Cholesterinsenker reduzieren braunes Fettgewebe7. Januar 2019 Foto: © roger ashford – fotolia.com Statine reduzieren das für die Gesundheit vorteilhafte braune Fettgewebe, wie ETH-Wissenschaftler zeigen konnten. Dennoch dürften die Statine nun nicht verteufelt werden, betonen die Forschenden. Ein Teil der erwachsenen Menschen besitzt nicht nur weißes, sondern auch braunes Fettgewebe. Letzteres hilft, Zucker und Fett in Wärme zu verwandeln. Wer braunes Fettgewebe hat, kann seine Körperwärme im Winter besser regulieren und leidet weniger häufig an Übergewicht und an Diabetes. Ein internationales Team von Forschern unter der Leitung von Christian Wolfrum, Professor am Labor für translationale Ernährungsbiologie der ETH Zürich, hat nun herausgefunden, dass die Medikamentenklasse der Statine die Bildung von braunem Fettgewebe reduziert. Bei Mäusen und Menschen Wolfrum und seine Kollegen erforschen das braune Fettgewebe schon seit Jahren. Sie gingen der Frage nach, wie aus den «schlechten» weißen Fettzellen, die das bekannte Fettpolster bilden, «gute» braune Fettzellen entstehen. In Zellkultur-Experimenten haben sie nun herausgefunden: Eine zentrale Rolle bei dieser Umwandlung spielt der für die Herstellung von Cholesterin verantwortliche Stoffwechselweg. Als Schlüsselmolekül, das die Umwandlung reguliert, identifizierten die Wissenschaftler das Stoffwechselprodukt Geranylgeranyl-Pyrophosphat. Der Cholesterin-Stoffwechselweg ist auch für die Wirkung von Statinen zentral, wie aus früheren Studien bekannt ist: Unter anderem führen Statine zu einer verminderten Bildung von Geranylgeranyl-Pyrophosphat. Daher wollten die Forschenden wissen, ob Statine auch die Bildung von braunem Fettgewebe beeinflussen. Sie tun das in der Tat, wie die Wissenschaftler nun in Studien bei Mäusen und Menschen zeigen konnten. Unter anderem werteten die Forschenden Positronen-Emissions-Tomografiebilder von rund 8500 Patienten des Universitätsspitals Zürich aus. Auf diesen Bildern konnten die Wissenschaftler erkennen, ob die Personen braunes Fettgewebe besitzen. Außerdem war von den Patienten bekannt, ob sie Statine nehmen mussten. Die Auswertung zeigte, dass unter den Personen, die keine solche Mittel nehmen mussten, 6 Prozent braunes Fettgewebe hatten. Unter den Personen, die Statine einnahmen, hatten nur gut 1 Prozent solches Gewebe. In einer davon unabhängigen klinischen Studie mit 16 Personen an den Universitätsspitälern Basel und Zürich konnten die Forschenden außerdem zeigen, dass Statine die Aktivität des braunen Fettgewebes reduzieren. Obschon die Studie einen negativen Effekt von Statinen aufzeigt, warnt der ETH-Professor davor, diese Medikamente schlecht zu reden. «Man muss auch in die Waagschale werfen, dass Statine unheimlich wichtig sind zur Prophylaxe von Herzkreislauferkrankungen. Diese Medikamente retten weltweit vielen Millionen Menschen das Leben und werden aus guten Gründen verschrieben», sagt Wolfrum. Es gibt allerdings noch einen weiteren negativen Effekt von Statinen: Hochdosiert eingenommen erhöhen sie bei gewissen Menschen das Risiko, an Diabetes zu erkranken, wie aus anderen Studien bekannt ist. «Möglicherweise hängen diese beiden Effekte – die Verringerung von braunem Fettgewebe und das leicht erhöhte Diabetes-Risiko – zusammen», sagt Wolfrum. Dies müsse nun aber zunächst genauer untersucht werden. Doch selbst wenn sich ein solcher Zusammenhang bewahrheiten sollte, ginge es nicht darum, Statine zu verteufeln, betont der ETH-Professor. Viel eher müsste man in weiterer Forschung den Wirkmechanismen auf den Grund gehen und herausfinden, welche Patienten von den negativen Effekten betroffen sind. Möglicherweise könnte man dann mit Ansätzen der personalisierten Medizin der Mehrheit der Patienten weiterhin Statine empfehlen, müsste jedoch einer kleinen Patientengruppe alternative Therapien nahelegen. Publikation: Balaz M et al.: Inhibition of Mevalonate Pathway Prevents Adipocyte Browning in Mice and Men by Affecting Protein Prenylation. Cell Metabolism, 20. Dezember 2018, doi: 10.1016/j.cmet.2018.11.017 http://dx.doi.org/10.1016/j.cmet.2018.11.017
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