Bis zu ein Drittel der Patienten mit Rheumatoider Arthritis und Fibromyalgie sind Langzeit-Opioidkonsumenten19. Mai 2023 Foto: ©Andrey Popov – stock.adobe.com Patienten mit rheumatischen Erkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats sind anfällig für einen langfristigen Opioidkonsum. Je nach Definition können bis zu einem Drittel der Patienten mit Rheumatoider Arthritis oder Fibromyalgie als Langzeitkonsumenten angesehen werden, besagen die Ergebnisse eines Research Letters im Fachmagazin „Annals of the Rheumatic Diseases“. Menschen mit rheumatischen Erkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats erhalten häufig Opioide zur Behandlung ihrer Schmerzen. Ein Teil von ihnen wird zu Langzeitkonsumenten mit den damit verbundenen Risiken der Abhängigkeit und schädlicher Nebenwirkungen, betonen die Autoren um Dr. Meghna Jani von der University of Manchester, Großbritannien. Die meisten Forschungsarbeiten definieren einen Langzeit-Opioidkonsum als die Verwendung der Arzneimittel über 90 oder mehr Tage. Die Definitionen variieren jedoch erheblich nach der Häufigkeit des Konsums und der Dauer der Einnahme. Das wiederum erschwert es, das Ausmaß des langfristigen Opioidkonsums und der Opioidkrise zu beschreiben und die geeigneten Gruppen zu ermitteln, die am meisten von Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit profitieren, wie Jani und Kollegen anmerken. Sie analysierten daher den Opioidkonsum unter 841.047 Erwachsenen, deren Krankenaktendaten anonymisiert in den Clinical Practice Research Datalink (CPRD), eine landesweit repräsentative Forschungsdatenbank für die Primärversorgung in Großbritannien, eingegeben worden waren, anhand von drei verschiedenen Definitionen für Langzeitkonsum. Als Standardkonsum galten drei oder mehr Opioidverschreibungen innerhalb eines Zeitraums von 90 Tagen oder ein Opioidbedarf von mehr als 90 Tagen im ersten Jahr. Als strikt wurde der Opioidkonsum eingeteilt, wenn die Patienten 10 oder mehr Opioidverschreibungen über mehr als 90 Tage erhielten oder einen Opioidbedarf von mehr als 120 Tagen im ersten Jahr aufwiesen. Und als breiter Konsum waren mehr als drei Opioidverschreibungen in monatlichen Abständen in den ersten zwölf Monaten definiert. Unter den analysierten Patienten hatten 12.260 eine Rheumatoide Arthritis, 5195 eine Psoriasis-Arthritis, 3046 eine Axiale Spondyloarthritis, 3081 einen systemischen Lupus erythematodes (SLE), sowie 796.276 eine Osteoarthritis und 21.189 eine Fibromyalgie. Alle Patienten hatten zwischen Januar 2006 und Ende Oktober 2021 bis zu sechs Monate vor oder zu einem beliebigen Zeitpunkt nach ihrer Diagnose ein Opioid neu verschrieben bekommen und wurden mindestens ein Jahr lang beobachtet. Insgesamt wurden unter allen Patienten 1.081.216 neue Episoden des Opioidkonsums ermittelt, von denen knapp 17 Prozent nach der Standarddefinition, elf Prozent nach der strikten und 22 Prozent nach der breiten Definition in einen Langzeitkonsum übergingen. Die meisten (mehr als 97 %) der neuen Verordnungen, die eine der Definitionen erfüllten, wurden von der breiten Definition erfasst. Knapp die Hälfte erfüllte alle drei Definitionen. Den höchsten Anteil an Langzeit-Opioidkonsumenten hatten Patienten mit Fibromyalgie mit jeweils 27,5 Prozent, 21 Prozent und 34 Prozent für die Standard- strikte und breite Definitionen, gefolgt von Patienten mit Rheumatoider Arthritis mit jeweils 26 Prozent, 18,5 Prozent und 32 Prozent und Patienten mit Axialer Spondyloarthritis mit 24 Prozent, 17 Prozent und 30 Prozent. Den geringsten Anteil an Patienten, die zu einem Langzeitkonsum übergingen, gab es unter jenen mit Osteoarthritis mit 16,5 Prozent, elf Prozent und 21,5 Prozent für jede der jeweiligen Definitionen. Der Anteil der Patienten mit SLE und Fibromyalgie, die zu Langzeit-Opioidkonsumenten wurden, nahm zwischen 2006 und 2019 deutlich zu: Er stieg von 22 Prozent auf 33 Prozent und erreichte im Jahr 2020 einen Anteil von 29 Prozent. Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis beobachteten die Wissenschaftler einen statistisch signifikanten rückläufigen Trend, wenngleich der Gesamtanteil mit 24,5 Prozent im Jahr 2020 hoch blieb. Nach der strikten Definition erfüllten einer von fünf Patienten mit Fibromyalgie und einer von sechs Patienten mit Rheumatoider Arthritis oder Axialer Spondyloarthritis die Definitionen für einen langfristigen Opioidkonsum innerhalb von 12 Monaten nach Beginn der Einnahme eines Opioids. Dieser Anteil könnte jedoch bei Fibromyalgie oder rheumatoider Arthritis bei eins von drei und bei Axialer Spondyloarthritis bei eins von 3,5 liegen, wenn man die breite Definition zugrunde legt, so die Forscher. Sie warnen, dass diese Ergebnisse zur Wachsamkeit bei der Verschreibung von Opioiden für rheumatische und muskuloskelettale Erkrankungen veranlassen sollten, da eine langfristige Opioidtherapie mit schlechten Ergebnissen (z. B. Opioidabhängigkeit und opioidbedingte Nebenwirkungen) verbunden sei. Jani und Kollegen raten Ärztinnen und Ärzten, die Medikation zu überprüfen oder abzusetzen und nichtmedikamentöse Behandlungen zur Schmerzlinderung in Betracht zu ziehen, um das Risiko „vermeidbarer Schäden“ bei dieser Patientengruppe zu minimieren. (ah)
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