BVKJ: Engpässe bei Kinderarzneimitteln bestehen weiter21. März 2024 Vor allem bei Antibiotika bestehen weiterhin Versorgungsengpässe mit Arzneimitteln für Kinder. (Foto: © Miljan Živković – stock.adobe.com) Eine aktuelle Mitgliederumfrage des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ) zeigt, dass die Situation von Arzneimittelengpässen noch nicht überwunden ist. Viele Kinder- und Jugendärzte sehen die Versorgungqualität daher als stark gefährdet. „Entscheidungsträger in der Gesundheitspolitik beteuern, man habe alles in ihrer Macht Stehende getan, um die Medikamentenmangelsituation in den Griff zu bekommen. Von Seiten der Kassen wird uns versichert, dass sich die Lage entspannt habe und dass weitere politische Maßnahmen, die zusätzliche Kosten verursachen würden, nicht notwendig seien. Die Realität in unseren Praxen sieht leider anders aus, wie unsere Umfrage zeigt. Wir können keine Entwarnung bezüglich des Mangels bei Kinderarzneimitteln geben”, erklärte Dr. Michael Hubmann, Präsident des BVKJ. Unter diesen Bedingungen sei eine leitliniengerechte Behandlung der Patienten nicht möglich. Die im ALGVVG ergriffenen Maßnahmen dürften nur als ersten Schritt betrachtet werden, erklärte Hubmann weiter. Angesichts sehr niedriger Festbeträge für die von Lieferengpässen betroffenen Arzneimittels seien die angesetzten Steigerungen noch nicht ausreichend gewesen, kritisierte der BVKJ-Präsident. „Wir brauchen Strukturveränderungen, sodass es sich für Unternehmen wieder lohnt, in Europa zu produzieren. Daneben ist es für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen dringend erforderlich, dass Prüfverfahren beim Einsatz von Off-Label-Medikamenten entfallen“, forderte Hubmann. Aus der vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen durchgeführten Umfrage mit mehr als 1300 teilnehmenden Mitgliedern geht hervor, dass gleich bei mehreren Medikamenten deutschlandweit noch eine große Mangelsituation herrscht. So sind weiterhin Antibiotika die Medikamentengruppe mit dem größten Mangel, 99 Prozent der Umfrageteilnehmer berichteten von Problemen, wobei Penicillin V (79,7 %) und Amoxicillin (51,3 %) besonders betroffen sind. Eine deutliche Mehrheit (80 %) der Umfrageteilnehmenden stellte nicht nur bei einem Antibiotikum eine Mangelsituation fest, sondern berichtete über mindestens zwei Mangelmedikamente. Hierzu gehören die älteren und jüngeren Cephalosporine sowie weitere Antibiotika, wie der BVKJ berichtet. Der Mangel sei deutschlandweit festzustellen und nicht auf Antibiotika beschränkt. So berichteten bei Salbutamol 67,8 Prozent der Umfrageteilnehmer von einer Mangelsituation, 58,2 Prozent gaben einen Mangel von inhalativen Steroiden und 25 Prozent bei ADHS-Medikamenten an. 35 Prozent der Teilnehmenden befürchten, dass der Medikamentenmangel die Behandlungsqualität in stark negativem Maße beeinflusst, fünf Prozent stellten sogar schwerwiegende Risiken für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fest. Nur 8,2 Prozent sind der Ansicht, dass der Mangel keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Behandlungsqualität habe. Aber nicht nur der Arzneimittelmangel als solcher hat laut BVKJ negative Auswirkungen auf die Versorgung: Den mit der Neuausstellung von Ersatzverordnungen einhergehende Zeitaufwand schätzt der überwiegende Teil der Befragten (42,5 %) auf zwei bis fünf Stunden, einige (18,7 %) auf sogar mehr als fünf Stunden pro Monat. Dies stelle eine erhebliche Belastung für die Ärzte dar und reduziere ihre Zeit für die Patientenversorgung, kritisierte der Berufsverband.
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