Barrett-Ösophagus: Schwamm sammelt Zellmaterial für Analyse5. Februar 2019 Der EsophaCap wird von einer Gelatinekapsel umhüllt, die sich im Magen des untersuchten Patienten auflöst. (Foto: © Stephen Meltzer, M.D.) Eine winzige Kapsel, eine Schnur und ein 2 cm großer Schwamm könnten die Zukunft des Screenings auf Ösophaguskarzinome sein, glauben amerikanische Wissenschaftler. Der Gastroenterologe Stephen Meltzer, Professor an der Johns Hopkins University School of Medicine hat gemeinsam mit Forschern, Medizinern und Ingenieuren den “EsophaCap”-Test entwickelt. Dieser verwendet spezifische genetische Biomarker zum Nachweis gefährlicher Veränderungen von Zellen in der Speiseröhre. In älteren Studien wurde die Fähigkeit der von Meltzer verwendeten Biomarker für einen Barrett-Ösophagus bereits belegt. Bisher, so schreiben die Wissenschaftler nun, habe es jedoch keine umfassenden Methoden zur Gewinnung dieser Biomarker für ein Screening gegeben. Das soll sich mit EsophaCap nun ändern: Dafür schluckt der Patienten eine kleine Kapsel, die mit einer Art Schnur verbunden ist. Nachdem die Kapsel die Speiseröhre hinunter in den Magen gelangt ist – ein Vorgang, der nur etwa eine Minute dauert – löst sich ihre Gelatinebeschichtung auf und gibt einen 2 cm großen Polyurethan-Schwamm frei. Das andere Ende der Schnur, an der dieser immer noch befestigt ist, hängt zu einem großen Teil aus dem Mund des Patienten. Mit sanftem Zug an diesem Ende der Schnur kann nun der Untersucher den Schwamm wieder nach oben befördern. Dabei sammelt dieser auf der gesamten Längen- und Breitenausdehnung des Ösophagus Zellmaterial. Der Schwamm wird dann zur Genanalyse eingeschickt und das Risiko des Patienten für ein Ösophaguskarzinom bestimmt. “Wenn es um Speiseröhrenkrebs geht, ist Früherkennung entscheidend”, sagt Meltzer. “Patienten haben eine viel bessere Chance auf eine Therapie – oder sogar Prävention – wenn sie ihr Risiko kennen. Wir glauben, dass dieser kleine Schwamm Menschen auf der ganzen Welt ein einfaches und kostengünstiges Screening ermöglichen kann.” Mit fast einer halben Million Neuerkrankungen pro Jahr ist Speiseröhrenkrebs weltweit die achthäufigste Krebsart mit den höchsten Raten in Teilen Afrikas und Asiens. Im Jahr 2016 wurden in den Vereinigten Staaten fast 17.000 neue Fälle diagnostiziert und etwa 16.000 Patienten verstarben an einem Ösophaguskarzinom. Diese Zahlen sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Patienten mit Ösophaguskarzinom liege bei 43 Prozent, schreiben die Wissenschaftler. Werden angrenzende Gewebe oder Organen betroffen, sinkt diese Rate auf 23 Prozent; bilden sich Fernmetastasen, liegt das Fünf-Jahres-Überlebens nur 5 Prozent. In älteren Studien hatte Meltzer die genetischen Biomarker, mit denen sich ein Barrett-Ösophagus diagnostizieren lässt, ausführlich getestet. Die Kombination der Gene p16, NELL1, AKAP12 und TAC1 ergab eine Sensitivität von fast 92 Prozent und laut Meltzer zuverlässige Diagnosen. “Tatsächlich kann man frühe Krebszellen bei einer endoskopischen Untersuchung mit Biopsie übersehen, und die meisten Patienten mit Barrett werden nie endoskopiert”, sagt Meltzer. “Im Moment sind wir zuversichtlich, dass wir über die Werkzeuge verfügen, die nötig sind, um diese Krebserkrankung zu identifizieren. Bisher fehlten uns jedoch die Möglichkeiten, genug genetisches Material zu sammeln, um zu einer sicheren Diagnose zu kommen. Wir glauben, dass EsophaCap jetzt eine Lösung für dieses Problem bietet .” Meltzer führte im Laufe der Studie bei 94 Personen den EsophaCap-Test durch. 85 Prozent der Probanden waren in der Lage, die Kapsel zu schlucken, bei diesen der Schwamm zu 100 Prozent erfolgreich beim Sammeln von Material für die Analyse. Die anschließende endoskopische Untersuchung der Patienten ergab laut Meltzer keine Anzeichen von Blutungen, Schmerzen, Traumata oder anderen Nebenwirkungen des Tests. Meltzer berichtet, dass bei fast der Hälfte der Patienten, die in der Lage sind die Kapsel zu schlucken, ein Barrett-Ösophagus diagnostiziert wurde. Er stellt fest, dass die meisten Patienten, die an der Studie teilnahmen, wegen gastrointestinaler Symptome behandelt wurden. “Das könnte erklären, warum wir eine Barrett-Ösophagus-Rate gesehen haben, die höher war als in der Allgemeinbevölkerung”, sagt er.
Mehr erfahren zu: "Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko" Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko In einer neuen Studie haben Wissenschaftler untersucht, wie körperliche Aktivität und die Qualität der Ernährung mit unterschiedlichen Leveln und Mustern des Alkoholkonsums interagieren – mit dem Ergebnis, dass gesundes Essen […]
Mehr erfahren zu: "Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei" Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei US-Forschende haben herausgefunden, dass der Schlüssel für den Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und einer Stoffwechseldysfunktion-assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD) in einem Enzym liegt, das am Recycling unerwünschter Proteine beteiligt ist.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]