Beatmete Intensivpatienten: Kein Beleg für PTBS-Reduktion durch Symptomtagebuch

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Zur Linderung von Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei intensivmedizinisch versorgten Patienten wird nicht selten empfohlen, dass Familienmitglieder und behandelnde Ärzte ein Intensivtagebuch führen. Eine neue Studie aus Frankreich zeigt aber nun, dass die Anzahl derjenigen Patienten, die nach dreimonatiger Behandlung auf der Intensivstation signifikante PTBS-Symptome aufwiesen, dadurch nicht signifikant beeinflusst wurde.


Die randomisierte klinische Studie wurde zwischen Oktober 2015 und Januar 2017 an 35 französischen Intensivstationen durchgeführt, ein Follow-up erfolgte bis Juli 2017. Von 2631 angesprochenen Patienten kamen 709 Erwachsene (jeweils 1 Familienmitglied) infrage. Sie hatten innerhalb von 48 Stunden nach ihrer Aufnahme auf die Intensivstation für mindestens zwei Tage eine künstliche Beatmung erhalten.

Nach der Randomisierung (355 Patienten in der Interventionsgruppe, 354 in der Kontrollgruppe ohne Tagebuch) wurden 339 Patienten drei Monate nach der Entlassung aus der Intensivstation beurteilt. Primärer Endpunkt dabei waren signifikante PTBS-Symptome, definiert als ein IES-R-Wert (Impact Event Scale-Revised) >22 (Bereich 0–88; ein höherer Wert deutet auf schwerwiegendere Symptome hin), der drei Monate nach der Entlassung ermittelt wurde.

Sekundäre Endpunkte, die ebenfalls nach drei Monaten gemessen und zwischen den Gruppen verglichen wurden, umfassten signifikante PTBS-Symptome bei Familienmitgliedern sowie signifikante Angst- und Depressions­symptome bei Patienten und Familienmitgliedern. Die Beurteilung dieser Symptome basierte auf einem HADS-Score (Hospital Anxiety and Depression Scale) >8 für jede Subskala (Bereich 0–42; höhere Scores deuten auf schwerwiegendere Symptome hin; minimaler klinisch bedeutsamer Unterschied 2,5). Einen weiteren sekundären Endpunkt bildeten die Erinnerungen der Patienten an die Zeit auf der Intensiv­station.

Nach drei Monaten berichteten 49 Patienten (29,9 %) in der Interventionsgruppe über signifikante PTBS-Symptome, verglichen mit 60 (34,3 %) in der Kontrollgruppe (Risiko­differenz -4 %; 95 %-KI -15 bis 6; p=0,39). Der mittlere IES-R-Score lag bei 12 (Interquartilsbereich [IQR] 5–25) in der Interventionsgruppe gegenüber 13 (IQR 6–27) in der Kontrollgruppe (Differenz -1,47; 95 %-KI -1,93 bis 4,87; p=0,38). Die Studienautoren beobachteten keine signifikanten Unterschiede bezüglich der sekundären Endpunkte.