Behandlung von Schwerverletzten aus der Ukraine: DGU mahnt hohe Kosten an 14. Dezember 2023 Foto: Designpics/stock.adobe.com Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine behandeln deutsche Kliniken auf Veranlassung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) schwerverletzte ukrainische Patienten. Doch deren aufwändige Versorgung ist regelhaft nicht kostendeckend. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) unter den an der Behandlung beteiligten TraumaZentren der Initiative TraumaNetzwerk DGU®. „Wir behandeln die kriegsverwundeten Soldaten lange Zeit im Krankenhaus und anschließend in der Reha. Es entstehen hohe Behandlungskosten, die die Kliniken oft nicht erstattet bekommen. Wir fordern die Politik auf, nach Lösungen für ein alternatives Vergütungssystem zu suchen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Behandlung neu ankommender Patienten aus der Ukraine schon in Kürze nicht mehr gewährleistet werden kann“, sagt Prof. Steffen Ruchholtz, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH am Standort Marburg und stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Viele der im Krieg verletzten Soldaten kommen schon mit Komplikationen nach einer Vorbehandlung in deutschen Kliniken an. Sie benötigen Wochen und Monate, in denen ihre schweren Verletzungen schrittweise versorgt werden. Mittlerweile konnte nach Angaben der DGU über 900 Patienten eine für das Verletzungsmuster optimale Behandlung ermöglicht werden. Ein Teil davon erhielt im Anschluss eine Rehabilitation. Dazu wurde unfallchirurgische Expertise in die bereits in der Corona-Pandemie etablierte Kleeblattstruktur eingebracht, um aus dem Ausland kommende Patienten in Deutschland schnell und zielgerecht auf ein aufnahmebereites TraumaZentrum DGU mit entsprechender Expertise zu verteilen. In einer aktuellen Umfrage der DGU unter den an der Behandlung beteiligten TraumaZentren gaben 74 Prozent der Kliniken an, dass die Behandlung nicht kostendeckend sei. Der Grund läge darin, dass das System der diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG) die sehr aufwändige und langwierige Behandlung der Kriegsverletzungen dieser Patienten nicht mit ihren Kosten abbildet. „Neben der Behandlungsdauer sind es vor allem die Infektionen mit multiresistenten Keimen und die mehrfachen Operationen, die die Therapie sehr kostenintensiv machen“, sagt Prof. Matthias Münzberg, Geschäftsführer Medizin der BG Unfallklinik Frankfurt am Main und einer der Initiatoren der Umfrage. Ein weiteres Problem ist für 90 Prozent der Kliniken die Weiterverlegung in Reha-Einrichtungen nach Abschluss der unfallchirurgischen Akut-Versorgung, da die Reha-Kliniken mit nur sehr beschränkten Entlassmöglichkeiten in die ambulante Nachbehandlung für diese Patienten konfrontiert sind. „Eine Reha nach einer komplizierten Behandlung ist ausgesprochen wichtig für den Heilungsverlauf. Für viele der Kliniken stellt die bereitwillige Aufnahme von Patienten aus der Ukraine jedoch eine zunehmende Schwierigkeit dar und ist oft mittlerweile finanziell nicht mehr leistbar“, sagt Prof. Dietmar Pennig, pensionierter Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie und Orthopädie am St. Vinzenz-Hospital der Universität Köln und stellvertretender DGOU-Generalsekretär. Entscheider aus Kliniken befürchten, dass ohne die rasche finanzielle Absicherung eine Behandlung neu ankommender Patienten aus der Ukraine schon in Kürze nicht mehr geleistet werden kann. „Wir sehen es als unsere ärztliche Aufgabe, allen Patienten bestmöglich zu helfen. Die Versorgung Schwerverletzter aus der Ukraine liegt uns besonders am Herzen, da wir dadurch einen Beitrag zur Unterstützung der Ukraine leisten können“, sagt Prof. Dr. Volker Alt, Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg, der maßgeblich an der Umfrage beteiligt war. Daher gilt der Appell an die Bundesregierung, die Unterstützung der medizinischen Versorgung von Kriegsverletzten und Zivilisten aus der Ukraine aufrechtzuerhalten. Vertreter der DGOU schlagen dafür ganz konkret ein alternatives Vergütungssystem vor, welches die hohen Behandlungskosten dieser Patienten abdeckt.
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