bng zur Telematikinfrastruktur: „Konnektorentausch ist kein Pappenstiel“

Abbildung: © MQ-Illustrations/stock.adobe.com

Baustelle Telematikinfrastruktur (TI): Wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) kürzlich mitteilte, gebe es neue Hinweise, dass ein Austausch nicht zwingend notwendig ist. Die KBV verlangte nun Aufklärung von der Gematik.

Hintergrund der Problematik ist der von der Gesellschafterversammlung der gematik im Februar 2022 beschlossene Austausch von TI-Konnektoren, deren Sicherheitszertifikate ablaufen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und laut Mitteilung des Berufsverbandes der niedergelassenen Gastroenterologen (bng hat der Konnektortausch bereits begonnen. Rund 15.000 Konnektoren müssten noch in diesem Jahr ersetzt werden, weitere 40.000 in den Praxen von Ärzten, Psychotherapeuten und Zahnärzten in 2023.

„Als niedergelassene Magen-Darm-Ärzte stehen wir technischen Innovationen offen gegenüber und sind immer bereit, Neuerungen zeitnah in unseren Praxen einzuführen“, hatte der bng-Vorsitzende Dr. Ulrich Tappe kürzlich betont. „Deshalb haben wir auch den Einzug der Digitalisierung in das Gesundheitswesen begrüßt. Die technische Implementierung durch Hard- und Software-Dienstleister ist allerdings unter hohem Zeitdruck vielfach völlig unzureichend erfolgt. Während die Ärzte unter Androhung von Zwangsmaßnahmen zur zügigen Umsetzung gezwungen werden, hat die mit der Durchführung beauftragte gematik ihre selbstgesetzten Termine regelmäßig nicht einhalten können. Das sind unhaltbare Zustände. Die Praxen kämpfen mit diesen Problemen. Und jetzt sollen sie auch noch den Schaden durch die inzwischen schon veraltete Anschlusstechnik finanziell mittragen.“

„Bei der Frage, ob im gesamten ambulanten Versorgungsbereich unzulängliche Konnektoren für die Übertragung von vertraulichen Daten verschrottet und ersetzt werden müssen, geht es nicht um einen Pappenstiel“, unterstreicht Tappe. „Es geht um rund 400 Mio. Euro, die angesichts der angespannten Kassenlage der Krankenkassen dringend für die Patientenversorgung benötigt werden.“

Unstrittig sei, so der bng, dass die Sicherheit der Datenübertragung über die bereitgestellte Infrastruktur derzeit nicht gewährleistet ist. Uneinigkeit herrsche aber darüber, welche Maßnahmen zur Behebung der Probleme angemessen sind. Während die Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte (gematik), die unter Aufsicht des Bundesgesundheitsministeriums für die Einführung von digitaler Infrastruktur im Gesundheitswesen zuständig ist, einen Austausch der erforderlichen Konnektoren für alternativlos halte, mehrten sich Stimmen, die ganz im Gegenteil davon ausgehen, dass die bestehenden Sicherheitslücken durch ein Update geschlossen werden können, erklärt der Berufsverband.

Laut dem bng lassen Interventionen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hoffen, dass das Ministerium aktiv werde und von der gematik eine Neueinschätzung der technischen Möglichkeiten einfordere. „Das wäre jedenfalls in unseren Augen der richtige Schritt“, betont Tappe. „Wir Ärzte und unsere Patienten sind die Leidtragenden einer Institution, die immer wieder daran scheitert, digitale Infrastruktur reibungslos und funktionstüchtig zur Verfügung zu stellen. Unsere Praxisabläufe werden dadurch ständig beeinträchtigt und mit nicht gedeckten Kosten belastet. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Es kostet Zeit und Geld, die an anderer Stelle fehlen.“

Der bng unterstützt nach eigener Aussage zusammen mit dem Dachverband der Facharztverbände „mit Nachdruck“ die Interventionen der Kassenärztlichen Selbstverwaltungsorgane, die eine Neueinschätzung der Konnektoren-Problematik einfordern. „Es wird Zeit, dass dem Spuk ein Ende bereit wird, damit sich alle wieder auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren können: das Wohl unserer Patienten“, sagt Tappe.