Cannabiskonsum in Deutschland 2024: Trends, Konsumformen und -gründe

Die meisten Cannabiskonsumenten rauchen die Droge. (Foto: © Aleksej – stock.adobe.com)

Nach der Teillegalisierung von Cannabis hat sich der seit vielen Jahren beobachtete, leicht ansteigende Konsumtrend in Deutschland weiter fortgesetzt. Das zeigen die Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA).

Als das viel diskutierte Cannabisgesetz (CanG) am 1. April 2024 in Kraft trat, lautete eine der Bedingungen, dass gemäß Paragraf 43 des Konsumcannabisgesetzes (KCanG) die Auswirkungen der Teillegalisierung auf die Gesundheit und Konsummuster der Bevölkerung wissenschaftlich begleitet werden würden. Hierfür wurde das Forschungsprojekt EKOCAN ins Leben gerufen, dessen erster vorläufiger Teilbericht im September dieses Jahres im Rahmen der Bundespressekonferenz präsentiert wurde.

Die meisten Konsumenten greifen nur gelegentlich zu Cannabis

In dieses Forschungsprojekt werden unter anderem die Daten des ESA miteinbezogen. In diesem Survey werden wiederholt querschnittlich Personen befragt. Im Jahr 2024 waren es 7534 Befragte. Neben der Auswertung zu Süchten im Allgemeinen widmet sich eine Teilauswertung speziell dem Konsum von Cannabis.

Von den Befragten gaben 2012 noch 4,5 Prozent an, während der vergangenen zwölf Monate Cannabis konsumiert zu haben. Im Jahr 2021 waren es 8,8 Prozent. Dieser leichte Anstieg setzte sich 2024 fort und stieg auf 9,8 Prozent (nicht signifikant). Zu allen Zeitpunkten überwogen Konsumenten mit gelegentlichem Konsum (ein- bis neunmal jährlich). Da die Befragung von August bis Dezember 2024 stattgefunden hat, war Cannabis zum Erhebungszeitpunkt erst seit wenigen Monaten teillegalisiert. Entsprechend könnten aus den Zahlen keine Auswirkungen der Legalisierung auf die Prävalenz des Cannabiskonsums abgeleitet werden.

Gesundheitsrisiken durch Cannabisrauchen

Die mit Abstand häufigste Konsumform von Cannabis war das Rauchen als Joint (88,6%). Knapp 70 Prozent der Konsumierenden gaben an, Cannabis (fast) immer mit Tabak zusammen zu konsumieren. „Diese Konsumform birgt erhebliche, vor allem chronische, Gesundheitsrisiken für Konsumierende, zum Beispiel für das Atmungssystem“, erklärte Prof. Benedikt Fischer von der Simon Fraser University in Vancouver (Kanada).

Als Gründe für den Konsum gaben regelmäßig sowie stark Konsumierende häufiger Stress- und Emotionsregulation an, während gelegentlich Konsumierende eher aus hedonistischen Motiven oder Neugierde konsumierten. Die Autoren sehen in den Ergebnissen die Annahme gestärkt, dass stark Konsumierende dies zur Selbstmedikation tun.

Zwischen Genuss und Selbsthilfe

„Ein bemerkenswert hoher Anteil der Cannabiskonsumenten gibt an, Cannabis für ‚Selbstmedikations‘-Zwecke zu benutzen, vor allem die intensiv Konsumierenden. Obwohl die Grenzen zwischen ‚Genuss‘- und ‚Selbsthilfe‘-Konsum bei Cannabis allgemein fließend sind, stellt sich akut die Frage: Finden solche ‚Selbstmedikations‘-Praktiken am sinnvollsten über Cannabiskonsum – und vor allem Marihuana und ‚Joints‘ –, oder besser über alternative und weniger riskante Aktivitäten statt? Hier besteht sicherlich Raum und Bedarf für Interventionen“, erklärte Fischer.

Als „erfreulich“ bewertete der Experte das Ergebnis, dass etwa jede vierte Person, die Cannabis konsumierte, Mitglied in einem Cannabis-Club war. Mehr als jede Fünfte betrieb Eigenanbau. „Schon kurz nach der Legalisierung machen sich erhebliche Minoritäten von Cannabiskonsumierenden – insbesondere unter den Intensivkonsumierenden – die legalen Beschaffungsquellen für Cannabis zunutze: unter anderem Eigenanbau oder eine Mitgliedschaft in Cannabis Clubs. Damit entziehen sie sich den illegalen Cannabismärkten oder -quellen“, begrüßte Fischer. Er appellierte jedoch entsprechende Strukturen und Angebote in den kommenden Jahren konsequent auszubauen, beispielsweise über die Zahl der funktional verfügbaren Cannabis-Clubs.