Behandlungsfenster bei Prä-Arthritis der frühen Rheumatoiden Arthritis?7. Juni 2022 Foto: khosrork/stock.adobe.com Die Entzündung bereits bei einer klinisch auffälligen Arthralgie zu unterdrücken, könnte den Krankheitsverlauf der Rheumatoiden Arthritis (RA) beeinflussen. Das legt eine auf dem diesjährigen EULAR präsentierte Studie nahe. Bislang ist Methotrexat die Erstlinientherapie, wenn Arthritis mit der Schwellung der Gelenke klinisch auffällig wird. Trotzdem beginnt die Erkrankung bereits bevor Patienten Symptome entwickeln. Neue auf dem 2022 EULAR in Kopenhagen präsentierte Daten legen nahe, dass das Potenzial für ein Behandlungsfenster bereits in der prä-athritischen frühen Phase der RA vorhanden ist. Einschränkungen für Patienten können dann schon genauso schwer sein, wie nach Auftreten klinischer Symptome. Verzögert eine frühzeitige Therapie den Krankheitsbeginn? Das Team um Dr. Doortje Krijbolder postulierte ein Therapiefenster, um den Krankheitsverlauf langfristig zu beeinflussen, bereits in der Krankheitsphase besteht, in der es ein Risiko für die Symptommanifestation gibt, die Gelenkentzündung aber noch subklinisch ist. Die TREAT-EARLIER ist eine randomisierte, doppelblinde, Prof-of-Concept-Studie. Eingeschlossen wurden 236 Erwachsene mit Arthralgie bei denen der klinische Verdacht auf eine Progression zu RA bestand und eine subklinische Gelenkentzündung mittels MRT nachgewiesen werden konnte. Die Patienten bekamen entweder eine einzelne, intramuskuläre Glukokortikoid-Injektion plus einen einjährigen Behandlungszyklus mit Methotrexat oral oder eine Placebo-Injektion plus Placebo-Tabletten. Wie sich nach 24 Monaten zeigte, war das Arthritis-freie Überleben in beiden Gruppen mit 80 versus 82 Prozent ähnlich. Allerdings verbesserte sich die physische Funktion während der ersten Monate in der Verum-Gruppe stärker als in der Placebo-Gruppe und blieb besser. Eine nachhaltige Verbesserung im Vergleich zum Placebo zeigte sich für die sekundären Studienendpunkte Schmerz, Morgensteifigkeit und Präsentismus. Die mittels MRT nachweisbare Gelenkentzündung verbesserte sich ebenfalls dauerhaft. Die Daten belegen, dass sich die Entwicklung einer klinischen Arthritis bei Hochrisiko-Patienten der Verum-Gruppe verzögerten: Sie entwickelten diesen Endpunkt seltener, während die Therapie andauerte, aber die Häufigkeiten näherten nach 24 Monaten in Placebo- und Verum-Gruppe an (67% in beiden Gruppen). Ein ähnlicher Verzögerungseffekt konnte bei ACPA-positiven Teilnehmern, von den 48 beziehungsweise 52 Prozent eine persistierende klinische Arthritis nach 24 Monaten entwickelten. Für die Autoren legen ihre Ergebnisse nahe, dass die Gabe von Methotrexat im prä-arthritischen Stadium der Gelenksymptome und der subklinischen Entzündung zwar nicht verhinderte, dass die Patienten eine Arthritis entwickelten – allerdings den Krankheitsverlauf positiv beeinflussten: Dies zeigte sich durch die nachhaltige Verbesserung bezüglich Entzündung, Symptomen und Beeinträchtigungen. Einfluss des sozioökonomischen Status auf die Entwicklung einer RA Eine andere Autorengruppe um Dr. Sarah Khidir präsentierte ebenfalls Daten zu Patienten mit klinisch verdächtiger Arthralgie. Die Studie untersuchte den Einfluss sozioökonomischer Faktoren auf den Verlauf der RA. 600 Patienten mit klinisch verdächtiger Arthralgie wurden nachverfolgt, ob sie eine entzündliche Arhtritis entwickeln. Der Bildungsstand wurde als niedrig (allgemeine Sekundarstufe), mittel und hoch (Fachhochschule, Universität) definiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit niedrigem Bildungsstand älter waren, einen höheren Body-Mass-Index (BMI) hatte und öfter rauchten verglichen mit Patienten mit hohem Bildungsniveau. Auch nach Adjustierung der Daten nach Alter, BMI und Raucherstatus war ein niedrigerer Bildungsstand mit einer höheren Rate eine entzündliche Arthritis zu entwickeln assoziiert. Außerdem hatten Patienten mit geringem Bildungsniveau höhere Level an subklinischer Inflammation, was mit einem höheren Risiko einer Progression zu inflammatorischer Arthritis assoziiert war. Diese Daten weisen erstmals nach, dass bei Arthralgie-Patienten ein niedriger Bildungsstand mit einem höheren Risiko eine Arthritis zu entwickeln assoziiert ist. Weitere Forschung zur Rolle sozioökonomischer Faktoren sei nötig, betonten die Autoren. (ja)
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