Neuer Therapie-Ansatz: Basen-Editing zur Behandlung erblicher Netzhautdegenerationen

Die In-vivo-Korrektur einer RPE65-Mutation durch den Adenin-Basen-Editor (ABE) verlängert das Überleben von Zapfen im LCA-Mausmodell. Foto: © Nature Communications

Eine aktuelle Studie der University of California zeigt, dass das Basen-Editing bei Patienten mit einer erblichen Netzhautdegeneration einen langanhaltenden Schutz für die Retina bieten und zudem eine Verschlechterung des Sehvermögens verhindern kann – insbesondere bei Leber`scher kongenitaler Amaurose (LCA).

Krzysztof Palczewski, Senior-Autor und Donald-Bren-Professor für Augenheilkunde an der UCI School of Medicine, kommentiert: „Unsere Ergebnisse zeigen das enorme Potenzial des Basen-Editing. Wenn sich Wissenschaftler diesem Ansatz anschließen, besteht die Chance, dass in zehn Jahren alle erblichen Netzhauterkrankungen behandelbar sein könnten.“

LCA ist die häufigste Ursache für eine erbliche Netzhautdegeneration bei Kindern. LCA-Patienten mit einer RPE65-Mutation zeigen eine beschleunigte Zapfen-Dysfunktion bis hin zum Absterben, was zu einer frühen Sehbehinderung führt. Daher ist es entscheidend, eine Therapie zu entwickeln, die nicht nur die verlorene RPE65-Funktion kompensiert, sondern auch die Photorezeptoren vor einer weiteren Degeneration schützt.

„In dieser Studie fanden wir heraus, dass das Basen-Editing die Funktion und das Überleben der Zapfen bei rd12-Mäusen, die eine schnelle Degeneration der Zapfen aufweisen, langfristig retten kann“, erklärt Palczewski. Der Schutz von Photorezeptoren sei der Schlüssel zur Verhinderung einer weiteren Verschlechterung des Sehvermögens bei LCA-Patienten, was bedeute, dass diese Entdeckung den Grundstein für eine einmalige, dauerhafte Therapie legen könnte.

Eine häufige klinische Manifestation von LCA2 ist eine frühe Zapfendysfunktion und -degeneration in der Fovea und der Parafovea. Da die Zapfen in der Fovea entscheidend für das zentrale Sehen und die Sehschärfe sind, ist die Verhinderung der Zapfendegeneration ein primäres Ziel für therapeutische Interventionen bei LCA2-Patienten.

In den letzten Jahren, so die Autoren der Studie, habe die Gentherapie mit erfolgreichen klinischen Studien zur RPE65-Augmentationstherapie große Fortschritte gemacht. Diese hätten schließlich auch zur Zulassung dieser Therapie durch die U.S. Food and Drug Administration geführt. Den LCA-Patienten habe dieser Fortschritt neue Hoffnung gegeben, weil die Therapie ihre Sehschärfe verbessert habe. Allerdings seien die Langzeitergebnisse hinsichtlich des Fortschreitens der Netzhautdegeneration noch umstritten.

„Wir sind davon überzeugt, dass das Basen-Editing mit etwas Weiterentwicklung ein neues Paradigma für die Behandlung zahlreicher erblicher Augenerkrankungen bieten wird“, resümiert Palczewski.

Zusätzliche vorklinische Tests an Primaten sind nach Angaben des Forschungsteams erforderlich, bevor dieser Ansatz an Patienten getestet werden kann. Darüber hinaus sollten alternative Verabreichungsmethoden untersucht werden.

Diese Arbeit wurde laut Mitteilung von den National Institutes of Health, von Research to Prevent Blindness, dem National Science Center und dem International Center for Translational Eye Research unterstützt.