CEDs: TikTok-Videos auch zu diesen Erkrankungen sind von geringer inhaltlicher Qualität

Viele CED-Patienten möchten sich mithilfe von TikTok-Videos über den Umgang mit ihrer Erkrankung informieren. In einer neuen Untersuchung fielen aber die beliebtesten Beiträge dazu in puncto inhaltlicher Qualität durch: Auf der Global Quality Scale betrug die durchschnittliche Qualität nur zwei von fünf erreichbaren Punkten. (Foto: © Trickster*/stock.adobe.com)

Die beliebtesten Videos auf der Plattform TikTok, in deren Mittelpunkt Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CEDs) stehen, haben zwar Millionen von Klicks, liefern aber Inhalte von nur geringer medizinischer Qualität, wie eine Untersuchung bestätigt.

„Social-Media-Plattformen wie TikTok können eine große Zahl von CED-Patienten erreichen, insbesondere junge Patienten“, kommentiert Erstautorin Dr. Samantha Winders von der University of Washington School of Nursing (USA). „Unsere Studie zeigt Probleme bei der medizinischen Qualität der Informationen in den am häufigsten betrachteten Beiträgen auf – was Möglichkeiten für Mediziner eröffnet, selbst guten Content zu schaffen, der Lücken in der CED-Aufklärung schließt.“

TikTok: Möglichkeit, junge Erwachsene mit CEDs zu erreichen

Social-Media-Plattformen haben sich zu einem wichtigen Mittel entwickelt, um Gesundheitsinformationen zu teilen. Sie besitzen das Potenzial, Informationen rasch in verschiedensten Zielgruppen zu verbreiten. Besonders beliebt unter jungen Erwachsenen ist TikTok: Die Plattform hat mehr als eine Milliarde Nutzer weltweit, von denen die meisten zwischen 18 und 34 Jahren alt sind. Winders und ihre Kollegen setzten eine Studie auf, um die inhaltliche Qualität und die Themen von TikTok-Videos zu bewerten, die sich mit CEDs (inflammatory bowel diseases [IBDs]) beschäftigen.

Die Forschenden suchten nach den am häufigsten aufgerufenen englischsprachigen Videos auf der Plattform, wobei sie relevante Hashtags (#ibd, #crohns, #colitis) verwendeten. Sie analysierten Merkmale, Qualität und Inhalt der so identifizierten 86 Videos mit insgesamt 235 Millionen Klicks, gepostet von 41 TikTok-Nutzern. Alle Videos stammten von Personen, die selbst an einer CED leiden – von einem Mediziner kein einziges.

Möglichkeit für „maßgeschneiderte aufklärende Inhalte“ für TikTok-Nutzer mit CEDs

Die inhaltliche Qualität der untersuchten Videos wurde als gering eingeschätzt, auch wenn sie sehr beliebt waren: Auf der Global Quality Scale betrug die durchschnittliche Qualität nur zwei von fünf erreichbaren Punkten. „Bei den meisten Videos gab es einen Mangel an Informationen und verlässlichen Quellen“, schreiben die Studienautoren – eine Beobachtung, die mit früheren Untersuchungen bezüglich Social-Media-Content zu anderen Erkrankungen übereinstimmt.

Eine Analyse der behandelten Themen ergab Folgendes: Fast 70 Prozent der Top-CED-Videos beschäftigte sich mit dem Thema „Stoma“. Eine Subthemenanalyse ergab Inhalte zum Stoma, wie die einzelnen Schritte beim Wechsel des Beutels und die Reinigung des Stomas. Andere Videos thematisierten den Umgang mit dem künstlichen Darmausgang auf eher emotionaler Ebene: Wie man ihn zu Normalität werden lassen kann, manchmal unter Zuhilfenahme von Musik und Humor, um negativen Wahrnehmungen entgegenzutreten.

Die Interessenvertretung von Betroffenen war das zweithäufigste (37%) Thema in den untersuchten 86 Videos. Hier zählten zu den wichtigsten Subthemen die Aufklärung der Öffentlichkeit zu CEDs und der damit verbundenen „unsichtbaren Behinderung“. Auf Platz zwei der Subthemen in diesem Bereich gehörten Aspekte des Umgangs der Patienten mit ihrer Erkrankung (32%): Dabei ging es um die medikamentöse Therapie, Operationen und die Ernährung. Andere wichtige Themen waren das Symptommanagement, die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems und soziale Beziehungen.

Fazit: Mit den richtigen Inhalten kann TikTok für Betroffene zu einem guten Informationsort werden

Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass TikTok unter bestimmten Umständen ein „sicherer Ort sein kann, wo CED-Patienten Informationen zu ihrer nicht sichtbaren Erkrankung teilen und Bewusstsein dafür schaffen können“. Die in der Studie ermittelten Themen und Subthemen „deuten möglicherweise auf einen Bedarf an CED-spezifischer Aufklärung zu Stoma, Interessenvertretung und Krankheitsmanagement hin“. Die Autoren unterstreichen dabei jedoch, dass die inhaltliche Qualität von CED-assoziierten TikTok-Videos derzeit gering ist – das Potenzial bezüglich falscher Informationen sei besorgniserregend. Vor dem Hintergrund, dass kein einziges der beurteilten Videos von einem Mediziner stammte, erklären Winders et al.: „TikTok bietet Health Care Professionals Möglichkeiten, um mit CED-Betroffenen zu interagieren, in der Öffentlichkeit Bewusstsein für CEDs zu schaffen und auf die Patienten zugeschnittenen Aufklärungs-Content für Nutzer dieser Plattform zu liefern.“