Bonn: Regionales und überregionales Netzwerk für optimale Versorgung von Krebspatienten im Aufbau

(v.l.) Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am Universitätsklinikum Bonn und Dr. Thomas Krössin, Geschäftsführer der Johanniter GmbH. (Foto: © obs/Universitätsklinikum Bonn/UKB/A. Winkler)

Eine neu etablierte Kooperation zwischen dem Johanniter-Krankenhaus (JK) und dem Universitätsklinikum Bonn (UKB) schließt eine enge Zusammenarbeit in Bereichen wie Pathologie, Stammzelltherapie, Radiologie und die Entwicklung innovativer chirurgischer Methoden sowie die gemeinsame Nutzung von Biobanken für eine verbesserte Patientenversorgung ein.

Krebserkrankungen sind neben Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems die häufigste Todesursache in Deutschland mit über
220.000 Todesfällen pro Jahr. Bei Frauen sind Krebserkrankungen der Brustdrüse, des Darms, der Lunge und des Gebärmutterkörpers am häufigsten; beim Mann die Krebserkrankung der Prostata, der Lunge, des Darms und der Harnblase.

Die Behandlung von Krebserkrankungen ist wie bei kaum einer anderen Erkrankung interdisziplinär. Das Einschlagen nicht optimierter Behandlungspfade zu Beginn einer Tumorerkrankung führt zu ineffektiver Behandlung und erheblichen Mehrkosten; eine fehlende menschliche Begleitung der Patienten während des gesamten Behandlungsprozesses zu Verunsicherung und Unzufriedenheit.

Die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert Onkologische Organzentren, die eine hervorragende Behandlung sicherstellen. Von diesen haben das Johanniter-Krankenhaus (JK) und das Universitätsklinikum Bonn (UKB) mit ihren onkologischen Schwerpunkten mehrere zugesprochen bekommen.

Die Deutsche Krebshilfe hat darüber hinaus Onkologische Spitzenzentren definiert. Das UKB wurde als Centrum für Integrierte Onkologie
(CIO) Bonn gemeinsam mit dem CIO Köln als eines der ersten Spitzenzentren in Deutschland ausgezeichnet. Inzwischen kooperieren im Verbund „CIO ABCD“ vier Universitätskliniken (Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf). Im CIO Bonn arbeiten Mediziner und Wissenschaftler eng zusammen, um Patienten mit einer Krebserkrankung eine Behandlung auf hohem Niveau anbieten zu können.

Evidenzbasierte standardisierte Vorgehensweisen für die Behandlungsplanung, Therapie und Nachsorge von Tumorerkrankungen, der Einsatz neuester Methoden in Diagnostik und Therapie und eine intensive psychoonkologische Betreuung von Patienten und Angehörigen sind die Eckpfeiler der Versorgung von Krebspatienten im Johanniter-Krankenhaus Bonn und am Universitätsklinikum Bonn. Die Zahlen der Patienten mit neuen hämatologischen Krebserkrankungen und bösartigen Neubildungen anderer Organe an beiden Standorten addieren sich den Partnern zufolge zur größten Konzentration von Patienten mit Krebserkrankungen in Nordrhein-Westfalen.

Es sei daher über längere Zeit der Wunsch gewachsen, dass diese beiden Schwerpunkt-Krankenhäuser für Krebserkrankungen kooperieren, heißt es in einer aktuellen Mitteilung – insbesondere um die Durchführung innovativer klinischer Studien und translationaler Forschung sowie die enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten, peripheren Krankenhäusern und Kostenträgern zum Aufbau eines regionalen und überregionalen Netzwerkes für die Optimierung der Versorgung von Tumorpatienten gemeinsam voranzutreiben. Eine kontinuierliche Evaluation nach klinischen, wissenschaftlich-epidemiologischen und ökonomischen Kriterien sichere die hohe Qualität der Versorgung.

Hierdurch wird die Translation onkologischer Forschung in die Patientenversorgung gefördert und die Etablierung von Forschungsschwerpunkten am JK ermöglicht. Die großen Fallzahlen werden klinische Studien erleichtern und die Weiterentwicklung modernster Ansätze der Tumorgenomics und -proteomics sowie der Zelltherapie ermöglichen.

Durch den Schulterschluss des UKB mit dem JK wird den Partnern zufolge eine der größten und bestaufgestellten Kooperationen im Bereich der Krebsmedizin etabliert, und die dadurch optimale Förderung der translationalen onkologischen Forschung sowie der Ausbau der modernen Zelltherapie wird eine gute Basis sein für die mögliche Etablierung eines National Cancer Center in Bonn.

Die neu etablierte Kooperation zwischen JK und UKB schließt eine enge Zusammenarbeit in Bereichen wie Pathologie, Stammzelltherapie, Radiologie und die Entwicklung von innovativen chirurgischen Methoden (Endoskopie, Roboter-Chirurgie etc.) sowie die gemeinsame Nutzung von Biobanken für eine verbesserte Patientenversorgung ein. Neueste Formen der Diagnostik wie systematische Genomanalysen bei Tumoren mit den dafür erforderlichen Datenbanken und großen Bioinformatikabteilungen werden in dem Verbund allen Patienten zur Verfügung stehen. Die schon bestehende Zusammenarbeit bei klinischen Studien zur Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten wie auch die Kooperation zur Verbesserung der persönlichen Unterstützung von Patienten und Familien in der Psychoonkologie und Palliativmedizin wird deutlich ausgebaut. Gemeinsame Forschungsaktivitäten sollen dazu beitragen, dass Forschungsergebnisse im Sinne der Translation noch schneller zum Patienten gebracht und umgekehrt Fragen aus der Praxis in der Forschung schneller beantwortet werden können. Dies betrifft zum Beispiel auch die molekulare Bildgebung, bei der heute neben CT und MRT auch die PET-Technologie zum Einsatz kommt, sowie den Bereich der Onkogeriatrie.

Die Medizinische Fakultät plant neben einer stärkeren Interaktion in der Forschung auch eine engere Zusammenarbeit im Bereich der Studierendenausbildung.

Hierzu sollen auch gemeinsame Strukturen entwickelt werden. Das UKB wird für die Kooperation sein großes Studienzentrum mit den entsprechenden Personalressourcen zur Verfügung stellen. Professoren des JK aus dem Bereich der Onkologie werden im Leitungsgremium des CIO Bonn gleichberechtigt mit den UKB-Professoren vertreten sein. Insgesamt handelt es sich bei dieser Kooperationsvereinbarung, bei der die Patienten weiter in den Kliniken ihrer Wahl behandelt werden, um einen sehr bedeutenden Schritt in der Krebsmedizin für die Stadt, die Region und weit darüber hinaus, weil durch die Kooperation zwischen dem JK und dem UKB eine deutliche Stärkung der Forschung sowie der Diagnostik und Therapie in der Krebsmedizin entsteht – mit überregionaler und internationaler Bedeutung.

„Wegen der großen Fortschritte in der Krebsmedizin können heutzutage Kooperationen von Krebszentren mit großen Zahlen von Patienten und hoher Forschungsaktivität an demselben Ort gemeinsam mehr für Patienten und den medizinischen Fortschritt erreichen als getrennt voneinander, und diesen Trend zur sinnvollen Zentralisierung in Spezialbereichen der Medizin sieht man international“, sagt Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am Universitätsklinikum Bonn. „Es ist sehr erfreulich, dass nach sorgfältiger Vorbereitung jetzt die beiden größten Kliniken in Bonn und der Region im Bereich der Krebsmedizin nun eng kooperieren werden zum Wohl der betroffenen Patienten.“

Prof. Yon-Dschun Ko, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Internistischen Onkologie am Johanniter-Krankenhaus Bonn ergänzt: „Die Einbindung aller onkologisch tätigen Kollegen (Onkologen, Strahlentherapeuten) der Region ist essentiell für eine flächendeckende optimale Versorgung von Krebspatienten. Mit der Anbindung der Johanniter-Kliniken Bonn und damit des Onkologischen Zentrums Bonn/Rhein-Sieg mit seinen Partnern an das CIO Bonn gelingt dies in hervorragender Weise. Medizinscher Fortschritt auf der einen Seite und Transport von Innovationen in die gesamte Region auf der anderen Seite werden den betroffenen Menschen helfen, schnell und sicher eine optimale Behandlung zu erhalten.“