Boomender Klettersport: Verletzungen und Überlastungen an der Hand20. August 2021 industrieblick, stock.adobe.com Hände und Finger sind zum Greifen gemacht. Im Alltag halten sie viele Bewegungen aus, ohne dass es je zu Überlastungen kommt. Anders sieht es im Klettersport aus. Er fordert die Aktiven zu immer kniffligeren Aktionen heraus. Epiphysen- und Ringbandverletzungen sowie Knotenbildungen in der Hohlhand können zum Beispiel die Folge sein, so die GOTS. In Deutschland entstehen immer mehr Kletterhallen. Längst ist der Klettersport nicht mehr an bestimmte Fels-Regionen gebunden. Und längst sind nicht mehr alle Sportler ausreichend trainiert, ehe es an bestimmten Abschnitten an den Wänden hoch hinaus geht, betont die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Unter den Athleten der 10- bis 16-Jährigen, die sehr schnell sehr schwere Routen klettern, können Belastungen an den Wachstumsfugen der Finger entstehen. „Die Wachstumsfugen an den Fingergelenken werden, abhängig von den Klettergriffen und der Greif- und Klettertechnik, in Mitleidenschaft gezogen. Manchmal ist es sogar ein Bruch des Knochens“, erklärt Dr. Uwe Flötgen, Leitender Arzt der Sportorthopädie an der Klinik für Orthopädie des Heinrich-Braun-Klinikums Zwickau. Schmerzen beim Festhalten und ein entsprechender Druckschmerz geben Hinweise. Je nach Verdacht erfolgt die weitere Diagnostik mittels Röntgen und/oder MRT. Liegen schwerwiegende Schäden vor, hilft nur noch eine Operation. Bei Epiphysenfugen-Verletzungen kann es zum Fehlwachstum des Fingers und zu vorzeitigem Gelenkverschleiß kommen, erklärt die Fachgesellschaft. “Bei Kletterern, die viel an 1 oder 2 Fingerlöchern oder kleinen Leisten als Haltegriffe trainieren, können durch Belastungszüge an nur einem Finger ein oder mehrere Ringbänder reißen, welche die Beugesehnen halten müssen”, so Flötgen. Hier erfolge die Diagnostik per Ultraschall. Die Spannbreite der Therapie gehe von einem Tape oder thermoplastischen Ring bis hin zur OP, wenn mehrere Ringbänder betroffen sind. Werde diese Verletzung nicht behandelt, könne es zum „Bowstring-Phänomen“ kommen, bei dem die Sehne vom Knochen weggeht. Weiterhin können laut GOTS Überlastungen zu Knotenbildungen und Verhärtungen in der Hohlhand führen. Der „Morbus Dupuytren“ sei meist bei 50 bis 60Jährigen anzutreffen. Doch bei Kletterern könne das schon Mitte 20 beginnen. Nach Angaben der Fachgesellschaft sorgen Mikroverletzungen für eine Erkrankung der Hohlhandfaszie, einer straffen Bindegewebsschicht: Die Finger sind immer schwerer oder gar nicht mehr zu strecken, dazu kommen tastbare, teils schmerzhafte Knoten. Hierbei sind überwiegend Männer betroffen. In frühen Stadien sollte auf keinen Fall operiert werden, betont die Fachgesellschft. “Per Nadelfasziotomie (Fibrosenperforation) werden die Dupuytren-Stränge so weit eingekerbt, bis sie gestreckt und zerrissen werden können. Alternativ kann aber die Injektion von Kollagenasen erfolgen. Enzyme lösen dabei das Kollagen auf”, erkären die Experten. Klettersportverletzungen sind auch ein Thema auf dem Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS), der vom 26. bis 28. August 2021 stattfindet.
Mehr erfahren zu: "Zwei große Schritte zum aufrechten Gang des Menschen" Zwei große Schritte zum aufrechten Gang des Menschen Eine neue internationale Studie konnte nun die Schritte entschlüsseln, die das menschliche Becken im Laufe von Millionen von Jahren so veränderten, dass zweibeiniges Gehen möglich wurde.
Mehr erfahren zu: "Genetische Schwachstelle bei Synovialsarkomen erkannt" Genetische Schwachstelle bei Synovialsarkomen erkannt Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass der Einsatz eines kleinen Moleküls als Blocker zur Hemmung des SUMO2-Proteins eine erfolgreiche Strategie gegen Synovialsarkome sein könnte.
Mehr erfahren zu: "KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen" KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen Was denken Patienten über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin? Eine internationale Studie liefert eine Antwort. Zentrales Ergebnis: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto eher wird der Einsatz von KI […]