuellen Studie US-amerikanischer Otolaryngologen war die Analyse der behandlungsbedingten Nebenwirkungen im Rahmen der Ballondilatation der Nasennebenhöhlen; sie führten ein retrospektives Querschnittsreview mit Daten aus der MAUDE-Datenbank (Manufacturer and User Facility Device Experience; 2008–2018) durch, die von der FDA (Food and Drug Administration) unterhalten wird. Die Autoren durchsuchten diese Datenbank nach allen Berichten, die mit unerwünschten Wirkungen der Systeme zur Ballondilatation in Zusammenhang stehen; die Daten beziehen sich auf die 3 größten Hersteller dieser Systeme: ­Acclarent, Entellus, and Medtronic. Die berichteten Vorkommnisse wurden einem Review unterzogen und kategorisiert.

Während der Studienperiode kam es zu 211 Nebenwirkungen in 208 Berichten; die Vorkommnisse lassen sich in folgende Kategorien unterteilen: patientenbezogene Faktoren (n = 102; 48,3 %), gerätetechnische Faktoren (n = 101; 47,9 %) und verpackungsbezogene Faktoren (n = 8; 3,8 %). Es gibt 4 Berichte von periprozeduralen Todesfällen, die jedoch nicht eindeutig mit technischen Komplikationen assoziiert sind.

Die am häufigsten auftretenden gerätetechnischen Komplika­tionen waren Fehlfunktionen des Führungskatheters (39,6 %), Fehlfunk­tionen des Ballons (38,6 %) und unpräzise Navigation (17,8 %). Patientenbezogene Vorkommnisse waren zumeist das Auslaufen von Zerebrospinalflüssigkeit (36,3 %), Schwellungen der Augen (29,4 %) und Nasenbluten (11,8 %). Bei 30,33 % der Fälle mit Augenschwellungen wurde eine laterale Kanthotomie durchgeführt, um den Bulbus vom Druck des umliegenden Gewebes zu entlasten. Etwa 60 % der augenbezogenen Komplikationen traten bei der Ballondilatation der Kieferhöhlen auf. In den Jahren 2014 (n = 48) und 2012 (n = 32) kam es im Vergleich zu den anderen Jahren zu den meisten dokumentierten Komplikationen.

Das Fazit der Autoren: Die häufigsten Komplikationen im Rahmen der Ballondilatation der Nasen­nebenhöhlen umfassen Fehlfunktionen des Ballons oder des Führungskatheters, Auslaufen von Zerebrospinalflüssigkeit und deutliche Augenschwellungen. Die Autoren raten beteiligten Ärzten dringend zu Aufklärungsgesprächen, um Patienten über die möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen zu informieren. (am)

Originalpublikation:
Hur et al. Adverse Events Associated with Balloon Sinuplasty: A MAUDE Database Analysis. Otolaryngol Head Neck Surg 2020 Jan;162(1):137–141.