Bundestagswahl: VDBD fordert Absicherung der Diabetesberatung im Gesundheitswesen

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Anlässlich der Bundestagswahl legt der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD) ein neues Positionspapier zur Absicherung der Diabetesberatung vor.

„Diabetesberatung ist kein ‚Nice-to-have‘, sondern essenziell für die Therapie und Lebensqualität der Betroffenen“, betont VDBD-Vorsitzende Kathrin Boehm. Diabetesberater und -assistenten DDG begleiten Betroffene bei der Umsetzung von Therapieplänen, der Anwendung moderner Diabetestechnologien und der Prävention von Folgeerkrankungen. Trotz ihrer zentralen Rolle im Versorgungssystem fehlt ihnen die strukturelle Anerkennung in der aktuellen Krankenhausreform, kritisiert der VDBD in seinem neuen Positionspapier. „Die Politik muss endlich die wichtige Rolle von Gesundheitsfachberufen in ihren Reformplänen berücksichtigen – ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen funktioniert nur mit interprofessioneller Zusammenarbeit“, appelliert Dr. Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin des VDBD, im Vorfeld der Bundestagswahlen an die Parteien.

VDBD: Versorgungslücke droht im Krankenhaus

Jede fünfte stationär behandelte Person in Deutschland hat Diabetes – oft als Nebendiagnose mit erheblichen Auswirkungen auf den Behandlungsverlauf. Dennoch bleiben Diabetesberater und Diabetesassistenten im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) unberücksichtigt. „Ohne spezialisierte Diabetesteams in den Kliniken sind gesundheitliche Komplikationen vorprogrammiert“, warnt Fabisch. Der Verband fordert daher, die Diabetesberatung als verpflichtendes Strukturmerkmal in der Krankenhausversorgung festzuschreiben. „Das schützt nicht nur die Patient:innen, sondern entlastet auch ärztliches und pflegerisches Personal.“

Ambulante Versorgung stärken – statt abbauen

Des weiteren erfordere die geplante Zentralisierung der stationären Versorgung einen gezielten Ausbau der ambulanten Strukturen. Doch das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) setzt laut dem Verband falsche Anreize: Diabetologische Schwerpunktpraxen, die Menschen mit Diabetes intensiv betreuen, werden finanziell geschwächt. „Ohne Anpassung der Versorgungspauschalen drohen Versorgungstrukturen wegzubrechen“, so Fabisch.

Auch eine bessere Vernetzung zwischen Klinik und Praxis und Telemedizin könnten die Behandlungsqualität erheblich verbessern – wenn die richtigen Strukturen geschaffen werden, so der VDBD. „Wir brauchen eine Finanzierung, die eine kontinuierliche Betreuung ermöglicht, anstatt in Sektorengrenzen zu denken“, fordert Boehm. Der VDBD schlägt vor, Diabetesassistenten durch einen Strukturzuschlag in Hausarztpraxen zu fördern. Im stationären Sektor, insbesondere in den Krankenhäusern der Grundversorgung (Level 1-i), sollten Diabetesfachkräfte – auch telemedizinisch – eingesetzt werden, so der VDBD. „Um das Potenzial digitaler und ortsunabhängiger Versorgungsangebote, wie beispielsweise Patientenschulung per Video, ausschöpfen zu können, braucht es bundesweit einheitliche Finanzierungsmodelle, die digitale und persönliche Leistungen zudem gleichwertig behandeln“, betont Fabisch.

Prävention stärken

Jede neue Diabetesdiagnose bedeutet langfristig steigende Kosten für das Gesundheitssystem. Der VDBD fordert deshalb eine konsequente Präventionsstrategie, die auf wirksame Maßnahmen setzt – darunter eine höhere Besteuerung gesundheitsschädlicher Produkte und gezielte Förderprogramme für gesunde Ernährung. „Wir brauchen wirksame Maßnahmen, um Risikofaktoren für chronische Erkrankungen wie Diabetes frühzeitig zu minimieren“, sagt Boehm.

Abschließend betont der Verband: Gesundheit umfasst weit mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit. Sie ist eine grundlegende Voraussetzung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe von Menschen sowie für das reibungslose Funktionieren von Gesellschaft und Wirtschaft. „Menschen mit niedrigem Einkommen und einem geringeren Bildungsstand erkranken häufiger an Diabetes und haben schlechtere Therapieergebnisse“, erläutert Fabisch. Der VDBD fordert deshalb, die Gesundheitskompetenz von Menschen zu stärken und sie durch effektive Maßnahmen der Verhältnisprävention zu unterstützen.