Benzodiazepine bei COPD und PTSD: Möglicherweise erhöhtes Suizidrisiko

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Der langfristige Einsatz von Benzodiazepinen bei Patienten, die sowohl an einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) als auch unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) leiden, kann zu einem erhöhten Suizidrisiko führen. Das geht aus einer Studie hervor, die gerade in den „Annals of the American Thoracic Society“ erschienen ist.

In der kürzlich publizierten Arbeit berichten Dr. Lucas M. Donovan und seine Koautoren über die Untersuchung an 44.555 Kriegsveteranen, die zwischen 2010 und 2012 behandelt wurden. Von diesen erhielten 23,6 Prozent langfristig – also mindestens 90 Tage lang – Benzodiazepine.

Diese Medikamente würden häufig gegen COPD-Symptome wie Angst, Dyspnoe und Insomnie verschrieben, schreiben die Studienautoren. Zudem kommen sie oft bei PTSD-Patienten zur Therapie von Ängsten und Schlaflosigkeit zum Einsatz.

Die Verwendung in beiden genannten Patientengruppen sei aufgrund der möglichen Nebenwirkungen umstritten, erklären die Wissenschaftler. Zu diesen unerwünschten Ereignissen zählten das erhöhte Risiko für COPD-Exazerbationen und selbstverletzendes Verhalten. Viele Leitlinien sprächen sich explizit gegen ihre Verwendung bei COPD- und PTSD-Patienten aus.

„Der Einsatz von Benzodiazepinen bei Patienten mit Hochrisiko-Komorbiditäten stellt ein häufiges Dilemma für Patienten und Mediziner dar“, erklärt Donovan, Facharzt für Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin im VA Puget Sound Healthcare System. „Die Risiken von Benzodiazepinen richtig einzuschätzen ist schwierig, weil die Symptome, deretwegen sie verschrieben werden, wie Angst und Dyspnoe, selbst mit schlechten Outcomes in Verbindung stehen.“

Um besser zu verstehen, welche Risiken Benzodiazepine und nicht nur die mit ihnen behandelten Symptome mit sich bringen, matchten die Wissenschaftler in ihrer Analyse, indem sie 44 Patientenmerkmale berücksichtigten. Diese Merkmale betrafen sowohl die Vorgeschichte körperlicher und psychischer Erkrankungen sowie die Einnahme von Medikamenten und die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen.

Die Forscher stellten fest, dass der langfrisitige Einsatz von Benzodiazepinen bei COPD-Patienten, die außerdem an einer PTSD litten, offenbar das Suizidrisiko mehr als verdoppelte. Die betroffenen Patienten kamen auch häufiger in psychiatrische Behandlung.

Interessanterweise konnten die Studienautoren nicht beobachten, dass der langfristige Einsatz von Benzodiazepinen in dieser Patientengruppe das Mortalitätsrisiko insgesamt oder die Wahrscheinlichkeit für respiratorische Ereignisse erhöhte, wie in älteren Studien nahegelegt worden war.

Auch konnten die Wissenschaftler nicht beobachten, dass eine kurzfristige Verwendung von Benzodiazepinen (weniger als 90 Tage) mit einer erhöhten Mortalität verbunden war. Dieser Befund stützt Beobachtungen aus der Vergangenheit. Donovan betont allerdings auch, dass dieses Ergebnis mit Vorsicht betrachtet werden sollte, da in der primären Analyse nicht dieselben Matching-Verfahren eingesetzt worden seien.

Die Interpretation der aktuellen Arbeit werde dadurch erschwert, dass die Schwere der Atemwegsobstruktion oder der PTSD aus den Krankenakten nicht vollständig bestimmt werden konnte.

„Auch wenn der langfristige Einsatz von Benzodiazepinen bei COPD- und PTSD-Patienten nicht mit der Gesamtmortalität in Zusammenhang stand, ist die Verbindung mit Suiziden besorgniserregend“, erklärt Donovan. „Es wird weiter geforscht werden müssen, um diesen Zusammenhang mit Suiziden besser zu verstehen. In der Zwischenzeit würden wir aber empfehlen, dass Ärzte eine Verschreibung von Benzodiazepinen bei Patienten mit einem sowieso erhöhten Risiko für selbstverletzendes Verhalten noch einmal überdenken.“