Bestnote für 3. Auflage der Nationalen Versorgungsleitlinie Herzinsuffizienz

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Erst kürzlich wurde die 3. Auflage der Nationalen Versorgungsleitlinien (NVL) zur chronischen Herzinsuffizienz veröffentlicht. Erstmalig hat mit dieser NVL eine Leitlinie den Rekordwert von 15 von 18 möglichen Punkten bei Leitlinienwatch erreicht.

Die Initiative bewertet medizinische Behandlungsleitlinien auf ihre Unabhängigkeit von der Pharmaindustrie. Als 181. bewertete Leitlinie wurde die NVL in der nun aktualisierten Fassung mit dieser Bestnote bewertet und das, obwohl 20 von 35 Leitlinienautoren Interessenkonflikte angaben. Laut Leitlinienwatch wurden diese jedoch in der NVL-Gruppe detailliert diskutiert und dokumentiert. Insgesamt bescheinigt Leitlinienwatch der NVL-Gruppe einen sehr transparenten Umgang mit diesem sensiblen Problem.

Mit Prof. Georg Ertl und Prof. Stefan Störk kommen zwei der Autoren der NVL aus dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI).

„Eine wesentliche Aufgabe des DZHI ist auch, aktuelle Forschungsergebnisse in die Patientenversorgung zu bringen. Eine Maßnahme dafür ist es, diese in Leitlinien einzubringen, in diesem Fall in die für Deutschland besonders wichtige Nationale Versorgungsleitlinie“, sagt Ertl, Ärztlicher Direkter des Universitätsklinikums Würzburg und Gründer des DZHI.

„In der dritten Ausgabe haben wir die Inhalte zu Diagnostik, Therapieplanung, nicht medikamentöser Therapie, Komorbiditäten, akuter Dekompensation, Rehabilitation und Palliativversorgung komplett überarbeitet“, erklärt Störk, Leiter der Herzinsuffizienz-Ambulanz und Klinischen Forschung am DZHI. „Die Leitlinie wurde unter Einbeziehung von mehr als 20 Fachdisziplinen und Patientenvertretern erarbeitet. Sie fokussiert insbesondere auf die Übergänge zwischen primär- und spezialfachärztlicher Versorgung sowie zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. So wird insbesondere auch der Einsatz von spezialisiertem Herzinsuffizienz-Assistenz-Personal empfohlen. Damit ist die Leitlinie ein zentrales Element der Versorgung von herzinsuffizienten Menschen im ambulanten Bereich.“

Die Leitlinie, Patientenmaterialien und weitere Dokumente sind frei verfügbar auf den Internetseiten des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) www.herzinsuffizienz.versorgungsleitlinien.de. Das ÄZQ ist eine gemeinsame Einrichtung von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. Es unterstützt die Gesellschafter bei der Förderung und Sicherung der Qualität der ärztlichen Berufsausübung.

Leitlinienwatch.de ist eine gemeinsame Initiative von Mezis, NeurologyFirst und Transparency International Deutschland. Die Initiative bewertet medizinische Behandlungsleitlinien auf ihre Unabhängigkeit von der Pharmaindustrie. Ihr Punktesystem bewertet Maßnahmen, mit denen der Einfluss von Interessenkonflikten reduziert wird.

Die 3. Auflage der NVL Herzinsuffizienz wurde mit einer Bestnote ausgezeichnet, obwohl die Bewerter den hohen Anteil der kardiologischen Experten mit mutmaßlich Leitlinien-relevanten Interessenkonflikten weiterhin kritisch sehen. Die Heranziehung der erheblich von Interessenkonflikten belasteten Leitlinien der European Society of Cardiology und anderer kardiologischer Leitlinien als Quell-Leitlinien sei nicht unproblematisch.

„Jedoch werden nach unseren Stichproben diese Quellen kritisch und differenziert bewertet“, heißt es in dem Kommentar. „Auch sonst werden verschiedene Maßnahmen zur Reduktion industrieller Einflussnahme getroffen. Darunter sind insbesondere die unabhängige Leitlinienkoordination sowie die Evidenzaufbereitung durch unabhängige Methodiker des ÄZQ positiv hervorzuheben.“