Clinician Scientist: Charité-Programm zentraler Bestandteil der translationsorientierten Medizin

Foto (Symbolbild): © phonlamaiphoto – stock.adobe.com

Chancen und Herausforderungen einer integrierten Forschungs- & Facharztweiterbildung in der Universitätsmedizin – diesem Thema widmet sich die zweijährige Evaluation “Kritische Bestandsaufnahme des BIH Charité (Junior) Clinician Scientist Programms”, die das Berliner Programm anlässlich seines zehnjährigen Bestehens erstmals systematisch bewertet. 

Die Kritische Bestandsaufnahme des BIH Charité (Junior) Clinician Scientist Programms ist auf Initiative der Biomedical Innovation Academy (BIA) des Berlin Institute of Health (BIH) entstanden und wurde vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Kooperation mit der BIA durchgeführt. Mithilfe von standardisierten Online-Befragungen und Leitfaden-strukturierten Interviews wurden Chancen und Herausforderungen für eine erfolgreiche Integration akademischer Forschung in die Facharztweiterbildung im Rahmen des BIH Charité (Junior) Clinician Scientist Programms analysiert. Die Evaluation beruht auf Erfahrungen und Perspektiven von insgesamt 90 aktiven und ehemaligen Geförderten des Clinician Scientist-Programms sowie vergleichend dazu von 145 wissenschaftlich tätigen Medizinern und Medizinerinnen an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, die keine Förderung durch das Programm erhalten haben.*

Die Befunde zeigen nach Angaben des DZHW, dass die integrierte Forschungs- und Facharztweiterbildung an der Berliner Charité überwiegend positiv aufgenommen wird und einen zentralen Bestandteil der translationsorientierten Medizin darstellt. Das gegenwärtige System der Universitätsmedizin, das zunehmend mit ökonomischem Druck und Ausdifferenzierung konfrontiert sei, bedürfe strukturierter Clinician Scientist-Programme, um Forschung und Klinik auf fruchtbare Weise im klinischen Alltag miteinander zu verbinden. Verbesserungsbedarf identifiziere die Evaluationsstudie etwa bei der Formulierung von Leistungsansprüchen gegenüber den befragten Clinician Scientists, da der Anteil an Forschungszeit oder die anvisierten Karriereziele variieren könnten.

Die Evaluationsbefunde dienen laut DZHW jedoch nicht nur der Weiterentwicklung des Berliner Programms. „Aufgrund seines langjährigen Bestehens, seiner Größe und Heterogenität und der dadurch erlebten wie zugleich erprobten Erfahrungen, die sich in diesem Evaluationsbericht widerspiegeln, können auch andere Clinician Scientist-Programme von den Befunden profitieren“, kommentiert Dr. Barbara Hendriks, Projektleiterin der Evaluation. „Diese Evaluation ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine begleitende Wissenschaftsforschung Förderprogramme durch zusätzliche, allenfalls auch kritische Evidenz stärken kann“, so Prof. Martin Reinhart.

*Anm. d. Red.: Die Ophthalmologie ist als medizinischer Facharztbereich in der Evaluation des Programms dem Cluster “operativ/interventionell” zugeordnet.

Der Evaluationsbericht befindet sich zum Download auf der Projektseite des DZHW:
https://www.dzhw.eu/pdf/ab_folder_26/KritischeBestandsaufnahme.pdf