Bedeutung des Einreibe- und Spülschemas zur Entfernung von Coronaviren aus Kontaktlinsenmaterialien

Symbolbild. ©Core, University of Waterloo

Neue Forschungsergebnisse einer CORE-Studie belegen, dass Coronaviren leicht von der Oberfläche verschiedener Kontaktlinsen entfernt werden können. Dennoch gibt es Unterschiede im Behandlungsschema zwischen oxidativen und nicht-oxidativen Linsenpflegesystemen.

Menschliche Coronaviren sind leicht von Kontaktlinsenoberflächen zu eliminieren wie eine neue Studie des Department of Chemical Engineering der University of Waterloo in Zusammenarbeit mit dem Center for Ocular Research & Education (CORE) demonstrieren konnte. Allerdings ist dabei das Behandlungsschema in Abhängigkeit von der Art der verwendeten Linsenpflegelösung wichtig. Vor allem Reib- und Spülschritte sind entscheidend für nicht-oxidative Systeme, während Produkte, die Wasserstoffperoxid und Povidon-Jod enthalten, Verunreinigungen allein durch Einweichen entfernten.

Obwohl ein okularer Weg nicht als primärer Eintrittsweg für SARS-CoV-2 nachgewiesen wurde, hat die anhaltende COVID-19-Pandemie das Bewusstsein für die physische Virusübertragung über Hände und Finger geschärft. Es gibt jedoch nur begrenzte Daten über die Anhaftung von Coronaviren an Linsenmaterialien und die Fähigkeit moderner Kontaktlinsenpflegeprodukte, solche zu inaktivieren.

Um die Bindung der Viren an die Linsenoberfläche zu untersuchen, wählten die Forscher zwei saisonale menschliche Coronaviren, HCoV-229E und HCoV-OC43, als Ersatz für SARS-CoV-2 aus. Diese weisen eine geringere Pathogenität auf, während sie derselben Virusfamilie mit ähnlichen Strukturen angehören. Es wurden acht Materialien für weiche Kontaktlinsen, einschließlich Silikonhydrogele und Hydrogele und vier Grundmaterialien für RGP-Kontaktlinsen, mit und ohne hydrophile Beschichtung, mit den Erregern kontaminiert. Anschließend wurden diese in einer phosphatgepufferten Kochsalzlösung eingeweicht. Nach Entnahme der Linsen aus dem passiven Salzbad konnten zwar virale Partikel wiedergewonnen werden, es blieb jedoch kein nachweisbares Virus zurück. Unabhängig davon, ob die Linsen einer einzelnen Spülung, doppelten Spülung oder Reib- und Spülbehandlungen unterzogen wurden.

Zur Bewertung der Wirksamkeit der Pflegesysteme bei der Eliminierung von HCoV-229E, wurden repräsentativ zwei Materialien für weiche Linsen, ein Hydrogel und ein Silikonhydrogel, ausgewählt. Diese wurden mit zwei oxidativen und zwei nicht-oxidativen Kontaktlinsenpflegeprodukten behandelt. Dabei reduzierten beide oxidativen Desinfektionssysteme die Anzahl infektiöser Viruspartikel allein durch das Einweichen unter die Quantifizierungsgrenze. Die nicht-oxidativen Desinfektionssysteme hingegen erforderten zusätzlich einen Reib- und Spülschritt.

„Unsere Ergebnisse zeigten, dass sich menschliche Coronaviren ziemlich locker an Kontaktlinsenmaterialien binden, was der Augenheilkunde und den Trägern Sicherheit bieten sollte, solange die richtige Pflege erfolgt“, erörtert Lyndon Jones, Co-Autor der Veröffentlichung und CORE-Direktor „Praktiker und Hersteller müssen weiterhin die Wichtigkeit der Einhaltung der Desinfektionsschemata betonen, und hierbei insbesondere sicherstellen, dass vor der Nachtdesinfektion, bei der Verwendung von nichtoxidativen Systemen, ein Reib- und Spülschritt erfolgt.“

Originalpublikation:
Nogueira C L et al.  The impact of a rub and rinse regimen on removal of human coronaviruses from contemporary contact lens materials. Contactlens & Anterior Eye (2022) https://doi.org/10.1016/j.clae.2022.101719