Bluthochdruck: Dreifachkombinationspille als Therapieoption zum Erreichen des Blutdruckzielbereichs empfohlen30. Oktober 2024 Foto: © Zerbor/stock.adobe.com Eine wirksame Blutdruckeinstellung mit mehreren Einzelmedikamenten scheitert häufig an der Adhärenz und Unverträglichkeiten. Laut einer aktuellen Studie könnte die Therapie mit einer Dreifachkombinationspille hilfreich sein: Sie erwies sich als effektiv und gut verträglich. Ende August publizierte die European Society of Cardiology (ESC) neue Bluthochdruck-Leitlinien – demnach sollen bereits leicht erhöhte Blutdruckwerte behandelt werden und alle Betroffenen sollten Werte zwischen 120–129/70–79 mmHg anstreben (wir berichteten). Im klinischen Alltag ist es aber häufig schwer, diesen ambitionierten Zielblutdruck zu erreichen. Hemmschuhe sind eine unzureichende Adhärenz oder Unverträglichkeit bei Dosiserhöhungen von Einzelsubstanzen oder von Zweifachkombinationspillen. Darauf verweist die Deutsche Hochdruckliga (DHL) in einer Mitteilung. Die aktuelle Studie demonstrierte eine Überlegenheit der Dreifachkombination GMRx2, bestehend aus Telmisartan (20 mg), Amlodipin (2,5 mg) und Indapamid (1,25 mg; Startdosis entsprechend jeweils der Hälfte der Standarddosis von GMRx2), gegenüber den verschiedenen Kombinationen von jeweils zwei dieser drei Wirkstoffe im Hinblick auf die Blutdrucksenkung, heißt es von der DHL. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. „Von besonderer Bedeutung für den Klinikalltag ist, dass die Studie Patientinnen und Patienten mit relativ moderat erhöhten Blutdruckwerten einschloss, von denen ein Großteil aber erst unter der Dreifachkombination problemlos die neuen Zielwerte der ESC erreichten. Das zeigt uns: Betroffene lassen sich in den ambitionierten Zielwertbereich bringen, und zwar einfach und bequem mit einer Tablette pro Tag“, erklärt Prof. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzende der DHL. Studie an Probanden mit moderat erhöhten Werten Die internationale Studie, an der sich Zentren aus Australien, Tschechien, Neuseeland, Polen, Sri Lanka, Großbritannien und den USA beteiligten, wurde zwischen dem 9. Juli 2021 und dem 1. September 2023 durchgeführt. 1385 erwachsene Menschen mit erhöhten Blutdruckwerten (entweder mit einem Praxisblutdruck von 140–179 mmHg, wenn sie bislang keine blutdrucksenkende Therapie erhalten hatten, oder 130–170 mmHg, wenn sie ein Medikament zur Blutdrucksenkung einnahmen) wurden in die Studie eingeschlossen. 51 Prozent von ihnen waren weiblich, das Durchschnittsalter betrug 59 Jahre und der durchschnittliche Blutdruckwert bei Studieneinschluss lag bei 142/85 mmHg. „Angesichts der Tatsache, dass vor August dieses Jahres überhaupt erst systolische Blutdruckwerte von 140 mmHg oder höher als behandlungswürdig eingestuft werden, handelte es sich also um eine Kohorte mit moderat erhöhten Werten. Dennoch wissen wir aus der Praxis, dass auch der Blutdruck dieser Patientinnen und Patienten mit einer herkömmlichen Therapie bestehend aus einem oder mehreren Einzelmedikamenten nur schwer in den neuen Zielbereich abzusenken ist“, erklärt Prof. Bernhard Krämer, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der DHL. Die aktuelle Studie zeige, dass die Dreifachkombinationspille eine gute Therapieoption für diese Patientinnen und Patienten darstellt, egal, ob sie bislang therapienaiv gewesen sind oder bereits Blutdrucksenker erhalten haben, so die DHL. In der randomisierten, doppelverblindeten Studie wurden alle Patienten zunächst vier Wochen lang mit dem Prüfmedikament GMRx2 in halber Dosierung eingestellt. Nach dieser „Run in“-Phase wurden sie in vier Gruppen aufgeteilt: Die erste Gruppe (mit 551 Personen war doppelt so groß wie die anderen drei) erhielt weiterhin die Medikation wie in den vorausgegangenen vier Wochen, Gruppe 2 erhielt die Zweifachkombination Telmisartan/Indapamid (20 mg/1,25 mg), Gruppe 3 Telmisartan/Amlodipin (20 mg/2,5 mg) und Gruppe 4 Amlodipin/Indapamid (2,5 mg/1,25 mg). Nach sechs Wochen wurden in allen vier Gruppen die Dosierungen verdoppelt. Nach weiteren sechs Wochen erfolgte dann die Auswertung und die Blutdruckwerte wurden zwischen den Gruppen verglichen. Mehr Betroffene erreichen Zielblutdruck Im Ergebnis zeigte sich, dass der Blutdruck in Gruppe 1, die die Dreifachkombination erhalten hatte, signifikant niedriger als in den anderen drei Gruppen war (-2,5 mmHg vs. Telmisartan/Indapamid, -5,4 mmHg vs. Telmisartan/Amlodipin und -4,4 mmHg vs. Amlodipin/Indapamid). Nach zwölfwöchiger Behandlung erreichten bei der Heimblutdruckmessung 56 Prozent unter der Dreifachkombination Blutdruckwerte unter 130/80 mmHg, in den Zweifachkombinationsgruppen waren es nur 44 Prozent, 20 Prozent und 18 Prozent. „Das zeigt, wir haben nun eine wirksame Therapie, um deutlich mehr Betroffene innerhalb von drei Monaten in einen Blutdruckbereich zu bringen, der mit einem erheblich geringeren Risiko für kardiovaskuläre Folgekrankheiten verbunden ist und daher von der ESC empfohlen wird“, sagt van der Giet. Auch im Hinblick auf die Sicherheit und Verträglichkeit, gemessen an dem Anteil der Patienten, die die Studie abbrachen, schnitt das neue Medikament gut ab: lediglich zwei Prozent der damit Behandelten unterbrachen die Therapie. „Auch wenn es in den anderen Gruppen nur ein Prozent waren, ist diese Zahl nicht besorgniserregend, sondern als niedrig einzustufen“, betont der Experte der DHL. Die insgesamt niedrige Abbrecher- und Nebenwirkungsrate erklärt van der Giet mit einem geringeren Nocebo-Effekt der Kombinationspräparate: Wer eine Tablette nimmt, erwartet unbewusst weniger Nebenwirkungen als bei Einnahme von zwei oder drei verschiedenen Pillen. Auch sei bekannt, dass die Einnahmetreue umso höher ist, je weniger Tabletten pro Tag eingenommen werden müssen. „Die neuen Leitlinien empfehlen daher, neu diagnostizierten Bluthochdruckpatientinnen und -patienten eine niedrigdosierte Zweifachkombinationstherapie zu verschreiben. Wenn damit die Zielwerte nicht erreicht werden, soll auf eine niedrigdosierte Dreifachkombination umgestellt werden. Die aktuelle Studie zeigt, dass damit bei einem Großteil der Betroffenen die Einstellung ohne große Nebenwirkungen oder Risiken gelingt“, heißt es abschließend in der Mitteilung der DHL.
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