Beim Sport erlittener Herzstillstand: Häufig vermeidbar, mehr Aufklärung nötig

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Auch wenn es um Herzstillstände beim Sport geht, gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Das zeigt eine neue Arbeit aus Schweden, in der die Autorin außerdem für mehr Aufklärung in Sachen kardiopulmonale Reanimation und Defibrillatornutzung plädiert.

In Schweden melden Rettungsdienste jährlich rund 6000 Fälle von plötzlichem Herzstillstand bei Personen, die nicht mehr in ein Krankenhaus eingeliefert werden, sondern zu Hause, bei der Arbeit oder in einem anderen Kontext ein solches Ereignis erleiden ‒ rund 400 davon beim Sport

Späte oder keine Defibrillation

In einer Abschlussarbeit an der Sahlgrenska Academy der Universität Göteborg hat sich die Kardiologin und Doktorandin Matilda Frisk Torell unter anderem mit der Notfallversorgung und Prognose von Menschen befasst, die im Rahmen sportlicher Aktivitäten einen plötzlichen Herzstillstand erleiden. Die Medizinerin stellte fest, dass die Überlebenschancen derart Betroffener deutlich besser waren, insbesondere wenn sie in einer Sport- oder Trainingsanlage auftraten. In dieser Gruppe lag die Überlebensrate 30 Tage nach dem Ereignis bei 56 Prozent, verglichen mit zwölf Prozent bei Herzstillständen außerhalb eines Krankenhauses im Allgemeinen.

Eine frühe kardiopulmonale Reanimation und Defibrillation mit einem automatisierten externen Defibrillator (AED) sind in solchen Fällen entscheidend, aber in der nun vorgelegten Untersuchung vergingen bis zu einer solchen lebensrettenden Maßnahme mit einem verfügbaren AED mindestens zehn Minuten. Obwohl die Mehrheit (73%) derjenigen, die in einer Sportanlage einen Herzstillstand erlitten, eine akute Herzrhythmusstörung hatten, bei der der Defibrillator den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen kann, wurde bei nur 14 Prozent der jüngsten Patienten (Alter bis 35 Jahre) ein öffentlich zur Verfügung stehender Defibrillator eingesetzt, bevor der Krankenwagen eintraf.

„Wir haben die Möglichkeit, die Überlebensraten weiter zu erhöhen, indem mehr Sportanlagen und andere Orte, an denen Menschen Sport treiben, mit öffentlichen Defibrillatoren ausgestattet werden”, sagt Frisk Torell. Auch müssten mehr Menschen lernen, Herzstillstände zu erkennen, und wissen, wie man eine kardiopulmonale Reanimation durchführt und einen Defibrillator benutzt.

Unterschiede in der Prognose zwischen Frauen und Männern

Frisk Torells Untersuchung zeigt auch, dass sportbedingte Herzstillstände bei Frauen selten sind: Sie machten in der Studie nur neun Prozent der Fälle aus. Dabei war ihre Prognose schlechter: Die Überlebensrate 30 Tage nach einem Herzstillstand beim Sport betrug 30 Prozent bei Frauen und fast 50 Prozent bei Männern.

Mögliche Erklärungen für den Unterschied in der Überlebensrate sind, dass Frauen mit höherer Wahrscheinlichkeit Sport trieben, wenn weniger Menschen um sie herum waren, und dass es länger dauerte, bis mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen wurde. Frisk Torell fügt hinzu: „Wir haben festgestellt, dass es bei Frauen deutlich länger dauerte, bis die kardiopulmonale Reanimation einsetzte. Dies zeigt, dass wir mit Sport assoziierte Herzstillstände bei Frauen besser erkennen und man sich trauen muss, mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu beginnen. Auch muss in weiteren Studien untersucht werden, wie Frauen Sport treiben und ob es Unterschiede bei den zugrunde liegenden Ursachen gibt.”

Warnzeichen erkennen

Von den jungen Menschen, die an einem plötzlichen Herzstillstand aufgrund einer primären Arrhythmie verstarben, hatte die Hälfte bereits vorher Symptome. Ein Fünftel wies vor dem Herzstillstand bereits Veränderungen im Elektrokardiogramm (EKG) auf. Synkopen und Krampfanfälle seien wichtige Symptome, auf die man reagieren müsse, betont Frisk Torell. Sie unterstreicht: “Junge Menschen, die Leistungssport betreiben, sollten sich einem Screening unterziehen, einschließlich einem EKG. Dann haben wir die Chance, diejenigen Personen mit einem erhöhten Risiko für plötzlichen Herzstillstand zu erkennen, sodass sie hinsichtlich der Fortsetzung ihrer sportlichen Aktivitäten und einer möglichen Behandlung beraten werden können.“