Britische Mediziner entdecken per „Man Van“ fast 100 Prostatakrebs-Fälle in unterversorgten Gebieten

Ein Van kann Männern Leben retten – wenn er mit Fachpersonal ausgestattet unterversorgte Gebiete aufsucht. Symbolbild: m.mphoto – stock.adobe.com

Britische Mediziner haben beim Genitorurinary Cancers Symposium der American Society of Clinical Oncology (ASCO-GU) ein Konzept aufsuchender Gesundheitsangebote vorgestellt: den „Man Van“. Bei Männern in sozial benachteiligten Vierteln entdeckten sie damit zahlreiche klinisch signifkante Prostatakarzinome.

Der „Man Van“ wurde entwickelt, um gesundheitliche Ungleichheiten und Barrieren beim Zugang zur Gesundheitsversorgung, die Prostatakrebs betreffen, mit einer neuartigen gemeindebasierten Ansprache von Hochrisikogruppen mithilfe einer mobilen klinischen Einheit anzugehen. Diese Ungleichheiten seien besonders relevant für Männer aus ethnischen Minderheiten und sozioökonomisch schwächeren Gruppen, so Masood Moghul vom Londoner Royal Marsden Hospital NHS Trust, Institute of Cancer Research und Kollegen. Die Arbeitsgruppe stellte ihre Ergebnisse bei einer Postersitzung zum Prostatakarzinom am 13.02.2024 beim ASCO-GU in San Francisco (USA) vor.

Eine spezialisierte, von Krankenschwestern geleitete mobile klinische Einheit suchte Standorte in Londoner Gebieten mit hohen Benachteiligungsindizes auf. Männer mit mutmaßlich hohem Risiko wurden eingeladen, im „Man Van“ vorbeizuschauen. Dort boten ihnen die Gesundheitsfachleute PSA-Tests und einen allgemeinen Gesundheitscheck an. Dabei bestimmten sie auch Blutdruck, Body-Mass-Index und den HbA1c-Wert als Test auf Diabetes.

Zwischen Januar 2023 und Januar 2024 besuchten 3379 Männer eine mobile „Man-Van“-Klinik (Nichtteilnahmequote 15,1 %). Der Altersmedian der Teilnehmer betrug 59 Jahre (Bereich 39–97). 36,4% der Teilnehmer waren nichtweißer Hautfarbe, darunter 16,7% mit schwarzer Hautfarbe. 310 Männer wurden zur Untersuchung auf Prostatakrebs überwiesen, 262 erhielten eine Magnetresonanztomographie (MRT) der Prostata. 139 (53,1%) der MRTs ergaben Läsionen nach Prostate Imaging-Reporting and Data System (PIRADS) vom Grad 1/2, 35 (13,4%) zeigten PIRADS-3-Läsionen, 85 (32,4%) erreichten sogar PIRADS 4/5. 3 (1,1 %) Scans konnten nicht ausgewertet werden. 127 Patienten unterzogen sich einer Prostatabiopsie (48,5% der Männer mit MRT-Scan), und bei 94 wurde Prostatakrebs diagnostiziert (74,0% der Biopsien). 81 (86,2%) davon hatten klinisch signifikanten Prostatakrebs der Gradgruppe ≥2 (d. h. Gleason-Score 7), alle mit >5% Gleason-Scores nach Muster 4) Die Gesamtdiagnoserate klinisch signifikanter Erkrankungen lag bei 2,8%. Kein Prostatakrebs war metastasiert, nur einer hatte einen Grad T4. Von den Männern mit diagnostiziertem Prostatakrebs (n=94) wurden 25 (26,6%) aktive überwacht, 2 (2,1%) erhielten eine Kryotherapie, 2 (2,1%) eine Brachytherapie mit niedriger Dosisleistung, 39 (41,5%) unterzogen sich einer roboterassistierten Prostatektomie und 26 (27,7%) einer Strahlentherapie. Bei 59 Patienten war Hämaturie zu erkennen. Ein Fall von Blasenkrebs  wurde (G3pT1bN0M1) entdeckt. Bei 43 Patienten (2%) wurde Diabetes diagnostiziert, bei 207 Patienten (11%) Prädiabetes.

„Mit einem rationalisierten und effizienteren Service haben wir eine hohe Inanspruchnahme von Gesundheitschecks und die Bereitschaft benachteiligter und ethnischer Minderheitengruppen, sich an gesundheitsfördernden Maßnahmen zu beteiligen, aufrechterhalten“, berichteten Moghul und Kollegen beim ASCO-GU. „Neben vergleichsweise hohen Prostatakrebsraten, die in frühen Stadien diagnostiziert wurden, wurden auch hohe Raten anderer Erkrankungen festgestellt, was den wirtschaftlichen Wert des Services steigert.“

(ms)