Bronchiektasen häufig mit Allergien assoziiert

Studienautor Prof. Sanjay Haresh Chotirmall von der Lee Kong Chian School of Medicine am NTU Singapore hat gemeinsam mit Kollegen festgestellt, dass Bronchiektasiepatienten häufig auf luftgetragene Allergene reagieren. (Foto: © NTU Singapore)

Ein internationales Forschungsteam unter Federführung der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur hat herausgefunden, dass Patienten mit Bronchiektasen häufig auch überempfindlich gegenüber luftgetragenen Allergenen sind. Die Forscher unterstreichen zudem die besondere Rolle, die Pilze dabei zu spielen scheinen.

Die Entdeckung der Forscher legt nahe, dass Ärzte Bronchiektasiepatienten auf eine Reihe von Allergien hin untersuchen sollten: Eine Kontrolle derselben könnte verhindern, dass es zu einer Verschlechterung der Bronchiektasie kommt.

Die Studienautoren untersuchten Pilzinfektionen bei mehr als 200 Bronchiektasiepatienten aus Singapur, Malaysia und Schottland. Während sich die Erforschung von Bronchiektasen in der Vergangenheit auf nicht asiatische Bevölkerungsgruppen konzentrierte, wurden in dieser neuen Untersuchung Patienten aus Asien (Singapur und Malaysia) mit solchen aus Europa (Schottland) hinsichtlich Alter, Geschlecht und Schweregrad der Bronchiektasien gematcht. Dies ermöglichte es den Forschern, den Einfluss der entsprechenden Faktoren zu kontrollieren, und zeigte somit, dass sich die Arten und Ursachen von Allergien, die mit Bronchiektasen assoziiert sind, regional unterscheiden. Die Studienautoren stellten fest, dass Bronchiektasiepatienten insgesamt eine hohe Rate von Allergien gegen Pilze und Hausstaubmilben aufweisen. Die Studie zeigte, dass 58 Prozent der Bronchiektasiepatienten gegenüber mindestens einem Allergen empfindlich waren, im Vergleich zu einer Gruppe von Patienten mit allergischer Rhinitis (27%).

Prof. Sanjay Haresh Chotirmall von der Lee Kong Chian School of Medicine (LKCMedicine) an der NTU, der die Untersuchung leitete, berichtet: „Wir haben festgestellt, dass Bronchiektasen oft mit allergischen Reaktionen auf Pilze und Hausstaubmilben einhergehen. Es gibt bereits Therapien für diese Allergien, beispielsweise werden zur Behandlung von Pilzallergien häufig Steroide häufig verwendet. Unsere Erkenntnisse sind wichtig für die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Bronchiektasen, da es derzeit keine zugelassenen Behandlungen gibt.“

Zwar gibt es keine Daten zur Prävalenz von Bronchiektasen in der Bevölkerung von Singapur, aber die Krankheit koexistiert manchmal mit der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).

Studien, die in anderen Ländern veröffentlicht wurden, haben gezeigt, dass die Bronchiektasierate bei COPD-Patienten weltweit zwischen 4 und 69 Prozent liegen kann. Nach Angaben der Website des Gesundheitsministeriums von Singapur lag die COPD 2017 auf Platz 10 der Haupttodesursachen.

Regionale Unterschiede bei Allergien

Obwohl Allergien bei Atemwegserkrankungen wie Asthma gut untersucht sind, waren Kenntnisse über den Zusammenhang mit Bronchiektasen bisher auf Patienten an einzelnen Orten und in kleineren Kohorten beschränkt. Zudem hat man zwar gute Kenntnisse über das Erbgut von Bakterien oder Viren, doch ist bislang die DNA-Sequenz von Pilzen bei Bronchiektasiepatienten nur wenig untersucht worden. Entsprechende Forschungen wurden erstmals von derselben Autorengruppe aus Singapur durchgeführt und im Juli 2018 im „European Respiratory Journal“ veröffentlicht.

In der an der NTU geführten Studie wurden jeweils über 100 Patienten aus zwei Regionen verglichen. Bronchiektasiepatienten in Singapur und Malaysia zeigten eine größere Empfindlichkeit gegenüber Hausstaubmilben und Hauptallergene der Spezies Aspergillus fumigatus, während Patienten aus Schottland eine größere Empfindlichkeit gegenüber den weniger häufigen Allergenen von A. fumigatus zeigten.

Chotirmall erklärt: „Es ist klar, dass wir unsere lokal auftretenden Erkrankungen besser verstehen müssen, da unsere Forschungsergebnisse eindeutig zeigen, dass asiatische Patienten mit Bronchiektasen sich von denen in anderen Ländern unterscheiden. Wenn wir solche Unterschiede verstehen, können wir unsere Behandlung entsprechend anpassen.“

Prof. John Arputhan Abisheganaden, Leiter der Abteilung für Pneumologie und Intensivmedizin am Tan Tock Seng Hospital, Singapur, Koautor beider Studien, sagt: „Diese Ergebnisse können die Behandlung von Patienten mit Bronchiektasen verändern. Im Tan Tock Seng Hospital behandeln wir wöchentlich etwa 30 laufende und neue Fälle. Die hohe Prävalenz von Allergien, die festgestellt wurde, wird uns dabei helfen, uns auf Umweltfaktoren und therapeutische Interventionen bei infrage kommenden Patienten zu konzentrieren. Dies ermöglicht uns auch eine bessere Kategorisierung unserer Patienten.“

Ein Beispiel für eine Intervention, wenn bei einem Patienten eine allergische Reaktion auf Hausstaubmilben festgestellt wird, wäre etwa die Reduzierung der Exposition gegenüber Hausstaubmilben im eigenen Heim, durch die Verwendung antiallergener Bettdecken oder regelmäßiges Staubsaugen.

Prof. Pamela McShane, die an der University of Chicago Bronchiektasen erforscht und an keiner der genannten Studien beteiligt war, unterstreicht: „Die Forschungsergebnisse von Dr. Chotirmall stellen einen neuartigen Ansatz zur Aufklärung der Pathophysiologie von Bronchiektasen dar. Die Daten ergänzen das traditionell akzeptierte Paradigma des Erwerbs dieser Erkrankung um zusätzliche Dimensionen, indem allergische Mechanismen in der Entwicklung von Bronchiektasen beschrieben werden. Zudem kann diese Studie möglicherweise eine Basis für neue Therapien bieten, die sich im Bronchiektasie-Management als effektiv erweisen könnten.“