Brustzellen gesunder Frauen können Chromosomenanomalien aufweisen25. November 2024 Foto: © Gorodenkoff/stock.adobe.com Eine aktuelle Studie der University of Texas, USA, hat gezeigt, dass bei gesunden Frauen einige Brustzellen, die ansonsten normal erscheinen, Chromosomenanomalien aufweisen können, die typischerweise mit invasivem Brustkrebs in Verbindung gebracht werden. In der Studie wurde festgestellt, dass mindestens drei Prozent der normalen Zellen aus dem Brustgewebe von 49 gesunden Frauen eine Zunahme oder einen Verlust von Chromosomen aufweisen − ein Zustand, der als Aneuploidie bekannt ist −, und dass sich diese Anomalien mit dem Alter ausbreiten und häufen. Dies werfe Fragen zu unserem Verständnis von „normalem“ Gewebe auf, so der leitende Forscher Nicholas Navin von der University of Texas. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Da die Forscher weiterhin an der Entwicklung von Methoden zur früheren Erkennung arbeiten, bei denen molekulare Diagnostik an Biopsien des Duktalen Karzinoms in situ (DCIS) zum Einsatz kommt, stellen diese Ergebnisse eine Herausforderung dar und verdeutlichen das potenzielle Risiko der Identifizierung falsch positiver Ergebnisse, da die Zellen fälschlicherweise mit invasivem Brustkrebs verwechselt werden können, schreiben die Autoren eingangs. „Ein Krebsforscher oder Onkologe, der das genomische Bild dieser normalen Brustgewebszellen sieht, würde sie als invasiven Brustkrebs einstufen“, erklärt Navin. Er fährt fort: „Wir haben immer gelernt, dass normale Zellen 23 Chromosomenpaare haben, aber das scheint nicht zu stimmen, denn jede gesunde Frau, die wir in unserer Studie analysiert haben, hatte Unregelmäßigkeiten, was die sehr provokante Frage aufwirft, wann Krebs eigentlich auftritt.“ Verlauf der Studie Die Studie baut auf Navins früherer Arbeit am Human Breast Cell Atlas auf, bei der Profile von mehr als 714.000 Zellen erstellt wurden, um eine umfassende genetische Karte des normalen Brustgewebes auf zellulärer Ebene zu erstellen. Für die aktuelle Studie untersuchten die Forscher Proben von 49 gesunden Frauen ohne bekannte Erkrankung, die sich einer Brustverkleinerungsoperation unterzogen. Sie analysierten chromosomale Kopienzahlveränderungen in normalem Brustgewebe im Vergleich zu klinischen Brustkrebsdaten. Mit Hilfe der Einzelzellsequenzierung und der räumlichen Kartierung untersuchten die Forscher speziell Epithelzellen der Brust. Navin weist darauf hin, dass Epithelzellen, die das Innere und Äußere des Körpers auskleiden und bedecken, die Zellen sind, von denen angenommen wird, dass sie Krebs erzeugen. Die Ergebnisse: Die Forscher berichteten, dass im Median 3,19 Prozent der Epithelzellen in diesen normalen Brustgeweben aneuploid waren und mehr als 82,67 Prozent erweiterte Kopienzahlveränderungen aufwiesen, die häufig bei invasivem Brustkrebs vorkommen. Interessanterweise korrelierte das Alter einer Frau signifikant mit der Häufigkeit der aneuploiden Zellen und der Anzahl der Kopienzahlveränderungen, wobei ältere Frauen mehr dieser zellulären Veränderungen aufwiesen. Die häufigsten Veränderungen waren zusätzliche Kopien des Chromosoms 1q und Verluste der Chromosomen 10q, 16q und 22, die häufig bei invasivem Brustkrebs vorkommen. In früheren Studien wurden bestimmte Gene in diesen Regionen identifiziert, die ebenfalls mit Brustkrebs in Verbindung gebracht werden, so Navin. Die Daten zeigen laut den Forschern, dass diese aneuploiden Zellen beide bekannten Zelllinien der Brustdrüse repräsentieren, die unterschiedliche Gensignaturen aufweisen, die entweder positiv oder negativ für Östrogenrezeptoren (ER) sein können. Eine Zelllinie wies Kopienzahlveränderungen auf, die mit ER-positiven Brustkrebsarten übereinstimmen, während die andere Zelllinie Ereignisse aufwies, die mit ER-negativen Brustkrebsarten konsistent sind, was auf ihre möglicherweise unterschiedliche Herkunft hinweist. Einschränkungen der Studie Navin weist darauf hin, dass es sich um einen Bericht über seltene aneuploide Zellen handele, die in der Normalbevölkerung vorkommen, und dass weitere Längsschnittstudien erforderlich seien, um festzustellen, welche potenziellen Risikofaktoren − wenn überhaupt − dazu führen können, dass diese Zellen zu Krebs werden. Darüber hinaus kommen Epithelzellen in vielen Körpersystemen vor, so dass die Möglichkeit besteht, dass diese Ergebnisse auf andere Organe übertragen werden können. „Es zeigt, dass unser Körper in mancher Hinsicht unvollkommen ist und dass wir diese Zelltypen im Laufe unseres Lebens bilden können“, unterstreicht Navin. „Das hat ziemlich große Auswirkungen, nicht nur auf den Bereich Brustkrebs, sondern möglicherweise auf mehrere Krebsarten. Das bedeutet nicht unbedingt, dass jeder mit einer Krebsvorstufe herumläuft, aber wir müssen darüber nachdenken, wie wir größere Studien durchführen können, um die Auswirkungen auf die Krebsentwicklung zu verstehen“, betont er abschließend.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]
Mehr erfahren zu: "Gesundheitsleistungen weltweit: Sexuelle und reproduktive Gesundheit laut DEval selten im Fokus" Gesundheitsleistungen weltweit: Sexuelle und reproduktive Gesundheit laut DEval selten im Fokus Laut dem Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) stehen bei den Vorhaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sexuelle und reproduktive Rechte deutlich seltener im Fokus.
Mehr erfahren zu: "DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“" DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“ Fast alle Klinken in Deutschland (98%) haben mit den organisatorischen Vorbereitungen zur Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) begonnen. Dies geht aus einer aktuellen Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor.