Brustkrebs: Schlechtere klinische Ergebnisse bei stärkeren Schmerzen und Stress

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Brustkrebspatientinnen, die über ein hohes Maß an Schmerzen und Stress berichteten, wiesen in einer aktuellen Studie eher ein schlechteres von invasiver Krankheit freies Überleben (iDFS) und ein kürzeres Gesamtüberleben (OS) auf als weniger belastete Patientinnen.

Das ist das Ergebnis einer Studie der medizinischen Abteilung des Roswell Park Comprehensive Cancer Center, USA, die auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO 2024) vorgestellt wurde. An der randomisierten, doppelblinden klinischen Studie nahmen zwischen Januar 2017 und Dezember 2020 insgesamt 3021 Patientinnen mit Hochrisiko-Brustkrebs mit humanem epidermalem Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 (HER2) teil.

Das primäre Ziel der Studie war der Vergleich des iDFS zwischen Patientinnen, die täglich 300 mg Aspirin erhielten, und solchen, die ein Placebo nahmen. Während die daraus resultierenden Daten keinen Unterschied im iDFS zwischen den beiden Gruppen zeigten, führte das sekundäre Ziel der Studie – die Suche nach Zusammenhängen zwischen entzündungsbedingten Faktoren wie Stress, Depression, schlechter Schlafqualität und Schmerzen – zu der Beobachtung, dass Patientinnen, die zum Zeitpunkt der Randomisierung nach eigenen Angaben mehr Stress und Schmerzen hatten, schlechtere Ergebnisse erzielten als andere Teilnehmerinnen.

Zu Beginn der Studie füllten 2735 Studienteilnehmer die Perceived Stress Scale (PSS), 2720 das Brief Pain Inventory (BPI), 2.422 den Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) und 2610 die Center for Epidemiologic Studies Depression Scale Revised (CESD-R) aus. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 35 Monate.

Stress schwächt das Immunsystem

Eine schlechte Schlafqualität und Depressionen wurden zwar mit einem schlechteren iDFS und OS in Verbindung gebracht, waren aber statistisch nicht signifikant. Ein hoher PSS korrelierte jedoch mit einem signifikant schlechteren iDFS und einem (nicht signifikanten) schlechteren OS. Mäßige/starke durchschnittliche Schmerzen waren signifikant mit einem schlechteren iDFS und OS verbunden.

„Wir beobachteten einen Zusammenhang zwischen hohem Stress und schlechteren klinischen Ergebnissen, und dies unterstreicht Hinweise aus früheren Untersuchungen, dass Stress das Immunsystem schwächen und die Anfälligkeit eines Patienten für Krebs erhöhen könnte“, berichtet Dr. Shipra Gandhi.

Angesichts des möglichen Zusammenhangs zwischen der Krebsphysiologie und dem sympathischen Nervensystem wirft die Studie die Frage auf, ob Betablocker das Überleben dieser Patienten verbessern könnten – eine Strategie, die derzeit in klinischen Studien unter der Leitung von Gandhi und ihren Kollegen untersucht wird.

Zuvor hatte das Team in präklinischen Studien entdeckt, dass chronischer Stress die Nerven aktiviert, die Noradrenalin produzieren, das die Fähigkeit des Immunsystems zur Krebsbekämpfung schwächt. Forscher von Roswell Park konnten in einer prospektiven klinischen Studie erstmals nachweisen, dass die Kombination von Propranolol mit dem Immuncheckpoint-Inhibitor Pembrolizumab bei Patienten mit metastasiertem Melanom eine vielversprechende Ansprechrate von 78 Prozent ergab, die der Standardbehandlung überlegen war.