Chronische Mittelohrentzündung bei Kindern verzögert Sprachentwicklung

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Mittelohrentzündungen sind in der Kindheit normal, aber laut einer aktuellen Studie sollten diese – mit Blick auf die Sprachentwicklung – ernst genommen werden.

Insbesondere bei einer Chronifizierung mit häufigen Infektionen kann die wiederholte Beeinträchtigung des Gehörs durch einen Paukenerguss zu Defiziten in der auditorischen Verarbeitung und Sprachdefiziten bei Kindern noch Jahre später führen, so ein Ergebnis der aktuellen Studie zweier US-amerikanischer Wissenschaftlerinnen.

„Mittelohrentzündungen sind so häufig, dass wir dazu neigen, sie als unbedenklich abzutun. Wir sollten alle Ohrinfektionen ernst nehmen“, sagte Susan Nittrouer, leitende Forscherin und UF-Professorin für Sprach-, Sprech- und Hörwissenschaften an der Hochschule für öffentliche Gesundheit und Gesundheitsberufe. Eltern sollten sich bewusst sein, dass ihr Kind einen Paukenerguss haben könne, ohne dass dies schmerzhaft sei, so Nittrouer weiter. Die Kinder sollten deshalb mit Blick auf ihr Gehör überwacht werden.

Nittrouer und Joanna Lowenstein, Forscherin am UF Health Clinical and Translational Science Institute, haben die auditive Verarbeitung und die Sprachentwicklung von 117 Kindern im Alter von fünf bis zehnJahren untersucht, 49 davon mit und 68 ohne chronische Otitis media in der frühen Kindheit. Kinder mit mehreren Ohrinfektionen vor dem dritten Lebensjahr verfügten im Durchschnitt über einen kleineren Wortschatz und hatten größere Schwierigkeiten, ähnlich klingende Wörter zuzuordnen als Kinder mit wenigen oder keinen Ohrinfektionen. Sie hatten auch Schwierigkeiten, Klangveränderungen zu erkennen.

Nittrouer rät, Kinder auch dann noch zu beobachten, wenn die letzten Ohrenschmerzen im Vorschulalter längst abgeklungen sind. Manche Sprachdefizite können sich erst in späteren Klassenstufen zeigen. „Im Laufe der Schulzeit wird die Sprache, die die Kinder verwenden müssen, immer komplexer“, sagt Nittrouer.

Nittrouer und Lowenstein verwendeten drei Tests, um die Sprachentwicklung und die auditive Verarbeitung zu beurteilen. In einem Test mussten die Kinder erkennen, welche von drei Zeichentrickfiguren anders klang als die beiden anderen. Dazu wurden die Muster der Lautstärke oder Amplitude im Zeitverlauf manipuliert. „Je besser man diese Amplitudenveränderung über die Zeit erkennen kann, desto besser ist man in der Lage, die Struktur von Sprache zu erkennen“, so Nittrouer. Bei der zweiten Aufgabe wurden die Kinder gebeten, Bilder zu benennen, die ihnen vorgelegt wurden, ein Maß für die Größe ihres Wortschatzes. Schließlich wurden die Kinder gebeten, Wörter danach zuzuordnen, ob sie mit demselben Sprachlaut beginnen oder enden.

Eine frühzeitige Behandlung von Ohrinfektionen kann laut Nittrouer dazu beitragen, Paukenergüsse zu verhindern, die das Gehör beeinträchtigen. Bei häufigen Infektionen sind Paukenröhrchen eine Option.