Bronchiektasie: Sputumfärbung kann den Verlauf vorhersagen27. September 2023 Foto: © momius/stock.adobe.com Anhand der Färbung des Sputums von Patienten mit Bronchiektasie lassen sich Grad der Entzündung in der Lunge erkennen sowie die Outcomes vorhersagen. Dies geht aus einer neuen Untersuchung hervor. Die Verfasser der Arbeit berichteten darüber Anfang des Monats beim internationalen Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Mailand (Italien). Die Studie, in die fast 20.000 Patienten aus 31 Ländern eingeschlossen waren, zeige erstmals, dass die Sputumfärbung klinisch relevante Informationen liefert, die Rückschlüsse auf die Prognose zulassen und daher bei Therapieentscheidungen hilfreich sei könnten, erklärten die Wissenschaftler. Bronchiektasen gehören neben Asthma und der Chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zu den drei häufigsten chronisch-entzündlichen Atemwegserkrankungen, wie aus einer Mitteilung der ERS zur Vorstellung der Studiendaten hervorgeht. Die Häufigkeit von Bronchiektasen in Europa, Nordamerika, Großbritannien und den USA wird darin mit 67 bis 566 Fällen pro 100.000 Einwohner beziffert. Dr. Megan Crichton, Postdoktorandin an der University of Dundee (Großbritannien) stellte die Forschungsergebnisse in Mailand vor und erklärte: „Eines der Hauptmerkmale von Bronchiektasen ist ein produktiver Husten, wobei fast drei Viertel der Bronchiektasenpatienten täglich Auswurf produzieren.“ Die dunklere Färbung des Sputums ist in diesen Fällen auf das Protein Myeloperoxidase (MPO) zurückzuführen, das von den entzündeten Zellen freigesetzt wird. Daher kann die Sputumfärbung als Biomarker für Entzündungen verwendet werden. „Wir wissen, dass das Ausmaß der Lungenentzündung für die langfristige Gesundheit bei Bronchiektasen wichtig ist. Deshalb wollten wir wissen, ob die Sputumfärbung, wenn sie bei einem gesunden Patienten ohne Brustinfektion beurteilt wird, in irgendeinem Zusammenhang mit langfristigen Outcomes steht, wie zum Beispiel der Lungenfunktion sowie der Häufigkeit und dem Schweregrad von Exazerbationen.“ Critchton und ihre Kollegen dokumentierten die Färbung des Sputums bei 13.484 von 19.324 Patienten, die Auswurf hatten und im europaweiten Bronchiektasenregister EMBARC eingetragen waren. Die Forschenden beobachteten die Patienten bis zu fünf Jahre lang, um die Anzahl der Exazerbationen und deren Schweregrad sowie die Anzahl der Todesfälle zu ermitteln. Dabei teilten die Wissenschaftler das Sputum nach seinen Eigenschaften in vier Kategorien ein: Sputum wird in vier Stufen eingeteilt: mukoid (klar, schaumig, gräulich), mukopurulent (Ansätze einer hellgelben Färbung), purulent (Übergang zu einem dunklen Gelb oder Grün, dickere Textur) und stark purulent (dunkleres Grün, das in Braun übergeht, manchmal durchsetzt mit Blut). Bei 40 Prozent der untersuchten Sputum produzierenden Patienten (5541) war der Auswurf mukoid, bei weiteren 40 Prozent (5380) mukopurulent, bei 18 Prozent (2486) purulent und bei einem Prozent (177) stark purulent. „Wir haben ein erhöhtes Risiko für Exazerbationen, Krankenhauseinweisungen und Tod bei stärker purulentem Sputum festgestellt“, teilte Crichton mit. “Mit jedem Anstieg der Purulenz im Sputum um einen Punkt erhöhte sich das Mortalitätsrisiko um zwölf Prozent.“ Die Forscherin fuhr fort: „Da es sich um eine große Studie handelt, die in mehreren Ländern durchgeführt wurde, und wir über fünf Jahre Follow-up-Daten verfügt, liefert sie den Beweis, dass die Sputumfärbung die Prognose widerspiegelt. Sputumproben können von den meisten Patienten leicht entnommen werden, und die Farbe hat sich als nützlicher Indikator erwiesen, wodurch Sputum ein leicht verfügbarer und leicht zu interpretierender klinischer Biomarker für das Voranschreiten der Erkrankung ist. Wir glauben, dass die Implementierung dieses Biomarkers in die klinische Praxis die Behandlung und Überwachung von Bronchiektasenpatienten verbessern wird.” Crichton ergänzt: „Die Sputumentnahme ist für Patienten nichtinvasiv, und sie werden aktiv dazu ermutigt, wann immer möglich Sputum abzuhusten, um ihre Lungenfunktion zu verbessern. Zu wissen, dass die Beobachtung der Färbung ihres Sputums als Maßnahme der Selbstüberwachung und zum Selbstmanagement kann Patienten bestärken und ihnen eine gewisse Kontrolle über ihre Erkrankung geben, was unserer Meinung nach wichtig für die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten ist.“ Die Forscher untersuchen weiter, inwieweit sich eine Sputum-Farbkarte in die klinische Praxis einführen lässt und wie Patienten am besten bei der Überwachung des Schweregrades ihrer Erkrankung unterstützt werden können. ERS-Präsident Prof. Carlos Robalo Cordeiro, Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Coimbra und Leiter der Abteilung für Pneumologie am Universitätskrankenhaus Coimbra (Portugal) kommentierte: „Die Ergebnisse dieser Studie bieten Ärzten und Patienten eine einfache, nichtinvasive Möglichkeit zur Überwachung von Symptomen. Wenn dies in der klinischen Praxis umgesetzt wird, könnte es die Behandlung dieser Erkrankung verändern und es Ärzten ermöglichen, in einem früheren Stadium einzugreifen – wenn nämlich anhand der Veränderung der Sputumfärbung deutlich wird, dass sich die Symptome der Patienten verschlimmern.“
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