CAR-T-Zellen: „Türöffner“ für Immunzellen, die im Nervensystem Nebenwirkungen verursachen?

Chimeric Antigen Receptor (CAR) zwischen T-Zelle und Krebszelle. (Abbildung: © Alpha Tauri 3D/stock.adobe.com)

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben Mechanismen neurologischer Nebenwirkungen nach CAR-T-Zelltherapie gegen Blutkrebs entdeckt.

Mit der neuartigen Therapie der CAR-T-Zellen genetisch modifizierten Immunzellen können bei schwer behandelbaren Blutkrebserkrankungen schon große klinische Erfolge bis hin zur Heilung erzielt werden. Neben der Wirksamkeit kann die Gabe von CAR-T-Zellen jedoch auch zu neuen, zum Teil schweren bis potenziell tödlichen Nebenwirkungen führen, die unter anderem das Nervensystem betreffen.

Ein Team aus UKE-Wissenschaftlern von der Interdisziplinären Klinik für Stammzelltransplantation in Zusammenarbeit mit den Kliniken für Neurologie und Intensivmedizin, der II. Medizinischen Klinik sowie dem Institut für Transfusionsmedizin konnte jetzt zeigen, dass die CAR-T Zellen wahrscheinlich als „Türöffner“ für nicht genetisch modifizierte Immunzellen fungieren, die sich im Nervensystem trotz intensiver Behandlung vermehren und dort die neurologischen Nebenwirkungen verursachen.

„In der frühen Phase der Neurotoxizität beobachteten wir eine deutliche Anreicherung von CAR-T-Zellen im Hirnnervenwasser, dem Liquor. Bei den meisten Patient:innen führte die immunsuppressive Behandlung mit Cortison zum Verschwinden dieser Zellen aus dem Liquor. Bei Patient:innen, die nicht auf die Therapie ansprachen, ging die Zahl der Immunzellen im Liquor zwar auch zurück, aber nicht vollständig“, erläutert Prof. Francis Ayuk, Leiter des CAR-T-Zell-Programms in der Klinik für Stammzelltransplantation.

Anhand des genetischen Fingerabdrucks der verbliebenen T-Zellen konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass bestimmte Nicht-CAR-T-Zellklone in der Lage waren, sich trotz Behandlung im Liquor zu vermehren und die Neurotoxizität aufrechtzuerhalten. Experimentelle Ansätze, die ein Abschalten der CAR-T-Zellen im Falle schwerer Nebenwirkungen durch eingebaute Notbremsen ermöglichen, würden bei diesen schweren neurologischen Nebenwirkungen den Forschenden zufolge daher wahrscheinlich gar nicht funktionieren. „Hier könnten breiter wirksame, potente und zugleich weniger toxische Medikamente zur Anwendung kommen“, ergänzt Studienleiterin Dr. Carolina Berger aus der Klinik für Stammzelltransplantation.