BvDU: „Babylonische Verwirrung“ beim Primärarztsystem

Axel Belusa, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Urologie. Foto: BvDU

Der Berufsverband der Deutschen Urologie (BvDU) beklagt eine „babylonische Verwirrung“ über die Begrifflichkeiten und die geplante Umsetzung des von der Bundesregierung vorgeschlagenen „Primärarztsystem“. Zudem fehle der Regierung generell eine klare Strategie in der Gesundheitspolitik.

Die gesamte Fachärzteschaft sei nach Antritt der neuen Bundesregierung von der Politik mit dem Begriff Primärarztsystem überrascht worden, kritisiert der BvDU in einer aktuellen Pressemitteilung. „Im Begriff steckt ein politisches Ziel, ohne dass mit den Akteuren geklärt wurde, was der Begriff beinhaltet, wie ein solches System umgesetzt werden soll und wie das Zusammenspiel zwischen sogenannten Primärärzten und Fachärzten organisiert werden soll“, so BvDU-Präsident Dr. Axel Belusa.

Aus Sicht des Berufsverbands erwächst hierdurch ein „babylonisches Gewirr unter dem vermeintlichen Dach einer Primärarztversorgung“, wie es in der Pressemitteilung heißt. „Keiner weiß, worüber wir eigentlich sprechen. Es herrscht weder Klarheit über das Ziel noch über den Weg dahin. Klar ist jedoch: Patienten lehnen die Patientensteuerung ab, ohne zu wissen, wie sie sein wird, und Fachverbände positionieren sich in unterschiedliche Richtungen. Es wird diskutiert, ohne dass Ziel und Ausgangslage klar sind. Jeder Professor für Management würde sich über dieses Paradebeispiel für seine Vorlesung freuen, wie Management auf keinen Fall funktioniert!“

Patientensteuerung: Ein heißes Eisen mit Verbrennungsgefahr

Generell fehlen der Regierung unter Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) aus Sicht des BvDU klare Strategien für eine nachhaltige Versorgung. Vorrangig nennt der Verband hier die Konsolidierung der Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen. Angesichts der mehr als angespannten Finanzlage muss nach Überzeugung des BvDU das ambulante Gesundheitswesen zusätzlich zu geplanten Reformen grundlegend neu strukturiert werden. Als Ziel nennt der Verband, die Anzahl der Patientenkontakte zu senken und die Patienten von Beginn an die richtigen Stellen zu leiten, „so schlank und ressourcenschonend, wie möglich“. Doch die Patientensteuerung sei ein heißes Eisen, bei dem „Verbrennungsgefahr auch mit gut isolierter Zange“ drohe.

Schließlich erneuert der BvDU seine Forderung, dass nach den Hausärzten auch die Entbudgetierung für Fachärzte erfolgen müsse. Zudem erinnert er daran, dass die Novelle der Gebührenordnung für Ärzte auf dem Schreibtisch der Bundesgesundheitsministerin liege, mit einer breiten Mehrheit in der Ärzteschaft, die diese neue Gebührenordnung beim Deutschen Ärztetag beschlossen hat.

(ms/BIERMANN)