Bluthochdruck im Krankenhaus: US-Leitfaden gibt Handlungsempfehlungen für die akute Behandlung

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Die American Heart Association hat einen neuen Leitfaden veröffentlicht, der Ärzten Handlungsempfehlungen gibt, wie sie sich um Menschen mit Bluthochdruck kümmern können, die akut im Krankenhaus liegen.

Wenn Bluthochdruck bei einem Hausarztbesuch festgestellt wird, stehen viele wirksame Therapien zur Verfügung, darunter auch orale blutdrucksenkende Medikamente. Aber wenn bei jemandem in der Notaufnahme oder im Rahmen einer akuten Krankenhausbehandlung Bluthochdruck ohne Anzeichen einer akuten Organschädigung festgestellt wird, ist die beste Vorgehensweise weit weniger klar, heißt es in dem US-amerikanischen Leitfaden. Eine aggressive Senkung des Bluthochdrucks ohne Hinweise auf eine Schädigung der Zielorgane bei hospitalisierten Patienten könne mehr schaden als nützen, heißt es weiter. Ärzte sollten es daher vermeiden, eine intensive blutdrucksenkende Behandlung zu beginnen, wenn es nicht notwendig ist.

Anormale Lebensbedingungen können Blutdruck beeinflussen

Ein Teil des Problems, erklärt der Erstautor des wissenschaftlichen Statements Prof. Adam Bress, bestehe darin, dass Menschen in der Akutversorgung einer Vielzahl von Faktoren ausgesetzt sind, die ihren Blutdruck erhöhen können: „Wenn man im Krankenhaus liegt, ist man in der Regel wegen eines akuten Prozesses, wie einer Lungenentzündung oder eines Blutgerinnsels, dort, und man ist anormalen Lebensbedingungen wie Stress ausgesetzt, die den Blutdruck beeinflussen können.“ Gesundheitsrisiken würden jedoch erst auftreten, wenn der Blutdruck über einen längeren Zeitraum hinweg konstant hoch ist. Ein erhöhter Blutdruck während eines kurzen Krankenhausaufenthalts deute also nicht unbedingt auf ein chronisches Gesundheitsproblem hin. Für Ärzte sei es deshalb wichtig, bedacht vorzugehen, denn eine zu aggressive blutdrucksenkende Behandlung könne ebenfalls zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen, erläutert Bress.

So war in einer Studie, die von einem weiteren Autor des Leitfadens veröffentlicht wurde, die Behandlung mit intravenösen blutdrucksenkenden Medikamenten mit einem höheren Risiko für eine gefährliche Hypotonie sowie für Nierenfunktionsstörungen und Schlaganfälle verbunden. Bress erklärt, dass der Blutdruck von mehreren Organen im Körper gemessen und reguliert wird und dass eine plötzliche Veränderung in beide Richtungen gefährlich sein kann.

Evidenzbasierte Empfehlungen

Vor diesem Hintergrund wird in dem neuen Leitfaden betont, dass die Pflegekräfte bei der Reaktion auf einen hohen Blutdruck im Krankenhaus Vorsicht walten lassen sollten – insbesondere wenn der hohe Blutdruck keine unmittelbaren Symptome verursacht. Die Fachkräfte sollten zunächst die häufigsten Ursachen für einen hohen Blutdruck ausschließen und beheben. „Überprüfen Sie die Messung, suchen Sie nach reversiblen Ursachen und gehen Sie mit Bedacht vor, wenn Sie neue Medikamente einführen oder intensivieren“, appelliert Bress.

Während die Behandlungspläne für Bluthochdruck im ambulanten Bereich gut etabliert sind und den Patienten helfen, müsse noch viel mehr geforscht werden, um herauszufinden, wie man Menschen, deren Blutdruck während eines Krankenhausaufenthaltes zu hoch ist, am besten hilft, fügt Bress hinzu. Das gelte auch für Menschen, die keinen Hausarzt haben und für die ein Besuch in der Akutversorgung möglicherweise der einzige Kontakt mit dem medizinischen System ist.

Den Patienten empfiehlt Bress, sich ein Gefühl für den eigenen Blutdruck zu verschaffen, der zu Hause mit validierten Geräten gemessen werden kann. „Das ist einfach, leicht zu bewerkstelligen und liefert den Ärzten viele wichtige Informationen“, sagt er.