Berlin und Brandenburg: Nur etwa jede zweite Frau nutzt Brustkrebs-Screening8. Dezember 2025 Foto: © gorodenkoff/stock.adobe.com Angst, praktische Hürden, Missverständnisse oder andere Gründe: Warum so viele Frauen in Berlin und Brandenburg das Brustkrebs-Screening verpassen. In Berlin und Brandenburg nimmt nur etwa die Hälfte der eingeladenen Frauen am Mammographie-Screening teil. „Das ist deutlich unter der WHO-Empfehlung von 70 Prozent“, sagt Katja Siegmann-Luz, Leiterin des Referenzzentrums Mammographie Berlin. Dabei gelte das deutsche Screening-Programm als eines der besten in Europa – zertifiziert und regelmäßig überprüft. In Berlin und Brandenburg sind die Teilnahmeraten in den vergangenen drei Jahren wieder gestiegen, wie Daten des Referenzzentrums Berlin zeigen: von rund 46 Prozent (2022) auf rund 50 Prozent (2024) in Berlin und von rund 52 auf rund 55 Prozent in Brandenburg. In der Vergangenheit wurden in Brandenburg zum Teil höhere Werte erreicht. So lag die Teilnahmequote dort im Jahr 2013 bei rund 61 Prozent. Das zeigen Daten der Kooperationsgemeinschaft Mammographie, die die Zahlen für ganz Deutschland sammelt. Auch Angst vor Schmerzen Die Gründe, warum Frauen am Programm teilnehmen oder nicht, sind laut der Ärztin vielfältig – und oft nicht erfasst. „Manche Frauen entscheiden sich für andere Untersuchungen wie Ultraschall oder die Tastuntersuchung“, erklärt Siegmann-Luz. Andere gehen zur kurativen Mammographie, etwa nach einer Brustkrebsdiagnose oder zur Nachsorge. „Diese Frauen gelten statistisch als Nicht-Teilnehmerinnen, obwohl sie regelmäßig untersucht werden“, so die Expertin. „In Ballungszentren gibt es mehr Alternativen, auf dem Land weniger“, so Siegmann-Luz. Es gebe aber auch noch andere mögliche Gründe: „Manche Frauen haben Angst vor Schmerzen oder Strahlenbelastung, andere glauben, ihre Brust sei zu klein oder zu dicht für eine aussagekräftige Mammographie“, berichtet die Radiologin. Hinzu kämen praktische Hürden: unpassende Termine, fehlende Information über die Möglichkeit, den Termin online zu verschieben – oder schlichte Missverständnisse. „Manche werfen die Einladung weg, weil sie den Umschlag für Werbung halten.“ Das Screening Programm ist laut Siegmann-Luz streng qualitätsgesichert: Jede Aufnahme wird doppelt befundet, Geräte und Fachkräfte unterliegen hohen Standards. „Andere Untersuchungen sind weder systematisch noch vergleichbar qualitätsgesichert“, betont sie. „Wir brauchen mehr Bewusstsein für die Vorteile des Screenings“, sagt die Expertin. Senkung der Brustkrebs-Sterblichkeit Das Mammografie-Screening für Frauen trägt einer Studie zufolge deutlich zur Senkung der Brustkrebs-Sterblichkeit in Deutschland bei. Das vor 20 Jahren eingeführte, von allen Krankenkassen angebotene Früherkennungs-Programm senkt die Todesfallzahlen und erhöht die Heilungschancen für erkrankte Frauen, wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) im Juli mitteilte. Unter den Teilnehmerinnen war die Brustkrebs-Sterblichkeit demnach über eine Nachbeobachtungszeit von bis zu 10 Jahren um 20 bis 30 Prozent geringer als bei den Nichtteilnehmerinnen. Im Zuge des Programms können Frauen im Alter von 50 bis 75 Jahren alle zwei Jahre eine Röntgen-Untersuchung der Brust zur Früherkennung in Anspruch nehmen. „Unter den 50- bis 69-Jährigen nimmt jedes Jahr etwa die Hälfte der Eingeladenen am Mammografie-Screening-Programm teil“, sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini. Brustkrebs ist laut Robert Koch-Institut mit etwa 75.000 Neuerkrankungen jährlich die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens. Etwa 18.500 Frauen jährlich sterben daran – ohne das Programm wären es Schätzungen zufolge mehrere Tausend mehr.
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