Cholesterinsenker als Therapie für HPV-positiven Krebs?

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Präklinische Ergebnisse zeigen, dass Fenofibrat die Funktion eines wichtigen Tumorsuppressorgens bei HPV-positivem Kopf-Hals-Krebs und Gebärmutterhalskrebs wiederherstellt.

Kann der Cholesterinsenker Fenofibrat als Therapie gegen HPV-positiven Kopf-Hals-Krebs (HNSCC) oder Gebärmutterhalskrebs eingesetzt werden? Dieser Frage ging ein Team des University Hospitals Seidman Cancer Center, USA, nach. In präklinischen Untersuchungen an Zelllinien und Mausmodellen für HPV-positive Krebsarten zeigte Fenofibrat eine ähnlich gute Wirkung wie Cisplatin. Fenofibrat scheint HPV-Onkoproteinen entgegenzuwirken und hilft, die Funktion des Tumorsuppressorgens p53 wiederherzustellen.

„Wenn wir verhindern können, dass die HPV-assoziierten Onkoproteine den p53-Spiegel senken, sollten wir in der Lage sein, die starke Anti-Krebs-Aktivität dieses Gens wiederherzustellen“, hofft Wendi Quinn O’Neill, MS, DDS, wissenschaftliche Mitarbeiterin am UH Seidman Cancer Center und Hauptautorin der jüngsten Studie. „Und genau das haben wir in unseren präklinischen Studien gesehen.“

Beim Vergleich von Gewebeproben von mit Fenofibrat behandelten Mäusen mit solchen, die den Wirkstoff nicht erhalten haben, habe sich eine viel eine viel stärkere Expression von p53 bei den behandelten Mäusen gezeigt, so O’Neill weiter. Das Medikament setzte den Wächter des Genoms wieder in Gang. „Das sind wirklich aufregende Ergebnisse, und jetzt sind wir dabei, eine Reihe von klinischen Studien durchzuführen, um zu prüfen, ob wir dieses Medikament möglicherweise bei Krebspatienten einsetzen können,“ ordnete die Autorin ihre Studienergebnisse ein.

Infiltration des Tumors mit Immunzellen im Laborversuch

Interessanterweise scheine Fenofibrat auch die Mikroumgebung des HPV-positiven Tumors auf eine Weise „umzuprogrammieren“, die sich als vorteilhaft erweisen könnte. O’Neill erklärte: „Wir verstehen den genauen Mechanismus nicht, der dafür verantwortlich ist – aber als wir die Mäuse mit Fenofibrat behandelten, stellten wir fest, dass die Tumore Ansammlungen von Immunzellen aufwiesen, die den Tumor infiltrierten.“ In einigen wenigen Fällen sei nur etwas faseriges Gewebe und Entzündungszellen anstelle des Tumors zu sehen gewesen und in einem Fall seien keine Anzeichen des ursprünglichen Tumors mehr zu erkennen gewesen, führte O’Neill weiter aus. „Fenofibrat scheint die Immunzellen des Wirts zu reaktivieren und wir können sehen, wie sie den Tumor angreifen.“

Am UH Seidman Cancer Center sind auf Basis der Ergebnisse zwei Phase-I-„window of opportunity“-Studien gestartet, von denen eine Patienten mit HPV-positivem Gebärmutterhalskrebs und die andere solche mit HPV-positivem HNSCC einschließt. Die Patienten erhalten das Prüfpräparat Fenofibrat in der Zeit zwischen der Diagnose und der endgültigen chirurgischen Behandlung. Anschließend soll das entnommene Gewebe analysiert werden, um zu prüfen, ob sich die in Laborexperimenten beobachteten Veränderungen der zellulären Signalwege auch bei Patienten zeigen. In keiner der beiden klinischen Studien wird Fenofibrat in einer therapeutischen Dosis getestet, das wäre der nächste Schritt – wenn die Ergebnisse der ersten „window of opportunity“-Studien vielversprechend sind, erläuterte O’Neill.

Wenn sich die Behandlung mit Fenofibrat jedoch als wirksam erweise, habe sie das Potenzial, eine gezieltere und weniger toxische Therapie für Patienten mit HPV-bedingtem Krebs zu sein so die Einschätzung der Studienautorin. O’Neill zufolge gibt es derzeit keine derartigen gezielten therapeutischen Ansätze.