Breite Anwendung nicht empfohlen: Studie zu Morphinbehandlung bei Menschen mit COPD und schwerer, lang andauernder Atemnot

Abbildung: © Zerbor/stock.adobe.com

Eine randomisierte Phase-III-Studie, die von schwedischen und australischen Forschern durchgeführt wurde, hat ergeben, dass die Gabe von Morphin bei Patienten mit sehr starker Atemnot diese nicht reduziert.

„Viele Menschen leben mit Kurzatmigkeit“, sagt Magnus Ekström, der an der Universität Lund auf den Gebieten Palliativmedizin und Pneumologie forscht und Chefarzt der Pneumologie am Krankenhaus Blekinge (beide Schweden) ist. „Es ist bedauerlich, dass es keine bessere Behandlung gibt, aber basierend auf den Ergebnissen, die wir gesehen haben, können wir bei Menschen mit chronischer Atemnot nicht generell die Gabe von Morphin empfehlen.“

Die Forschenden schlossen 156 Patienten mit Chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und schwerer, langfristiger Atemnot für jeweils drei Wochen in ihre Studie ein. In der ersten Woche wurden die Teilnehmer in drei Gruppen randomisiert: zwei erhielten regelmäßig niedrige Dosen von Morphin einmal täglich (8 mg täglich oder 16 mg täglich), die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo.

Während der folgenden zwei Wochen bekamen die Teilnehmer randomisiert zusätzlich zur vorherigen Behandlung entweder weitere 8 Milligramm Morphin oder Placebo.

„Angesichts der weltweiten Prävalenz von langfristiger Atemnot ist es entscheidend, dass wir Wege finden, mit denen sich das bei den betroffenen Menschen dadurch verursachte oft jahrelange Leiden sicher und vorhersagbar reduzieren lässt“, erklärt David Currow, Palliativmediziner an der University of Wollongong in Australien. Sein Team arbeitete an der Studie als Teil eines nationalen Programmes zur Verbesserung der Symptomkontrolle bei Menschen mit fortgeschrittenen, lebensbegrenzenden Krankheiten.

Die Forscher verglichen die Gruppen, um zu sehen, wie in diesen von den Betroffenen die Erfahrungen mit Atemnot bewertet wurden. Mithilfe von Bewegungssensoren maßen die Forscher während der Studie auch die körperliche Aktivität der Teilnehmer.

„Einige haben wahrscheinlich erwartet, dass die Studie zeigen würde, dass regelmäßiges, niedrig dosiertes Morphin es den Menschen ermöglichen könnte, körperlich aktiver zu sein. Leider haben wir dies bei allen Teilnehmern nicht gesehen. Wir beobachteten keine Verbesserungen in Bezug auf die schlimmste Atemnot, die die Patienten erfuhren“, berichtet Ekström. Seiner Ansicht nach sollte normal, niedrig dosiertes Morphin bei schwerer, lang andauernder Atemnot als Behandlung für Patienten, die unter chronischer, aktivitätseinschränkender Kurzatmigkeit leiden, nicht breit eingesetzt werden.

„Allerdings ist die Studie nicht so zu interpretieren, dass Morphin Patienten mit schwerer Atemnot in Ruhe oder in der Palliativversorgung am Lebensende keine Linderung verschafft. Das haben wir in der Studie nicht untersucht. In den meisten Fällen litten unsere Patienten nicht an Atemnot in Ruhe. Klinische Erfahrungen zeigen, dass am Lebensende und in Krisensituationen eine Morphinbehandlung helfen kann“, unterstreicht Ekström.

Im nächsten Schritt soll genauer untersucht werden, ob bestimmte Gruppen besser auf Morphin ansprechen und welche ein höheres Risiko für Nebenwirkungen haben.