Cochlea-Implantat-Träger: Gehörlosigkeit und Selbstwertgefühl

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Wohlfühlen und psychische Gesundheit hängen eng mit dem Selbstwertgefühl zusammen. Eine aktuelle Studie verglich das Selbstwertgefühl erwachsener Cochlea-Implantat-Träger mit dem der Allgemeinbevölkerung.

Das Selbstwertgefühl gilt als zuverlässiger Prädiktor hinsichtlich der mentalen Gesundheit und ist entscheidend für das subjektive Wohlergehen und die psychische Gesundheit. Es kommt besonders in Situationen zum Tragen, in denen potenzielle Gesundheitsprobleme, etwa der teilweise oder komplette Verlust der Hörfunktion, vorliegen. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem Grad des Selbstwertgefühls erwachsener Patienten mit Gehörschädigungen, besonders solcher, die erst im Erwachsenenalter ein Cochlea-Implantat erhielten.

Die Probanden unterschieden sich nach dem Zeitpunkt des Einsetzens der Hörschäden sowie deren Ausmaßes; ihr Selbstwertgefühl wurde mit dem der Allgemeinbevölkerung verglichen. Die Daten für die Untersuchung stammten aus Fragebögen, die von Patienten ausgefüllt wurden, welche als Erwachsene ein CI erhielten. Die Probanden wurden in 4 Subgruppen unterteilt: prälinguale Gehörlosigkeit, postlinguale Gehörlosigkeit, prälinguale partielle Gehörlosigkeit und postlinguale partielle Gehörlosigkeit. Für die Bewertung des Selbstwertgefühl kam die Rosenberg Self-Esteem Scale (RSES) zum Einsatz.

Die Untersuchung ergab, dass das Selbstwertgefühl gehörloser oder partiell gehörloser Cochlea-Implantat-Träger niedriger ist als das der Gesamtbevölkerung; dies gilt besonders für Personen, deren Hörprobleme erst nach Sprach­erwerb auftraten. Der einzige, auf CI und Hörprobleme bezogene Faktor, der sich auf das Selbstwertgefühl auswirkt, war die Zufriedenheit mit dem Implantat – eine höhere Zufriedenheit mit dem CI stand also in Zusammenhang mit einem höheren Selbstwertgefühl. Der stärkste sozio­demographische Faktor war der Partnerschaftsstatus der Probanden; darüber hinaus wiesen Männer ein stärkeres Selbstwertgefühl auf als Frauen. Höherer Bildungsgrad sowie das Vorliegen eines Arbeitsverhältnisses führten ebenfalls zu einem besseren Selbstwertgefühl.

Die Autoren ziehen das Fazit, dass der komplette oder teilweise Verlust des Gehörs Risikofaktoren für ein geringes Selbstwertgefühl sind. Diese Tatsache sollte in den Aufmerksamkeitsfokus medizinischer Fachkreise sowie des Rehabilitations-, Bildungs- und Arbeitswesens gerückt werden. Medizinisches Eingreifen in Form eines Cochlea-Implantates versorgt die Patienten mit einem verbesserten Gehör, ist aber kein Allheilmittel, schreiben die Autoren. Das Selbstwertgefühl der Betroffenen sei nach wie vor verletzlich und die Stärkund des Selbstwertgefühls ein Aspekt auf den sich medizinisches Fachpersonal konzentrieren sollte. Psychologische, psycho-erzieherische und psychotherapeutische Maßnahmen können eine wichtige Rolle für Cochlea-Implantat-Träger spielen.

(am/ja)