Cannabis bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Risiko für regelmäßigen Tabakkonsum steigt28. Oktober 2025 Foto: © Nyaaka/stock.adobe.com Junge Menschen, die Cannabis konsumieren, werden in der Folge mit höherer Wahrscheinlichkeit als Nichtkonsumenten auch regelmäßig zu Tabakprodukten greifen, wie aus einer neuen Untersuchung hervorgeht – selbst wenn sie zuvor keinen Tabak probiert haben. Laut der kürzlich in der Zeitschrift „Tobacco Control“ veröffentlichten Studie sind schätzungsweise 13 Prozent neuen Tabakkonsums auf die vorherige Verwendung von Cannabis zurückzuführen. „Diese Studie stellt lang gehegte Annahmen über die Wechselwirkungen zwischen Cannabis- und Tabakkonsum bei Jugendlichen infrage“, erklärt Prof. Karen Messer von der University of California (UC) San Diego Herbert Wertheim School of Public Health and Human Longevity Science (USA). Die Leiterin der Abteilung für Biostatistik am UC San Diego Moores Cancer Center ist korrespondierende Autorin der Veröffentlichung. Messer ergänzt: „Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, nicht nur die direkten Auswirkungen von Cannabis zu untersuchen, sondern auch seinen umfassenderen Einfluss auf die Muster des Tabakkonsums und der Tabakabhängigkeit.“ Führt Tabak- zu Cannabiskonsum ‒ oder ist es umgekehrt? Tabakrauchen gelte seit den 1970er-Jahren ‒ als Rauchen deutlich weiter verbreitet war als heute – als Einstieg in den Cannabiskonsum, erklären die Forschenden. Fast alle Cannabiskonsumenten damals hätten zuvor Tabak geraucht. Zwar ist der Tabakkonsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den USA seit damals deutlich zurückgegangen ‒ bei Cannabis sei dies aber nicht der Fall. Dies werfe die Frage auf, ob es möglicherweise einen umgekehrten Übergang gibt – von Cannabis zum regelmäßigen Tabakkonsum. Untersuchung auf Grundlage der PATH-Studie Für ihre Untersuchung griffen die Studienautoren auf Daten aus einer regelmäßigen Umfrage unter US-Haushalten zurück: PATH (Population Assessment of Tobacco and Health). Mithilfe dieser Informationen untersuchten sie den Zusammenhang zwischen dem Cannabiskonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Jahr 2017 und der Wahrscheinlichkeit für regelmäßigen Tabakkonsum vier Jahre später (2021). Insgesamt identifizierten die Forschenden 13.851 Befragte im Alter von 12 bis 24 Jahren, die laut eigenen Angaben im Jahr 2017 nie oder nicht regelmäßig Tabak (brennbar oder nicht brennbar) konsumierten und auch später noch an der Befragung teilnahmen. Von diesen Befragten erklärten 15,4 Prozent, in den vorangegangenen zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben. Die Wahrscheinlichkeit des Cannabiskonsums stieg mit dem Alter. Jede Person, die Cannabis konsumierte, wurde anhand verschiedener Merkmale einem vergleichbaren Nichtkonsumenten zugeordnet. Zu diesen Merkmalen gehörten demografische Daten ebenso wie die Erfahrung mit Tabakprodukten, psychische Symptome und wie bewusst die Befragten die Tatsache wahrnahmen, dass Zigaretten gesundheitsschädlich sind. Berechnung des Anteils neuer Tabakkonsumenten durch vorherigen Gebrauch von Cannabis Die Studie ergab, dass 32,7 Prozent der US-amerikanischen Teenager im Alter von zwölf bis 17 Jahren, die Cannabis konsumiert hatten, vier Jahre später zum regelmäßigen Tabakkonsum übergegangen waren – 15,6 Prozentpunkte mehr als ihre Kontrollgruppe. Unter den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren gaben 14 Prozent derjenigen, die Cannabis konsumierten, an, regelmäßig Tabak zu konsumieren – 5,4 Prozentpunkte mehr als ihre Kontrollgruppe. Die Analyse führte zu der Schlussfolgerung, dass 13 Prozent des gesamten neuen regelmäßigen Tabakkonsums auf Cannabis zurückzuführen ist. Hochgerechnet auf die gesamte US-Bevölkerung schätzen die Autoren, dass 509.800 weniger Teenager und junge Erwachsene in den USA im Jahr 2021 zum regelmäßigen Tabakkonsum übergegangen wären, wenn sie 2017 keine Vorerfahrungen mit Cannabis gehabt hätten. Autoren räumen gewisse Einschränkungen der Studie ein Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, kann als solche keine Ursache-Wirkungs-Beziehung hergestellt werden. Die Autoren räumen zudem einige Schwächen der Untersuchung ein, die ihre Aussagekraft möglicherweise einschränken. Dazu gehört, dass die Untersuchten selbst Angaben zum Konsum von Tabak und Cannabis machten. Auch seien einige Faktoren wie der negative Einfluss Gleichaltriger in Sachen Konsum, sozioökonomische Faktoren oder eine zugrunde liegende Neigung zum Substanzkonsum möglicherweise nicht vollständig erfasst worden. Die Schätzung des Cannabiskonsums in den vorangegangenen zwölf Monaten anstelle einer Erhebung des aktuellen Konsums dürfte den gemessenen Zusammenhang ebenfalls geschwächt haben, mutmaßen die Forschenden. Dennoch kommen die Studienautoren zu dem Schluss, dass Cannabiskonsum bei Jugendlichen einen wesentlichen Risikofaktor für den Übergang zum regelmäßigen Tabakkonsum darstellt und dass Cannabisprävention ein zentrales Ziel von Tabakkontrollprogrammen sein sollte. Cannabis hier nicht zu berücksichtigen, könnte bisherige Maßnahmen der Tabakkontrolle und deren Erfolge untergraben. (ac/BIERMANN)
Mehr erfahren zu: "Burnout erhöht Risiko für früheren Ruhestand von Ärzten" Burnout erhöht Risiko für früheren Ruhestand von Ärzten In Sachsen denken viele Ärztinnen und Ärzte darüber nach, früher als geplant in den Ruhestand zu gehen – und Burnout spielt dabei eine entscheidende Rolle. Das zeigt eine aktuelle Studie […]
Mehr erfahren zu: "OnkoAktiv erhält Krebsinnovationspreis 2025" OnkoAktiv erhält Krebsinnovationspreis 2025 Das bundesweite Netzwerk OnkoAktiv, gegründet am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, erhält den Krebsinnovationspreis Baden-Württemberg 2025.
Mehr erfahren zu: "ESMO Congress 2025: Thymusgesundheit hängt mit Ansprechen auf Immuntherapie zusammen" ESMO Congress 2025: Thymusgesundheit hängt mit Ansprechen auf Immuntherapie zusammen Die Gesundheit des Thymus ist laut einer internationalen Studie, die auf dem ESMO 2025 vorgestellt wurde, mit dem Ansprechen von Krebspatienten auf die Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren verbunden.