Bluttest ermöglicht das Ablesen der inneren Uhr6. Juli 2018 Aus einer Blutprobe (1) werden Zellen isoliert (2) und darin die Aktivität von zwölf speziellen Zeitgenen bestimmt (3). Ein Computeralgorithmus berechnet daraus den Stand der inneren Uhr (4). (Copyright: Kramer/Charité) Mit einem neuen Bluttest können Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin den Status der inneren Uhr eines Patienten erstmals objektiv bestimmen. Damit lassen sich Arzneimittel insgesamt wirksamer und verträglicher einsetzen als bisher. Die Funktionen des menschlichen Körpers unterliegen tageszeitlichen Schwankungen. So zeigen zum Beispiel Medikamente in Abhängigkeit von der inneren Uhr unterschiedlich starke Wirkung – je nachdem, zu welcher Uhrzeit sie eingenommen werden. Diese Reaktion ist von Mensch zu Mensch verschieden, abhängig davon, ob seine innere Uhr zum Spättyp oder zum Frühtyp neigt, also ob die Person eher eine Eule oder eine Lerche ist. Ziel des internationalen Teams unter Leitung von Prof. Achim Kramer vom Institut für Medizinische Immunologie der Charité war die Identifizierung von Biomarkern im Blut, die für die individuelle Innenzeit charakteristisch sind. Zunächst wurde bei mehreren Probanden über den gesamten Tag die Aktivität aller 20.000 Gene einer bestimmten Gruppe von Blutzellen bestimmt. Mit speziellen Computeralgorithmen ließen sich aus diesen Datensätzen zwölf Gene isolieren, die verlässlich die Innenzeit anzeigen. Die Biomarker einer einzigen Blutprobe können auch dann noch einen Spättyp von einem Frühtyp unterscheiden, wenn die betreffende Person entgegen ihrem biologischen Rhythmus früh am Morgen von einem Wecker geweckt wird. Kramer ist überzeugt, dass die Chronotherapie der konventionellen Therapie oft überlegen ist: „Eine solche Therapie unter Berücksichtigung der Tageszeit wurde bislang wegen einer fehlenden Diagnostik der Innenzeit selten angewandt. Wir denken, dass dieser erste objektive Test der Innenzeit dazu beitragen wird, dass die Tageszeit bei Therapie und Diagnose viel mehr an Bedeutung gewinnen wird.“ In klinischen Folgestudien wollen die Wissenschaftler nun die Wirksamkeit einer personalisierten Chronotherapie nachweisen. Hierzu wird die Therapie auf die individuelle Innenzeit der Patientinnen und Patienten abgestimmt. Kennt man das Zeitfenster, in dem ein Wirkstoff besonders effektiv ist, kann man die Wirkung der Behandlung so optimieren und gleichzeitig das Risiko von Nebenwirkungen verringern, sind die Forscher optimistisch. Originalpublikation:Wittenbrink N et al.: High-accuracy determination of internal circadian time from a single blood sample.The Journal of Clinical Investigation, 28. Juni 2018
Mehr erfahren zu: "Wie Künstliche Intelligenz Alterungsprozesse im Blut sichtbar macht" Wie Künstliche Intelligenz Alterungsprozesse im Blut sichtbar macht Kann ein einfacher Bluttest zeigen, wie gut jemand altert? Ein Forscherteam hat Metabolomik mit Künstlicher Intelligenz und einem neuartigen Netzwerkmodellierungs-Tool kombiniert, um die zentralen molekularen Prozesse des aktiven Alterns zu […]
Mehr erfahren zu: "Visualisierung des Oxytocinrezeptors: Neue Ansätze für Brustkrebs und Autismus?" Visualisierung des Oxytocinrezeptors: Neue Ansätze für Brustkrebs und Autismus? Forschende der Universität Wien haben neuartige fluoreszierende Peptid-Tracer entwickelt, mit denen sich der Oxytocinrezeptor gleichzeitig sichtbar machen und aktivieren lässt. Das eröffnet neue Möglichkeiten für Bildgebung und Funktionsanalysen – mit […]
Mehr erfahren zu: "KI-Tool durchsucht soziale Medien nach versteckten Gesundheitsrisiken" KI-Tool durchsucht soziale Medien nach versteckten Gesundheitsrisiken Ein neues Tool mit Künstlicher Intelligenz kann Daten aus sozialen Medien scannen, um unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit Gesundheitsprodukten aufzudecken. Dies geht aus einer Studie hervor, die in „PLOS Digital […]