Berufskraftfahrer und Rußpartikelexposition: Taxifahrer sind höchsten Konzentrationen ausgesetzt

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Kraftfahrer, die beruflich auf den Straßen überlasteter Städte unterwegs sein müssen, sind im Durchschnitt einem Drittel mehr Rußpartikeln ausgesetzt als wenn sie eine stark frequentierte Straße befahren würden. Dies geht aus Untersuchungen hervor, die kürzlich auf dem internationalen Kongress der European Respiratory Society vorgestellt wurden.1 Die Studie ergab auch, dass Taxifahrer im Vergleich zu Kurieren, LKW-Fahrern, Müllentsorgern und Rettungsdienstmitarbeitern es mit der höchsten Rußpartikelexposition zu tun haben.

Die Studie legt jedoch nahe, dass Berufskraftfahrer einfache Maßnahmen ergreifen können, um sich vor dieser Exposition zu schützen, beispielsweise das Fahren mit geschlossenen Fenstern.

Die Studie wurde von Shanon Lim, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter und Doktoranden am King’s College in London, vorgestellt. Die Untersuchung wurde in Zusammenarbeit von Forschern des King’s und Forschern der Queen Mary University of London durchgeführt.

Lim sagte in Mailand beim ERS International Congress Ende September: “Wir wissen ziemlich viel darüber, welche Gefahren eine Belastung durch verkehrsbedingte Luftverschmutzung mit sich bringt. Es gibt jedoch überraschend wenig Untersuchungen zum Ausmaß dieser Luftverschmutzung, der Berufskraftfahrer ausgesetzt sind, und über die Auswirkungen auf deren Gesundheit. Wir glauben, dass es allein in Großbritannien rund eine Million Menschen gibt, die in solchen Berufen arbeiten, womit es sich um ein weit verbreitetes und unterschätztes Problem handelt.”

Die Forscher rekrutierten 140 Berufskraftfahrer aus einer Reihe von Berufen in der Londoner Innenstadt. Die Fahrer wurden gebeten, 96 Stunden Geräte mit sich zu führen, die die Menge von Rußpartikeln maßen. Die Geräte waren mit GPS-Trackern verbunden. Die Messgeräte zeichneten einmal pro Minute die Expositionswerte auf. Die Fahrer wurden auch gefragt, welchen Fahrzeugtyp sie fahren, wie ihre Arbeitszeiten sind und ob sie mit geöffneten Fenstern oder offener Belüftung fahren.

Die Ergebnisse zeigten, dass Berufskraftfahrer im Durchschnitt 4,1 µg Ruß pro m3 Luft ausgesetzt waren, was etwa dem Vierfachen ihrer Exposition zu Hause (1,1 µg/m3) entsprach. Laut Forschern entsprechen diese zuhause aufgezeichneten Werte in etwa denen, mit denen Büroangestellten an ihren Schreibtischen konfrontiert sind. Berufskraftfahrer zeigten auch extrem hohe Spitzen in der Belastung mit Rußpartikel, die oft über 100 µg/m3 lagen und eine halbe Stunde lang anhielten.

Im selben Zeitraum stellten die Wissenschaftler fest, dass die Belastung mit Rußpartikeln an einer stark befahrenen Straße in London (Marylebone Road) durchschnittlich 3,1 µg/m3 betrug und abseits von Straßen in London im Mittel bei 0,9 µg/m3 lag. Taxifahrer waren im Durchschnitt am stärksten belastet (6,5 µg/m3). Rettungskräfte waren im Mittel am wenigsten exponiert (2,8 µg/m3).

Lim sagte: “Unsere Studie legt nahe, dass Berufskraftfahrer bei der Arbeit einer starken verkehrsbedingten Luftverschmutzung ausgesetzt sind. Da diese Werte höher sind als die neben der Straße, deutet dies darauf hin, dass der Aufenthalt in einem Fahrzeug nicht unbedingt einen Schutz bietet. In der Tat kann das Gegenteil der Fall sein: Die Luftverschmutzung kann über einen längeren Zeitraum im Fahrzeuginneren eingeschlossen sein.

“Wir wissen nicht genau, warum Taxifahrer in dieser Hinsicht am schlechtesten abschneiden, aber es könnte daran liegen, dass Taxis in den belebtesten und am stärksten belasteteten Teilen der Stadt fahren, in denen ‘Straßenschluchten’ die Luftzirkulation einschränken. Im Gegensatz dazu können Rettungsdienste im Einsatz vermeiden, im Stau stecken zu bleiben.”

Die Untersuchung ergab auch, dass sich die Rußpartikelexposition halbiert, wenn Berufskraftfahrer während der Fahrt die Fenster schließen. Die Art des Fahrzeugs und die Wahl der Route könnten ebenfalls zu einer Verringerung der Exposition beitragen.

Die Forscher werden die gesammelten Daten weiter untersuchen. Sie planen auch, mögliche Strategien zum Schutz der Fahrer zu untersuchen, beispielsweise den Einsatz von Luftfiltern. “Dies ist von entscheidender Bedeutung, um Arbeitgebern, Fachleuten für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sowie einzelnen Arbeitnehmern zu helfen, die Exposition zu verringern und arbeitsbedingte Gesundheitsrisiken zu minimieren”, sagte Lim.

Barbara Hoffman, Vorsitzende des Umwelt- und Gesundheitsausschusses der European Respiratory Society und Professorin für Umweltepidemiologie an der Universität Düsseldorf, kommentierte die Studie so: “Kurzfristig können sich Fahrer besser schützen, indem sie ihre Fenster geschlossen halten. Langfristig müssen wir jedoch solche Arbeitnehmer vor verkehrsbedingter Luftverschmutzung schützen, indem wir nach Wegen suchen, um die Luft in den Fahrzeugen sauberer zu halten, und auch unsere Städte neu gestalten. Es müssen effizientere Wege für den Personent- und Gütertransport geschaffen und umweltfreundlichere Reiselösungen wie Elektrofahrzeuge stärker genutzt werden.”