Chronische Lungenerkrankungen: Gesang in einer Gruppe kann Symptome mindern und die Lebensqualität erhöhen29. Oktober 2025 Symbolfoto: © highwaystarz/stock.adobe.com Das gemeinschaftliches Singen Menschen mit einer chronischen Lungenerkrankung helfen kann, hat eine randomisierte kontrollierte Studie gezeigt, deren Ergebnisse Ende September auf dem Kongress der European Respiratory Society in Amsterdam (Niederlande) präsentiert wurden. Prof. Natasha Smallwood von der australischen Monash University in Melbourne betonte auf dem Kongress: „Chronische Dyspnoe ist ein häufiges und in hohem Maße belastendes Symptom bei Menschen mit Chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und Interstitieller Lungenerkrankung (ILD). Dennoch mangelt es an sicheren, effektiven und akzeptablen Behandlungsoptionen zum Management dieses Symptoms.“ Gesucht wird: Evidenz für den Nutzen von gemeinschaftlichem Gesang Die Medizinerin fuhr fort: „Das Singen in einer Gruppe kommt dabei immer mehr zur Anwendung, um Personen mit neurologischen, psychischen und respiratorischen Erkrankungen beim Umgang mit ihren Symptomen zu helfen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Wir brauchen aber mehr Evidenz, um zu belegen, dass sich dies günstig auswirkt – vor allem bei Patienten mit einer interstitiellen Lungenerkrankung.“ Im Rahmen der vorgestellten SINFONIA-Studie nahmen Patienten für zwölf Wochen an einer 90-minütigen Online-Sitzung einmal wöchentlich teil, in der sie gemeinsam mit anderen Betroffenen sangen. Entwickelt und geleitet wurden diese Sitzungen von einem qualifizierten Musiktherapeuten. Sie umfassten Warm-ups, Atemübungen, das Singen von Liedern und soziale Kontakte, um die Bindung der Gruppe zu stärken. Möglichst niedrigschwelliges Angebot untersucht Als Online-Sitzungen waren diese Treffen konzipiert, um eine Teilnahme so leicht wie möglich zu machen. Dafür wurden den Teilnehmenden iPads und ein kostenloses Datenkontingent zur Verfügung gestellt – auch diese sollten die Hürde für eine Teilnahme senken. Gesungen wurden Lieder wie „Can’t Help Falling In Love“, „Let It Be“ oder „Pack Up Your Troubles“. Aufgenommen in die Studie wurden 101 Personen, von denen 50 randomisiert der singenden Gruppe und die übrigen 51 der üblichen Versorgung zugewiesen wurden – beispielsweise Raucherentwöhnung, Impfungen gegen Atemwegsinfektionen, eine Inhalationstherapie, Unterstützung beim Selbstmanagement und die Verordnung von Antifibrotika. Von den in die Untersuchung eingeschlossenen Personen litten 64 an einer COPD und 37 an einer Interstitiellen Lungenerkrankung (ILD). Validierter Fragebogen zur Ermittlung der Lebensqualität eingesetzt Um die Outcomes zu beurteilen, machten die Teilnehmenden Angaben auf dem SF-36-Fragebogen zur Lebensqualität in acht Subdomänen, darunter Schmerz, soziale Funktion, Gesundheit im Allgemeinen und Fatigue (Punkte von 0 [geringste Lebensqualiät] bis 100 [höchste Lebensqualität]). In der singenden Gruppe wurde ein um 7,4 Punkte höherer SF-36-Wert erreicht als in der Kontrollgruppe. „Verglichen mit der üblichen Versorgung führte die Teilnahme am SINFONIA-Gesangsprogramm zu einer erhöhten Lebensqualität bei Patienten mit COPD oder ILD mit chronischer Dyspnoe“, berichtete Smallwood. „Dieser Effekt war besonders ausgeprägt bei Personen, die an mindestens acht der zwölf Sitzungen teilnahmen.“ Die Australierin ergänzte: „Die stärksten Verbesserungen beobachteten wir in den Domänen, die Einschränkungen der Patienten aufgrund ihrer körperlichen Gesundheit oder wegen emotionaler Probleme abbildeten.“ Frauen mit Ängsten oder Depression profitierten am meisten Die Ergebnisse deuteten auch darauf hin, dass Frauen – insbesondere solche mit Angststörungen oder Depression – hinsichtlich der Lebensqualität am stärksten von der Teilnahme an dem Gesangsprogramm profitierten. Dies war auch der Fall bei Personen, die in der Vergangenheit noch keine Lungenrehabilitationsmaßnahme vollständig abgeschlossen hatten. „Wie Gesang in einer Gruppe die Lebensqualität erhöht, ist immer noch unklar“, konstatierte Smallwood. Der Effekt könne zudem von Teilnehmer zu Teilnehmer unterschiedlich stark ausfallen. „Es könnte aber an einer verbesserten Atemkontrolle, dem Gemeinschaftsgefühl oder einer Verbesserung der Stimmung allgemein liegen“, mutmaßte sie. Dr. Apostolos Bossios, Leiter der ERS-Gruppe für Atemwegserkrankungen, sieht in der SINFONIA-Studie eine Bestätigung der Evidenz dafür, dass auch nicht medikamentöse Ansätze dazu geeignet sind, mit diesen Krankheiten umzugehen. Der Mediziner vom Karolinska Institute in Schweden kommentierte: „Wenn wir besser verstehen, wie Gesang in einer Gruppe in bestehende Versorgungsleistungen eingebunden kann, wird das für das Leben von Patienten mit Lungenerkrankungen wie COPD und ILD einen Unterschied machen können.“
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