Bluttest kann die Diagnose und das Management von ALS verbessern

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Neurofilament-Leichtkettenproteine (NfL) eigenen sich gut, um Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) von anderen Motoneuronerkrankungen zu unterscheiden und den Verlauf der Erkrankung vorherzusagen. Das geht aus einer Studie in „Neurology“ hervor.

Für die Studie hatten französische Wissenschaftler untersucht, welche Blutbiomarker am besten geeignet sind, um ALS zu erkennen und zu überwachen. „Ein wirksamer Biomarker kann sehr wertvoll sein – er kann nicht nur bei der Diagnose helfen, sondern auch bei der Vorhersage der Prognose, bei der Bewertung des Krankheitsstadiums und bei der Verfolgung des Krankheitsverlaufs oder des Ansprechens auf Behandlungen“, erklärte Studienautor Sylvain Lehmann vom Inserm-Krankenhaus und der Universität Montpellier in Frankreich.

In der Studie verglichen die Forschenden drei Blut-Biomarker: NfL, saures Gliafaserprotein (GFAP) und phosphoryliertes Tau 181 (pTau 181). NfL kann im Blut nachgewiesen werden, wenn Nervenzellen verletzt werden oder absterben. GFAP wird freigesetzt, wenn Zellen an der Reparatur von Verletzungen arbeiten. pTau 181 wird mit der Anhäufung von Amyloid-Proteinen im Körper in Verbindung gebracht, die bei der Alzheimer-Krankheit auftritt. Für NfL testeten die Forscher außerdem vier verschiedene Techniken zur Bestimmung der Werte.

An der Studie nahmen 139 Personen teil, die an ALS erkrankt waren, sowie 70 Personen, die zwar nicht an ALS, aber an ähnlichen Krankheiten wie der Erkrankung der unteren Motoneuronen und der primären Lateralsklerose litten.

Die Forscher untersuchten das Blut der Studienteilnehmer auf die drei Biomarker. Anschließend verfolgten sie die Teilnehmer über einen Zeitraum von durchschnittlich 3,5 Jahren bei den ALS-Patienten und etwa 12 Jahren bei den Personen, die keine ALS hatten. Während dieser Zeit starben 86 Prozent der ALS-Patienten, verglichen mit acht Prozent der Menschen mit anderen Erkrankungen.

Die Biomarkerbestimmung ergab, dass ALS-Patienten dreimal so hohe NfL-Spiegel hatten wie Kontrollpersonen. Auf diese Weise konnten die Forschenden ALS-Patienten in mehr als 80 Prozent der Fälle korrekt identifizierten. Die Diagnosegenauigkeit von GFAP und pTau 181 war mit einer Trefferquote von etwa 50 Prozent hingegen gering.

Die Forscher ermittelten für die verschiedenen Testverfahhen auch die jeweilige NfL-Konzentration, die zur Vorhersage des Überlebens von ALS-Patienten beitragen kann. Von ALS-Patienten, deren NfL-Spiegel unterhalb des jeweiligen Cut-offs lag, waren mehr als 40 Prozent nach einem Jahr noch am Leben, während von den Patienten mit NfL-Werten oberhalb dieses Wertes nach einem Jahr keiner mehr am Leben war.