Chronische Nierenkrankheit: Neue Methode zur Vorhersage der Verschlechterung entwickelt

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Eine neue Methode der Universität Aarhus kann das Fortschreiten der chronischen Nierenkrankheit vorhersagen. Das könnte eine bessere und gezieltere Behandlung ermöglichen und die Notwendigkeit häufiger Krankenhausbesuche verringern.

Forscher der Universität Aarhus haben eine neue Methode entwickelt, mit der sich vorhersagen lässt, welche Patienten mit chronischem Nierenversagen Gefahr laufen, im Laufe der Zeit ihre Nierenfunktion zu verlieren. Die Methode basiert auf einer Analyse des Säure-Basen-Gleichgewichts in Urinproben, die frühe Anzeichen von Säureansammlungen aufzeigen kann.

„Wir haben festgestellt, dass sich das Gleichgewicht zwischen verschiedenen Säure-Basen-Elementen in Urinproben von Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten deutlich von dem gesunder Menschen unterscheidet. Dies veranlasste uns, ein Berechnungsmodell zu entwickeln, bei dem das Verhältnis zwischen mehreren Säure-Basen-Elementen im Urin mit der Nierenfunktion und dem Fortschreiten der Krankheit im Laufe der Zeit in Verbindung gebracht werden kann“, erklärt Mads Vaarby Sørensen, Doktorand und Forscher am Fachbereich Biomedizin der Universität Aarhus.

Frühzeitige Erkennung von Ungleichgewichten

Mit der neuen Methode können Ärzte Säureansammlungen früher erkennen, als dies mit den derzeitigen Bluttests möglich ist. Laut Sørensen können bestehende Biomarker Säureansammlungen erst dann messen, wenn sie so stark sind, dass sie das Säure-Basen-Gleichgewicht des Blutes beeinträchtigen.

Der neue Säure-Basen-Score könne Ungleichgewichte im Urin viel früher aufdecken. Ein weiterer Vorteil der neuen Methode ist ihre Präzision. „Unsere Methode wurde in mehreren unabhängigen Kohorten getestet und hat sich als sehr genau erwiesen, selbst wenn wir Urinproben derselben Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg analysieren“, erklärt Dr. Peder Berg, Postdoktorand an der Abteilung für Biomedizin der Universität Aarhus.

Diese neue Methode habe laut den Forschenden das Potenzial, die Art und Weise zu verändern, wie Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten überwacht und behandelt werden. Es könne so zwischen Patienten mit stabiler Nierenfunktion und solchen, die schnell an Nierenfunktion verlieren, unterschieden werden. „Die neue Methode könnte den Bedarf an häufigen Kontrolluntersuchungen bei stabilen Patienten verringern und Ressourcen für Patienten mit einem aggressiveren Krankheitsverlauf freisetzen“, sagt Samuel Svendsen, Assistenzarzt in der Abteilung für Nephrologie am Universitätskrankenhaus Aarhus.

Individualisierte Behandlung

Die Forschungsgruppe sei nach eigenen Angaben bereits mit mehreren internationalen Partnern im Gespräch, um ihre Forschung auf diesem Gebiet auszuweiten. Kurzfristig wollen die Forscher die Methode in Zusammenarbeit mit großen europäischen und amerikanischen Forschungszentren an bis zu 4000 Patienten validieren. Langfristig hoffen die Forscher, dass die neue Methode dazu beitragen kann, die Behandlung von Nierenkrankheiten zu individualisieren. „Wenn wir die Säurebildung früher vorhersagen können, können wir früher mit einer säurereduzierenden Behandlung eingreifen, was die Zeitspanne verlängern könnte, in der Patienten die Dialyse vermeiden können“, erklärt Svendsen.