Bluttest zum Nachweis von HPV-assoziiertem Kopf-Hals-Krebs4. Januar 2022 Foto: ©Victor Moussa – stock.adobe.com US-amerikanische Forschende haben einen Bluttest für mit HPV assoziierten Kopf-Hals-Krebs entwickelt. Eine aktuelle Studie belegt, dass diese „liquid Biopsy“ genauer und preisgünstiger ist als herkömmliche Testmethoden. Der Anfang Dezember im Journal „Clinical Cancer Research“ veröffentlichten Studie zufolge hatte die „liquid Biopsy“ eine Genauigkeit von 98 Prozent und die Diagnose konnte durchschnittlich 26 Tage früher gestellt werden als mit einer konventionellen Gewebebiopsie. Außerdem erwies sich der neue Test als 38 Prozent preiswerter als die Standardmethoden. Die Studienautoren kombinierten die „liquid Biopsy“ mit Daten aus der Routine-Bildgebung und der klinischen Untersuchung für einen komplett nichtinvasiven diagnostischen Ansatz, dessen diagnostische Genauigkeit bei mehr als 95 Prozent lag. Aus Sicht der Studienautoren braucht es – angesichts steigender Fallzahlen von HPV-assoziiertem Kopf-Hals-Krebs – genauere und weniger invasive sowie schnellere und preisgünstigere diagnostische Tests. Zur Zeit seien diagnostische Ansätze für HPV-assoziierten Kopf-Hals-Krebs nicht perfekt und invasiv, so Hauptautor Dr. Daniel L. Faden, MD. Das bedeute für die Patientinnen und Patienten, dass Biopsien oft wiederholt werden müssten, um eine Diagnose zu erhalten, was die Behandlung verzögere und die Betroffenen verunsichere. Außerdem sei die Prozedur unangenehm. Faden, ein auf Kopf-Hals-Krebs spezialisierte Onkologe und Chirurg, der am Mike Toth Head and Neck Cancer Research Center at Mass Eye and Ear (USA) forscht, betont: „Unsere Ergebnisse sind ein starker Beleg für die Machbarkeit und legen nahe, dass künftig ein voll integrierter „liquid Biopsy“-Ansatz für Diagnose und Monitoren möglich sein könnte.” HPV-assoziierten Kopf-Hals-Krebs schnell und genau diagnostizieren Die Diagnose von HPV-assoziiertem Kopf-Hals-Krebs mit konventionellen Methoden hat Grenzen. So ist eine chirurgische Biopsie invasiv, die Nadel-Aspiration braucht unter Umständen wiederholte Biopsien. Außerdem können Biopsien, CT- und PET-Bildgebung und körperliche Untersuchung nur Tumoren detektieren, die bereits eine gewisse Größe erreicht haben. Dagegen steht mit der „liquid Biopsy“ eine weniger invasive Diagnostik zur Verfügung. Aktuelle Studien konnten bereits belegen, dass „liquid Biopsy“ zum Monitoring auf Rezidive von HPV-assoziiertem Kopf-Hals-Krebs eingesetzt werden kann. Die aktuelle Publikation geht einen Schritt weiter und stellte die Frage, ob ein akkurater Bluttest, kombiniert mit Routine-Bildgebung und körperlicher Untersuchung eine invasive Gewebebiopsie überflüssig machen kann. Wie die Autoren betonen, wurde im Rahmen der aktuellen Studie die „liquid Biopsy“ erstmals als verlässliches diagnostisches Tool getestet, für HPV-assoziierte Kopf-Hals-Tumore zu einem frühen Zeitpunkt. An der prospektiven Studie nahmen 70 Patienten und Patientinnen mit der vermutlichen Diagnose HPV-assoziierter Kopf-Hals-Krebs sowie 70 Personen einer Kontroll-Gruppe. Alle durchliefen körperliche Routine-Untersuchungen sowie Bildgebung. Die Blutproben der Probanden wurden auf zirkulierende HPV-DNA (ctHPVDNA) hin untersucht und mittels Standard-ddPCR-Assays für die HPV-Hochrisikotypen 16,18, 33, 35 und 45 analysiert. Die Studie zeigt, dass die „liquid Biopsy“ genauer ist als der Versorgungs-Standard: mit einer Sensitivität von 98,4 Prozent für eine korrekte positive Diagnose und einer Spezifität von 98,6 Prozent für ein negatives Ergebnis. Kombiniert mit Routine-Bildgebung und körperlicher Untersuchung lagen diagnostische Sensitivität beziehungsweise Spezifität der „liquid Biopsy“ bei 95,1 beziehungsweise 98,6 Prozent. Durchschnittlich vergingen 15 Tage von der ersten Vorstellung bis zur Diagnose, ein um 63 Prozent kürzerer Zeitraum als mit herkömmlichen Diagnose-Methoden (41 Tage). Auch die Kosten des Bluttests waren signifikant niedriger als herkömmliche Diagnostik, mit einer durchschnittlichen Einsparung von 6000 Dollar pro Patient. Den Zeitraum bis zur Diagnose zu verkürzen sei wesentlich, um Ängste und Unruhe bei den betroffenen Patienten zu reduzieren, die diese erlebten, wenn sie mit einem beunruhigenden Symptom zum Arzt gehen, bis sie möglicherweise eine Krebsdiagnose erhalten, so Faden. Der im Rahmen der Studie entwickelte Test weist kleinste Mengen von freier HPV-DNA im Blut nach und baut damit auf das wachsende Forschungsfeld zur Nutzung von zellfreier DNA zum Krebs-Screening oder zur Diagnostik auf. Zellfreie DNA im Blut ist nicht bei allen Krebsarten leicht nachzuweisen, aber HPV-assoziierte Krebsarten bieten einen Vorteil, weil sie HPV-DNA freisetzen. Diese lässt sich nur bei Vorhandensein eines HPV-assoziierten Tumors nachweisen. Geplant ist ab 2022 eine klinische Studie, um die Ergebnisse der aktuellen Publikation zu validieren, in deren Rahmen die „liquid Biopsy“ zu Therapieentscheidung und personalisierter Behandlung beitragen soll. In den letzten Jahren sind die Raten für Oropharynxkarzinome, die mit HPV-assoziiert in den USA stark gestiegen, sodass rund 75 Prozent aller Fälle in den USA auf HPV zurückgehen. Werden die Tumore früh erkannt, ist eine Kombination aus Operation und Strahlentherapie oft ausreichend. Sind allerdings die Lymphknoten befallen, ist die Therapie schwieriger und Patientinnen und Patienten leiden oft lebenslang unter den Folgen der Therapie. „Die ‘liquid Biopsy’ ist ein extrem vielversprechender Ansatz, um die Diagnostik für die Patienten zu verbessern und Chirurgen mehr essenzielle Informationen schneller zu liefern“, sagt Co-Autor Mark A. Varvares, MD, FACS und Leiter der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf-Hals-Chirurgie am Mass Eye and Ear und John W. Merriam/William W. Montgomery Professor sowie Chair of Otolaryngology–Head and Neck Surgery der Harvard Medical School. „Die Möglichkeit, die Zeit zwischen Vorstellung in bei einem Arzt bis zur Diagnose zu verkürzen, wird signifikante Auswirkungen auf die Beschleunigung des Therapiebeginns haben. Das wird Ergebnisse verbessern und die Angst der Patienten reduzieren.“ (ja)
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