Cannabis – Assoziation mit Kopf-Hals-Krebs

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Krebs durch Cannabisrauch? Eine US-amerikanische Studie zeigt einen Zusammenhang: Demnach haben Erwachsene mit Cannabisabhängigkeit ein 3,5 bis 5-fach erhöhtes Risiko für Kopf-Hals-Krebs, verglichen mit Nichtkonsumenten.

„Dies ist eine der ersten Studien – und die größte, von der wir bisher wissen – die Kopf-Hals-Krebs mit Cannabiskonsum in Verbindung bringt“, sagte Dr. Niels Kokot, Kopf- und Hals-Chirurg am Head and Neck Center der University of Southern California (USC) und Hauptautor der multizentrischen Studie. Die Entdeckung dieses Risikofaktors sei wichtig, weil mit dem Wissen um Risikofaktoren die Erkrankung möglicherweise vermeidbar sei, so Kokot weiter.

Das Autorenteam konnte zeigen, dass Personen mit Cannabiskonsumstörungen höhere Raten aller Arten von Kopf-Hals-Krebs aufwiesen. Zudem war die Prävalenz von Kopf-Hals-Krebs bei Personen mit Cannabiskonsumstörungen unabhängig von anderen Faktoren wie Alter, Geschlecht und ethnischer Zugehörigkeit. Alkohol- und Tabakkonsum, die auch mit Kopf-Hals-Krebs assoziiert sind, spielten bei den Ergebnissen ebenfalls keine Rolle.

Cannabisrauch: Schlimmer als Tabakqualm?

Kokot und sein Team stellen die Hypothese auf, dass vor allem die schädliche Wirkung des Cannabis-Rauches das Risiko für Kopf-Hals-Krebs erhöht. In der Studie wurde zwischen verschiedenen Konsumarten unterschieden, allerding wird Cannabis wird in erster Linie durch Inhalation konsumiert. Über Tabakrauch ist bekannt, dass er zahlreiche Chemikalien enthält, die DNA-Schäden und Entzündungen verursachen, die unkontrolliert zu Krebs führen können. Der Rauch von Cannabis könnte ähnliche Schäden verursachen, so die Vermutung der Forschenden.

Tatsächlich könnte der Rauch von Cannabis noch schlimmer sein als der von Tabak: Kokot zufolge gibt es einige Hinweise darauf. „Cannabis wird in der Regel ungefiltert geraucht und im Vergleich zu Tabak tiefer inhaliert“, erklärte der Experte. „Außerdem verbrennt Cannabis bei einer höheren Temperatur als Tabak, was das Risiko einer krebserregenden Entzündung erhöht.“ 

Multizentrische Kohortenstudie mit Daten der letzten 20 Jahre

Kokot et al. analysierten für ihre multizentrische Kohortenstudie klinische Aufzeichnungen aus einer Datenbank mit Daten der letzten 20 Jahre (bis April 2024) von 64 Gesundheitseinrichtungen. Die Autoren suchten in der Datenbank nach Krankenakten von Erwachsenen aus den USA mit und ohne cannabisbedingte Störungen, die ambulant im Krankenhaus behandelt wurden und keine Vorgeschichte von Kopf-Hals-Krebs hatten.

Es wurde ein Propensity-Score-Matching für demografische Merkmale, alkoholbezogene Störungen und Tabakkonsum durchgeführt. Anschließend wurden die relativen Risiken (RR) berechnet, um das Risiko für Kopf-Hals-Krebs zu ermitteln, einschließlich der Unterkategorien (Larynx, Nasopharyn, Oropharynx, Mundhöhle, Speicheldrüse, Hypopharynx). Diese Analyse wurde bei den unter 60-Jährigen und den 60-Jährigen und Älteren wiederholt.

Höheres Krebsrisiko insbesondere für Mundhöhle, Oropharynx, Larynx

In die Studie wurden 116.076 Personen mit cannabisbedingter Störung eingeschlossen (44,5% weiblich, mittleres Alter 46,4±16,8 Jahre). Die Kohorte ohne Cannabiskonsumstörung bezog 3.985.286 Personen ein (54,5% weiblich, mittleres Alter 60,8±20,6 Jahre). Kopf-Hals-Krebs-Inzidenz war in der Gruppe mit Cannabiskonsumstörung höher als bei den Nichtkonsumenten (RR, 3,49; 95% Konfidenzintervall [KI], 2,78‒4,39).

Eine Analyse nach Lokalisation der Krebserkrankung zeigte, dass Personen mit Cannabiskonsumstörung ein erhöhtes Risiko für Oralkrebs (RR, 2,51; 95% KI, 1,81‒3,47), Oropharynxkrebs (RR, 4,90; 95% KI, 2,99‒8,02) und Larynxkrebs (RR, 8,39; 95% KI, 4,72‒14,90) hatten. Auch nach Stratifizieren nach älteren beziehungsweise jüngeren Altersgruppen waren die Ergebnisse konsistent.

Kokot hofft auf weitere Forschungen, die den Zusammenhang zwischen Cannabis und Kopf-Hals-Krebs untersuchen. In der Zwischenzeit könne diese Studie helfen das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Kopf-Hals-Krebs und Cannabiskonsum zu schärfen. (ja)