Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung und Cortison: Mit Gewebeproben zum Therapie-Erfolg

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Forschende des Universitätsklinikums Freiburg haben einen neuen Ansatz entwickelt, um den Behandlungserfolg bei Patienten mit Chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) mittels inhalativem Cortison vorherzusagen.

Die HISTORIC-Studie wurde im September auf dem internationalen Kongress der European Respiratory Society in Mailand (Italien) vorgestellt. Die medizinischen Fachzeitschriften „New England Journal of Medicine” und „European Respiratory Journal”, bezeichneten die Studie zudem als eine der vier bedeutendsten Publikationen des Jahres 2023 im Bereich der Pneumologie.

„Die Resultate dieser Studie markieren eine neue Ära in der individualisierten Behandlung von COPD. Wir können jetzt auf Grundlage der Gewebeprobe präziser entscheiden, welche Therapieform am besten für jede*n Patient*in geeignet ist”, berichtet Studienleiterin Prof. Daiana Stolz, Ärztliche Direktorin der Klinik für Pneumologie des Universitätsklinikums Freiburg.

Cortison für COPD-Therapie bislang umstritten

Die Frage, welche COPD-Patienten genauso wie solche, die an Asthma leiden, von inhalativem Cortison profitieren können, ist seit zwei Jahrzehnten ein kontrovers diskutiertes Thema. „Unsere Ergebnisse bieten für die Klärung dieser Ungewissheit nun einen vielversprechenden Ansatz”, sagt Stolz. An der Studie waren 180 COPD-Patienten beteiligt, denen mittels einer Lungenspiegelung Gewebeproben aus den Bronchien entnommen wurden. In einem nächsten Schritt wurde der Anteil von glatten Muskelzellen in diesen Proben bestimmt. Ein hoher Anteil von glatten Muskelzellen deutet auf eine Entzündung ähnlich wie beim Asthma hin. Die Patienten erhielten ein Jahr lang eine inhalative Therapie, die bronchienerweiternde Medikamente sowie entweder Cortison oder Placebo beinhaltete.

Glatte Muskeln als Anzeichen für Erfolg

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass diejenigen COPD-Patienten, bei denen ein hoher Anteil von mehr als 20 Prozent an glatten Muskeln in den Gewebeproben festgestellt wurde, von der inhalativen Cortison-Therapie hinsichtlich Lungenfunktion, Beschwerden und Lebensqualität besonderes profitierten. Die kombinierte Behandlung mit zwei die Bronchien erweiternden Arzneimitteln und inhalativem Cortison steht für einen Teil der COPD Patienten mit einer Reduktion der Exazerbationen und Hospitalisierungen in Verbindung. Die Patienten erleben demnach weniger häufig eine starke Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes und haben eine geringere Wahrscheinlichkeit dafür, in einem Krankenhaus behandelt werden zu müssen. Sogar eine verbesserte Überlebensrate kann erreicht werden. Jedoch hat diese Therapie gleichzeitig potenzielle Nebenwirkungen, wie beispielsweise ein erhöhtes Pneumonierisiko. Aus diesem Grund ist es von besonderer Bedeutung, zeitnah festzustellen, welche COPD-Patienten von dieser Therapie profitieren.

„Die vorliegenden Ergebnisse repräsentieren einen bedeutenden Fortschritt in Richtung personalisierter Medizin im Bereich der COPD-Behandlung. Wir sind zuversichtlich, dass diese Erkenntnisse einen positiven Einfluss auf die individuelle Betreuung und Therapie unserer Patient*innen haben werden“, unterstreicht Stolz.