Betreuung von Profisportlern – Wie können Amateursportler profitieren?

Diskutierten über Diagnostik und Therapie im Profi- und im Amateursport: Stefan Söllner, Marcus Richter, Frank Schmähling, Johannes Flechtenmacher und Tobias Renkawitz (v.l.). Foto: hr/Biermann Medizin

Moderiert von Prof. Tobias Renkawitz und Dr. Johannes Flechtenmacher diskutierten Experten in einer Highlight-Sitzung, in welchen Bereichen Amateursportler von Erkenntnissen aus dem Profisport schon profitieren oder profitieren könnten und wo das nicht der Fall ist – etwa bei der Bildgebung.

„Im Profisport wird eine gnadenlose Überdiagnostik betrieben“, konstatierte Renkawitz mit Blick auf den Einsatz der MRT-Bildgebung im Profi-Sport nach Verletzungen, wie etwa bei Muskelverletzungen. Man hoffe im Profibereich durch die repetitive Bildgebung den Zeitrahmen, wann ein Sportler wieder einsatzfähig ist, besser einschätzen zu können. Ein wichtiger Unterschied zum Amateursport sei der Druck den Profisportler schnell wieder ins Spiel zu bringen – darin waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Eine schnelle MRT-Diagnostik brauche es im Amateurbereich in der Regel nicht, hier reiche die Diagnostik per Ultraschall meist aus.

Klar wurde bei der Diskussion auch, dass es bereits einige Bereiche gibt, in denen Erkenntnisse aus dem Profisport in den Amateurbereich übertragen wurden: In seinem Implusvortrag sprach Renkawitz diverse Bereiche an, etwa Muskelverletzungen, die primäre Versorgung von Verletzungen, den Return-to-play oder die Prävention. Auch bestimmte Therpieformen, etwa der Einsatz von Platelet-rich-Plasma, sei zunächst im Spitzensport eingesetzt worden, werde inzwischen aber auch im Amateurbereich genutzt.

Das Expertenpanel diskutierte verschiedenen Herangehensweisen bei typischen Problemen und Beschwerden etwa Krämpfe, Probleme mit der Achillessehen oder dem vorderen Kreuzband. Gerade die Achillessehen stellte eine Herausforderung dar, weil nach den Erfahrungen der Anwesenden bislang kein Therapieansatz sicher hilft. Deutlich wurde auch, dass das Patientenkollektiv im Amateurbereich sich teilweise deutlich von den Profisportlern unterscheidet: Es gebe eben auch ältere Menschen, die „auf die 60 zugehen und trotzdem noch Sport machen“. Diesen müsse dann vermittelt werden, dass bestimmte Sportarten unter Umständen nicht mehr ausgeführt werden könnten, etwa bei Überlastungsschäden, wie Prof. Marcus Richter anmerkte.

Klar wurde auch, dass die Betreuung von Profisportlern Teamarbeit ist im engen Austausch mit Physiotherapeuten. Diesen Ansatz in den Amateurbereich zu übertragen wäre wünschenswert, scheitert aber nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer im Praxisalltag, wo wenig Zeit bleibe sich über einzelne Patienten intensiv mit dem Physiotherapeuten auszutauschen. (ja)