Brustimplantate: Häufigere Kontrollen könnten Risiken senken

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Fehlende Nachuntersuchungen von Brustimplantaten führen zur verspäteten Entdeckung von Rupturen. Eine Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Österreich, betont das Risiko von Langzeitfolgen.

In über tausend untersuchten Fällen ließen mehr als 80 Prozent der Betroffenen jährliche Kontrollen ausfallen. So können sogenannte „stille” Rupturen von Silikonimplantaten jahrelang unbemerkt bleiben und in einigen Fällen schwerwiegende Langzeitfolgen bewirken. Zu diesen Folgen zählen entzündliche Fremdkörperreaktionen (Silikonome) und spezielle Krebserkrankungen. Die in der Fachzeitschrift „Journal of Clinical Medicine“ veröffentliche Studie zeigt auf, dass viele Frauen trotz Empfehlung zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen erst dann zur Nachsorge kommen, wenn bereits Schmerzen oder Verformungen der Brust aufgetreten sind. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen nach Angaben der Forscher eindrücklich die Bedeutung von Aufklärung über die Risiken und die Früherkennung im Rahmen regelmäßiger Nachuntersuchungen.

„Die Ergebnisse unserer Studie sind durchaus besorgniserregend“, erklärt Dr. Tonatiuh Flores, Erstautor der Studie und Mediziner an der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie der KL Krems. „Obwohl wir unsere Patientinnen auf Basis internationaler Richtlinien zu jährlichen Routineuntersuchungen ermutigen, zeigt unsere Studie, dass diese nur von einem kleinen Teil der Frauen tatsächlich wahrgenommen werden. Durch regelmäßige Kontrollen könnte die Mehrheit der Implantatprobleme aber frühzeitig erkannt und größere Komplikationen vermieden werden.“

Verlauf der Studie

Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 1128 Brustoperationen aus dem Zeitraum August 2018 bis Ende 2023 analysiert. Dabei wurde herausgefunden, dass nur bei 15 Prozent der Implantatträgerinnen regelmäßige Kontrollen durchgeführt wurden. Implantatrupturen wurden in den allermeisten Fällen (circa 75 Prozent) nur dann diagnostiziert, wenn die Betroffenen wegen Schmerzen oder Formveränderungen der Brust zu einer Untersuchung kamen. Im Durchschnitt erfolgte das 17 Jahre nach Einsetzen der Implantate.

„Wir müssen davon ausgehen, dass bei vielen dieser Frauen Rupturen oft jahrelang unentdeckt blieben“, führt Flores weiter aus. „Das kann dann schwerwiegende Folgen haben. Dazu zählen sogenannte Silikonome, also körpereigene Abwehrreaktionen gegen Silikon, und die Entwicklung des seltenen Brustimplantat-assoziierten anaplastischen großzelligen Lymphoms (BIA-ALCL), einer Krebserkrankung.“ Die Studienergebnisse weisen damit laut den Wissenschaftlern darauf hin, dass weitere Bemühungen erforderlich sind, um das Bewusstsein für die Risiken fehlender Nachsorge zu erhöhen. Tatsächlich konsultierte ein Großteil der Frauen erst dann medizinische Fachkräfte, wenn ästhetische oder schmerzhafte Probleme auftraten – und damit möglicherweise zu spät, um größere Komplikationen zu vermeiden.

Die Forschungsgruppe betont daher die Notwendigkeit einer proaktiven Aufklärung der Patientinnen durch die Chirurginnen und Chirurgen sowie durch Gesundheitseinrichtungen. „Unser Ziel ist es, Frauen besser über die langfristigen Risiken von Implantaten zu informieren“, sagt Prof. Klaus Schrögendorfer, Abteilungsvorstand der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgie des Universitätsklinikums St. Pölten. „Wir empfehlen auch die Einführung von Monitoring-Systemen, wie etwa Implantat-Register, um die Nachsorge effizienter zu gestalten“, fügt er hinzu.