Belastbare Studiendaten zur Behandlung von Depressionen mit Psilocybin6. November 2022 Getrocknete halluzinogene Pilze (Foto: © oksana smith/EyeEm – stock.adobe.com) Bei Personen mit schwersten, therapieresistenten Depressionen soll eine einmalige Dosis des Psychodelikums Psilocybin in Kombination mit einer psychotherapeutischen Behandlung kurzfristig die Symptome lindern. Eine multizentrisch angelegte klinische Phase-IIb-Studie hat nun Dosierung, Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil von Psilocybin bei Personen mit therapieresistenter Depression genauer untersucht. Die in zehn Ländern als multizentrische und von der Firma Compass Pathfinder finanzierte Studie mit insgesamt 233 randomisierten Probanden untersuchte die Sicherheit und Wirksamkeit einer einmaligen Gabe von Psilocybin in verschiedenen Dosierungen (1, 10 und 25 Milligramm). Die Dosis von 25 Milligramm, nicht aber die niedrigere 10-Milligramm-Dosis, führte nach drei Wochen zu einem signifikant niedrigeren Niveau depressiver Symptome im Vergleich zur Kontrolldosierung von einem Milligramm – bei 29 Prozent der Behandelten in der 25-Milligramm-Gruppe ließen in dieser Zeit die Symptome nach, in der 10-Milligramm-Gruppe bei neun Prozent und bei acht Prozent in der 1-Milligramm-Gruppe. Unerwünschte Nebenwirkungen traten bei 77 Prozent der Teilnehmenden auf, darunter Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Suizidgedanken, suizidales Verhalten oder Selbstverletzungen traten in allen Dosisgruppen auf. Die Hoffnung auf die Wirksamkeit von Psilocybin vor allem bei therapieresistenten Depressionen lässt sich an der Vielzahl der registrierten klinischen Studien ablesen: 42 sind bei clinicaltrials.gov gelistet, eine davon ist eine in Berlin und Frankfurt durchgeführte Placebo-kontrollierte klinische Studie, die unterschiedliche Dosen sowie eine doppelte Gabe des Psychodelikums untersucht (EPIsoDE-Studie). “Die Studie zeigt auch, dass bei einer nicht kleinen Gruppe von Patienten die antidepressive Wirkung mit der Zeit abnimmt. Die Studie dämpft die Euphorie, die gerade in der Laienpresse oft geschürt wird. Es gibt aber wichtige Erkenntnisse, die wir daraus lernen und die sich mit den Erfahrungen aus unserer Studie decken: Viele Patienten brauchen die Möglichkeit, eine zweite Dosis und dann wahrscheinlich auch weitere Dosen zu erhalten, um eine dauerhafte Verbesserung zu erreichen. Das aber wird nur sinnvoll umsetzbar sein, wenn die Therapie in eine systematische psychotherapeutische Begleitung eingebettet wird. Das sieht das Behandlungsmodell von Compass Pathways derzeit nicht vor“, erklärte Prof. Gerhard Gründer, Leiter der Abteilung Molekulares Neuroimaging, Zentralinstitut für seelische Gesundheit Mannheim, der die EPIsoDE-Studie leitet. In einem parallel erscheinenden Editorial fasst die Autorin die Studienergebnisse als interessant, aber auch als ein wenig ernüchternd zusammen. Zwar habe die hohe Dosis des Psychodelikums im Vergleich zur geringeren Dosis die depressiven Symptome nach drei Wochen signifikant reduziert, allerdings konnte die Studie die Ergebnisse vorangegangener kleinerer Studien nicht bestätigen. Dennoch soll nach Angaben der Firma Compass Pathways eine Phase-III-Zulassungsstudie starten. „Bemerkenswert ist, dass in der Studie nur Psilocybin alleine verwendet wurde und jegliche antidepressive Behandlung eingestellt wurde. Jüngste Studien deuten darauf hin, dass Psilocybin als Zusatz zu klassischen Antidepressiva verabreicht werden kann, wodurch das Absetzen etablierter Medikamente entfallen könnte. Weitere Studien müssen nun die Wirksamkeit und Effektivität einer Psilocybin-Behandlung allein oder als Zusatztherapie zu Antidepressiva, einer oder zwei Dosen Psilocybin sowie über einen längeren Nachbeobachtungszeitraum bestätigen“, kommentierte Prof. Matthias Liechti, Stellvertretender Chefarzt der klinischen Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsspital Basel, Schweiz, die Studienergebnisse.
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